Diese Worte sorgten für erhebliche Kontroversen. Damals wie heute. Wer hat sie richtig verstanden? Und ist Dir die Tragweite dieser Aussage bewusst?
Wieder einmal stritt Jesus mit den Juden in aller Öffentlichkeit. Diesmal allerdings besonders heftig. Jesus sprach im Laufe des Disputs den Juden sogar ab, dass sie Kinder Gottes seien und bezeugte ihnen, dass sie stattdessen den Teufel zum Vater hätten. Die Juden wiederum nannten Jesus daraufhin einen Samariter und sagten, er habe einen Dämon. Beide Seiten schenkten einander nichts und sprachen hemmungslos aus, was sie übereinander dachten. Am Höhepunkt dieses Streits sagte Jesus jenen eigenartigen Satz:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe Abraham wurde, bin ich. (Joh 8,58)
Dieser Satz löste sofort eine noch heftigere Reaktion der Juden aus, auf die wir später zu sprechen kommen. Zuerst sehen wir uns einmal den Satz genauer an und klären, warum Jesus ihn sagte und was er damit sagen wollte und was nicht. Denn eines will ich voraus schicken: Seit Jesus diesen Satz sagte, sorgt er für Kontroversen im Judentum, im Christentum, in der Gnosis und vielen anderen Religionen und Ideologien. Und das liegt eigentlich nicht daran, dass dieser Satz so schwer zu verstehen ist (tatsächlich verstand ihn damals jeder), sondern dass er viele Menschen stört.
Die unmittelbare Vorgeschichte für diesen Satz ist, dass die Juden sich auf Abraham beriefen, sie seien seine Nachkommen und daher Kinder Gottes und gerettet. Sie hatten also eine Heilsgewissheit aufgrund ihrer leiblichen Abstammung von Abraham. Darauf erwiderte Jesus, dass sie eigentlich gar keine Kinder Abrahams seien, denn sonst würden sie das tun, was Abraham tat und der hätte Jesus niemals töten wollen sondern freute sich, den Tag Jesu zu sehen:
Euer Vater Abraham sah meinem Tag mit Jubel entgegen. Er sah ihn dann auch und freute sich.
„Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?“, hielten ihm die Juden entgegen. (Joh 8,56+57)
Die Entgegnung der Juden zeigt, wie alt Jesus zu dem Zeitpunkt war (darüber schrieben wir einen eigenen Beitrag: Wie alt war Jesus bei Seiner Kreuzigung?) und dass sie Jesus nur als normalen Mensch sahen, der noch keine fünfzig Jahre alt war. Und darauf antwortete Er mit unserem Titelsatz:
„Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.“
Auf den ersten Blick sieht es vielleicht so aus, als wäre der Satz falsch geschrieben worden. Denn in richtigem Deutsch müsste er doch so heißen:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe Abraham wurde, war ich.
Die korrekte Zeitform müsste in dem Satz eigentlich „war ich“ heißen, denn der Satz steht in der Vergangenheit. Und es gibt tatsächlich deutsche Bibelübersetzungen, die das so formulieren (z.B. die Neue evangelistische Übersetzung). Doch die allermeisten schreiben beharrlich „bin ich“. Eine, die Übersetzung von Herbert Jantzen, macht das sogar in Blockbuchstaben, um die Gegenwartsform noch zu betonen:
„Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Ehe Abraham wurde, BIN ICH.“
Um zu wissen wer Recht hat, müssen wir in den Griechischen Originaltext sehen. Dort steht:
ἀμὴν ἀμὴν λέγω ὑμῖν, πρὶν Ἀβραὰμ γενέσθαι, ἐγώ εἰμι.
Transkribiert:
amēn amēn legō hymin, prin Abraam genesthai, egō eimi.
Auf Deutsch heißt das wörtlich:
Amen, amen, ich sage euch, bevor Abraham wurde, ich bin.
Was fällt auf? Zunächst einmal sagte Jesus wörtlich „Amen, amen“, was die meisten deutschen Bibeln mit „Wahrlich! Wahrlich!“ übersetzen. An anderen Stellen in denselben Bibeln wird amēn aber nicht übersetzt, sondern nur mit „Amen“ transkribiert. Warum das so ist, ist eine andere Frage, die wir hier nicht näher betrachten. In diesem Beitrag geht es um die letzten beiden Worte in dem Satz.
Jesus sagte auf Griechisch „egō eimi“. Das heißt auf Deutsch „ich bin“. Er sagte diese Worte also tatsächlich in der Gegenwarts- und nicht in der Vergangenheitsform, wobei Jesus gleichzeitig den ersten Teil des Satzes in der Vergangenheitsform formulierte: „bevor Abraham wurde“. Jesus schuf also in diesem Satz bewusst einen Konflikt zwischen zwei Zeiten, der sowohl auf Griechisch als auch Deutsch auffällt. Es ist kein flüssiger, alltäglicher Satz. Es ist auf den ersten Blick ein holpriger, widersprüchlicher Satz. Zwar drehen die heutigen Übersetzer dieses „ich bin“ von Jesus in ein „bin ich“ um, sodass der Satz ein wenig flüssiger wirkt, aber er holpert immer noch, allein schon wegen der vermeintlich falschen Zeit. Doch Jesus wählte die Worte bewusst so. Warum? Was wollte Er damit sagen? Viele Leser glauben heute, dass Jesus nur sagen wollte, dass Er bereits lebte bevor Abraham geboren wurde. Manche Bibelübersetzer formulieren das auch, wie schon erwähnt, tatsächlich so in ihren Bibeln. Aber hätte Jesus nur das sagen wollen, hätte Er es anders formuliert. Er hätte dann zum Beispiel gesagt:
prin Abraam genesthai, ēmēn
Auf Deutsch:
bevor Abraham wurde, war ich
Das wäre der Sinn, den heute viele verstehen wollen, in einem sauberen, fließenden Griechisch gewesen. Aber Jesus formulierte es anders. Er sagte bewusst nicht „ēmēni“, sondern „egō eimi“. Dieses „egō eimi“ war kein unauffälliger Spruch und fügte sich auch nicht grammatikalisch flüssig in den Satz ein. So wie Jesus diese zwei Worte an das Ende des Satz stellte und betonte, waren sie ein eindeutiges und sehr bekanntes Zitat aus der Griechischen Heiligen Schrift (der Septuaginta), das damals jeder gläubige Jude kannte. Es steht im Buch Exodus in einer der prominentesten und wichtigsten Schlüsselstellen für das Judentum, Exodus 3,14:
Ἐγώ εἰμι ὁ ὤν. Καὶ εἶπεν, Οὕτως ἐρεῖς τοῖς υἱοῖς Ἰσραήλ, ὁ ὢν ἀπέσταλκέν με πρὸς ὑμᾶς.
Transkribiert:
Egō eimi ho ōn. Kai eipen, Houtōs ereis tois huiois Israēl, ho ōn apestalken me pros hymas.
Auf Deutsch:
Ich bin der Seiende. Und er sprach: So sollst du zu den Söhnen Israels sagen: Der Seiende hat mich zu euch gesandt.
Das ist die Stimme, die zu Moses aus dem brennenden Dornbusch sprach. Jedes jüdische Kind kannte damals (und wohl auch noch heute) diese Geschichte. Die Stimme beginnt sich mit den Worten „egō eimi“ vorzustellen. Dieses „egō eimi“ - „ICH BIN“ - galt seither als Erkennungsmelodie Gottes und beschreibt ein wesentliches Merkmal Gottes: „Ich bin der Seiende“. Dieses „ich bin“ ist also ganz bewusst im Präsens formuliert, jener Gegenwartsform, die sowohl auf Griechisch wie auch auf Deutsch einen andauernden, fortgesetzten, sich nicht ändernden Zustand bezeichnet. Das bestätigt auch nochmal das darauf folgende Substantiv „der Seiende“. Dieser Wortlaut war seit der Geschichte mit dem Dornbusch allein für Gott reserviert. Als Jesus dieses „egō eimi“ aussprach und auf sich bezog, sagte Er damit also nicht nur, dass Er vor Abraham schon war, sondern dass Er exakt jener ist, der zu Moses aus dem Dornbusch sprach! Die Juden verstanden diese Ansage sofort und hatten nur zwei Möglichkeiten: Entweder fielen sie augenblicklich vor Jesus auf die Knie und beteten Ihn an, weil Er Gott war. Oder sie mussten Ihn auf der Stelle töten, weil Er ein Gotteslästerer war. Es gab keine andere Möglichkeit. Wozu entschieden sie sich? Das lesen wir im nächsten Satz:
Daraufhin hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich. Und er ging aus der Tempelstätte und ging durch ihre Mitte hindurch. Und auf diese Weise entwich er. (Joh 8,59)
Für die Juden, mit denen Jesus damals diskutierte, war der Fall also sonnenklar. Sie erkannten sofort, dass Jesus mit den Worten „egō eimi“ auf die Geschichte mit Moses und dem Dornbusch anspielte und damit sagen wollte, dass Er der Gott ist, der damals zu Mose aus dem Dornbusch sprach. Diese Gotteslästerung konnten die Juden nicht ungestraft lassen. Doch sie schafften es nicht, Jesus zu steinigen. Er lief übrigens nicht um Sein Leben wie ein flüchtiger Halunke, sondern ging mitten durch sie hindurch! Niemand konnte Ihn antasten oder aufhalten. Das war ein weiterer Beweis dafür, dass die Worte „egō eimi“ auf Ihn zutrafen. Und die vielen, vielen Wunder, die Er tat und die aber nur Gott tun konnte, bestätigten das. Doch die verstockten Juden weigerten sich das anzuerkennen.
Die Apostel aber anerkannten das:
Thomas antwortete und sprach zu Jesus:
„Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)
Auch Paulus nannte Jesus Christus direkt Gott:
... deren die Väter sind und aus denen, nach dem Fleisch, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gelobt in Ewigkeit! Amen. (Röm 9,5)
Und bezeugte:
„Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und auch in Ewigkeit!“ (Hebr 13,8)
Und spielte damit unmittelbar auf diesen „egō eimi“ an, den Seienden, der immer derselbe ist zu jeder Zeit, der Jesus ist.
Johannes überliefert uns ein weiteres Zitat von Jesus, das perfekt zu dem göttlichen „egō eimi“ passt und es vertieft:
„Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte.“ (Offb 22,13)
Und so haben die Apostel diesen Jesus ihren Schülern weiter überliefert und die frühen Christen blieben der Lehre der Apostel treu. Hier ein paar Stimmen aus dem frühen Christentum, die das bezeugen:
Justin der Märtyrer beweist in seinem Dialog mit dem Juden Trypho über mehrere Kapitel (ab 59) hinweg mit vielen Worten, dass der Engel, der mit Moses im brennenden Dornbusch sprach, nicht der Vater ist, sondern der Sohn Gottes, der Logos, der als Mensch zu den Menschen kam, sich den Menschen offenbarte und das Wort des Vaters ist.
Irenäus schreibt in seinen Büchern Gegen die Häresien (4. Buch, 10. Kapitel):
Zu den Juden, wie Johannes gut überliefert hat, sprach der Herr: „Ihr erforschet die Schriften, in denen ihr meint, das ewige Leben zu haben; diese sind es, die über mich Zeugnis ablegen. Und ihr wollt nicht zu mir kommen, damit ihr das Leben habet“, Die Schriften würden von ihm nicht Zeugnis ablegen, wenn sie nicht von ein und demselben Vater wären, indem sie die Menschen von der Ankunft seines Sohnes im voraus unterrichteten und das von ihm kommende Heil anzeigten, „Wenn ihr nämlich Moses glaubtet, würdet ihr auch mir glauben“, sagte er, „denn von mir hat jener geschrieben“. Denn überall in den Schriften ist der Sohn Gottes eingesät, indem er bald mit Abraham spricht und bald mit Noe und ihm das Maß angibt und bald Adam sucht, bald über die Sodomiten das Gericht herauf führt, bald dem Jakob sich zeigt und ihm den Weg weist, bald aus dem Dornstrauche mit Moses redet. An zahllosen Stellen weist Moses auf den Sohn Gottes hin.
Clemens von Alexandria schrieb ein dickes Buch namens Paidagogos (Der Erzieher). In diesem Buch geht es im Prinzip nur um Jesus Christus, der der Logos (das Wort) und unser aller Erzieher ist. Darin führt Clemens in einem eigenen Kapitel (Erstes Buch, VII. Kapitel. Wer der Erzieher ist und über seine Erziehung) ausführlich aus, dass Jesus der Gott ist, der schon Jakob, Mose und den anderen Männern Gottes im Alten Testament erschien und sie führte. Hier ein Auszug (57):
Daß aber der Logos es war, der zugleich den Jakob zum Kampf geschickt machte und die Menschheit erzieht, dafür ist Beweis das Wort: „Er fragte ihn und sagte zu ihm: Tue mir kund, was dein Name ist! Und er sprach: Warum denn fragst du nach meinem Namen?“ Denn den neuen Namen bewahrte er auf für das unmündige neue Volk. Denn noch namenlos war Gott der Herr, da er noch nicht Mensch geworden war. Indessen „nannte Jakob den Namen jenes Ortes Erscheinung Gottes; denn ich sah“, so heißt es, „Gott von Angesicht zu Angesicht, und meine Seele wurde gerettet.“ Angesicht Gottes aber ist der Logos, durch den Gott sichtbar gemacht und geoffenbart wird. Damals hat er (Jakob) auch den Namen Israel erhalten, als er Gott den Herrn gesehen hatte. Dieser ist Gott, der Logos, der Erzieher, der zu ihm wieder später sagte: „Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen!“
Und ein Kapitel später (8,71) bezieht Clemens die berühmten Worte aus dem Dornbusch und den Namen „der Seiende“ direkt auf Jesus:
Er nennt sich selbst eins: „Damit alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien, damit auch die Welt glaube, daß du mich sandtest. Auch ich habe ihnen die Herrlichkeit, die du mir gabst, gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zur vollkommenen Einheit gelangen.“ Eins aber ist Gott und über das Eins hinaus und erhaben über die Einheit selbst.
Deshalb hat auch der Redeteil „du“ hinweisende Bedeutung und zeigt auf den wahrhaft alleinseienden Gott hin, der war und ist und sein wird; mit Rücksicht aber auf diese drei Zeiten ist ein Name gegeben, „der Seiende“.
Tertullian schrieb in seinem Buch Gegen Praxeas. (BKV), 16. Kap. (Der Sohn ist es, der schon im alten Testamente alle Heilsratschlüsse Gottes verwirklichte) über Jesus Christus:
Denn er war es immer, der zu den Gesprächen mit den Menschen herabstieg, von Adams Zeit an bis auf die Patriarchen und Propheten, in Erscheinungen, in Träumen, im Spiegel und in Rätseln, indem er von Anbeginn an die Ordnung anbahnte, die er bis zu Ende zu beobachten gesonnen war. So übte sich Gott darin, mit den Menschen auf Erden umzugehen, kein anderer als das Wort, welches Fleisch werden sollte. Er übte sich aber darin, um unserm Glauben vorzuarbeiten, damit wir um so eher glauben möchten, der Sohn Gottes sei in diese Zeitlichkeit herabgestiegen, wenn wir auch in der Vergangenheit schon dem entsprechende Ereignisse wahrnähmen.
Auch andere frühe Christen, wie Origenes wussten und lehrten in ihren Schriften, dass Jesus Christus nicht nur der Sohn Gottes und der Logos ist, sondern dass Er auch im Alten Testament als Gott mitwirkte und von Anfang an dabei war, ja das alles durch Jesus geschaffen wurde. Diese sogenannte Dreieinigkeit Gottes war eigentlich eine Grundlage der Lehre über Christus in den ersten Jahrhunderten in den Gemeinden, die gegründet und unterwiesen wurden von den Aposteln. Diesen hatte es der Herr Jesus persönlich offenbart nachdem Er ihnen das Verständnis dafür öffnete und die Schriften auslegte:
Er aber sagte ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was im Gesetz Moses und in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht. Da öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstanden. (Lukas 24,44-45)
Deswegen kannten die Apostel alle Stellen in den Büchern Moses, in den Propheten und in den Psalmen, die von Jesus sprachen. Und dieses Wissen gaben sie an ihre Schüler, die frühen Christen weiter. Das alles bestritten aber schon von Anfang an die Juden und alle anderen Irrlehrer, wie z.B. die Gnostiker, energisch. Gegen sie schrieb Johannes sein Evangelium, seine Briefe und die Offenbarung, die allesamt die Gottheit Christi betonen und außer Diskussion stellen. Er war es auch, der den großen Irrtum der Gnostiker, die behaupteten, dass Jesus gar nicht Das Wort (der Logos) sei und noch weniger Gott sei, aufgriff und widerlegte. Und so begann Johannes:
Im Anfang war das Wort (der Logos), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dieses Wort (den Logos) geworden, und ohne dieses ist nichts geworden (von allem), was geworden ist. (Joh 1,1-2)
Und Paulus stimmt mit ein:
Denn von ihm [Jesus Christus] und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Ehre in Ewigkeit! Amen. (Röm 11,36)
Paulus lehrte auch, dass die Israeliten schon im Alten Testament Jesus Christus in Seiner Göttlichkeit erlebten und mit ihnen war:
... Denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der ihnen folgte. Der Fels aber war Christus. (1.Kor 10,4)
Diese Erkenntnis beginnt mit Jesu Selbstoffenbarung: „egō eimi“, „Ich bin“. Ein wenig davor hatte Jesus übrigens schon seine Zuhörer auf diesen Satz und dessen Wahrheit vorbereitet als Er erwiderte:
„Weil ihr nicht wisst, wer ich bin, wisst ihr auch nicht, wer mein Vater ist. Würdet ihr mich kennen, dann würdet ihr auch meinen Vater kennen.“ (Joh 8,19)
Man muss also wissen, wer Jesus wirklich ist, um zu wissen, wer der Vater ist. Eine Wahrheit, die Jesus ein paar Sätze später noch steigert und zur Frage des Heils macht:
Darum habe ich euch gesagt, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben. (Joh 8,24 SCH2000)
Was die meisten Bibeln heute mit „... dass ich es bin“ übersetzen, lautet im Originaltext jedoch „ὅτι ἐγώ εἰμι“, was wörtlich „dass ich bin“ bedeutet. Das „es“ haben die Übersetzer hinzugedichtet, denn Jesus sagte es nicht. Stattdessen sagte Er „egō eimi“ („ich bin“) also schon in Vers 24 der Diskussion und machte von dem Glauben daran sogar das Heil abhängig, bevor er dann in Vers 58 endlich deutlich ausspricht, dass er dieser „Ich bin“ ist, der aus dem Dornbusch sprach. Manche Bibelübersetzer erkennen das richtig und schreiben bereits Vers 24 entsprechend um. Zum Beispiel die Hoffnung für alle:
Deshalb habe ich gesagt: Ihr werdet in euren Sünden umkommen. Wenn ihr nicht glaubt, dass ich wirklich bin, der ich bin, gibt es keine Rettung für euch.«
Zu dem der ich bin schreibt der Bibelverlag noch eine aufschlussreiche Fußnote:
Mit diesen Worten nimmt Jesus eine Wendung aus dem Alten Testament auf, mit der sich Gott seinem Volk als der alleinige Gott und Retter vorstellt. (vgl. Jesaja 43,10.13.25; 46,4; 48,12). Ebenso in Vers 28.
Jesus hat also diese Wahrheit in der öffentlichen Diskussion mit den Juden in Johannes Kapitel 8 schrittweise enthüllt. Zunächst hat Er in Vers 24 davon die Errettung abgängig gemacht, in Vers 28 es vertieft, und sich am Ende in Vers 58 eindeutig als der ICH BIN geoffenbart. Seither erkennen Seine Nachfolger ihren Herrn Jesus Christus als Gott an. Alle anderen nehmen daran Anstoß und werden am Ende deswegen in ihren Sünden umkommen. Deswegen richtet ihnen Jesus aus:
Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt. (Mt 11,6)