Sein Beiname „der Ungläubige“ ist weltberühmt, wird ihm aber nicht gerecht.
Sein Beruf war Fischer in Galiläa. Er wird in allen Apostellisten der Bibel Thomas genannt (Mt 10,3; Mk 3,18; Luk 6,15; Apg 1,13). Sein Griechischer Beiname Didymos (Zwilling) wird im Johannesevangelium, wo er am häufigsten erwähnt wird, überliefert:
Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Mitjüngern: Lasst uns auch hingehen, damit wir mit ihm sterben! (Joh 11,16)
Beim letzten Abendmahl stellt Thomas Jesus eine Frage während dieser erklärt, dass Er weggehen wird:
Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Wohin ich aber gehe, wisst ihr, und ihr kennt den Weg. Thomas spricht zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst, und wie können wir den Weg kennen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich! (Joh 14,1-6)
Berühmt ist Thomas aber nur für jene Begebenheit nach Jesu Auferstehung:
Thomas aber, einer von den Zwölfen, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht an seinen Händen das Nägelmal sehe und meinen Finger in das Nägelmal lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich es niemals glauben! Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum drinnen, und Thomas war bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt in ihre Mitte und spricht: Friede sei mit euch! Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Und Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus spricht zu ihm: Thomas, du glaubst, weil du mich gesehen hast; glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben! (Joh 20,24-29)
Daraus entstand der Name „der ungläubige Thomas“. Thomas war auch bei den sieben Jüngern dabei, denen Jesus am See von Tiberias erschien:
Es waren beisammen Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael von Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern. (Joh 21,2)
Damit endet die biblische Überlieferung. Tatsächlich ist Thomas aber der Apostel, über den die meisten Geschichten und Legenden überhaupt überliefert wurden. Vieles davon ist aber erdichtet, wie etwa, dass er ein Evangelium (das Thomasevangelium) geschrieben hätte, das aber in Wirklichkeit von Gnostikern stammt und von den frühen Christen deswegen nicht anerkannt, sondern als Fälschung enttarnt wurde (Eusebius von Cäsarea, Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte (BKV), Drittes Buch, 25. Kap. Die allgemein und nicht allgemein anerkannten Schriften der Bibel).
Nach der Überlieferung hatte Thomas Parthien als Wirkungskreis erhalten (Eusebius von Cäsaren, Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte (BKV), Drittes Buch, 1. Kap. Die von den Aposteln missionierten Gebiete.)
Die Legenda Aurea weiß viel über Thomas zu berichten. Er predigte das Evangelium den Parthern, Medern, Persern, Hircanern und Bactrianern, und kam ins Morgenland und drang in das Innerste der Heiden und predigte ihnen, bis er das Martyrium erlitt; er starb von Speeren durchbohrt.
Chrysostomus erzählt auch, als Sanct Thomas in das Land kam, da die heiligen drei Könige wohnten, die gekommen waren Christum anzubeten, da taufte er sie; und sie waren fortan gute Helfer des Christenglaubens (Die Legenda Aurea S.36).
Weiters berichtet uns die Legenda Aurea von einer indischen Königin, die den christlichen Glauben annahm, worauf der zornige König den Thomas mit gebundenen Händen vor sich führen ließ:
Er ließ glühende eiserne Platten bringen, und hieß den Apostel mit bloßen Füßen darauf stehen. Aber von Gottes Gewalt entsprang an derselben Stelle ein Quell, der verlöschte die glühenden Bleche. Darnach ließ ihn der König in einen feurigen Ofen stoßen; aber der Ofen ward so kühl, daß Sanct Thomas am anderen Tage gesund daraus ging. Danach wollte ihn der König zwingen, seinen Götzen anzubeten. Da kniete Thomas nieder und sprach: „Sehet ich bete an, aber nicht diesen Abgott, dieses Erz, dieses Bild, sondern meinen Gott und Herrn Jesus Christus: in den Namen gebiete ich dir, böser Geist, der du in dem Bilde wohnest, daß du diesen Abgott zerstörest“. Zurstund zerging der Abgott recht als ob er von Wachs wäre. Da schrieen die heidnischen Priester über Sanct Thomas, und der oberste Priester des Tempels hub sein Schwert und durchstach den Apostel, und rief: „Also räche ich meinen Gott“. Der König floh, denn er sah, daß das Volk den Apostel rächen wollte. Danach nahmen Christen den Leichnam des heiligen Thomas und begruben ihn mit großen Ehren. (Auszüge aus: Die Legenda Aurea S. 34/35)
Leider liefert die Legenda Aurea keine übereinstimmenden Darstellungen, sondern oft verschiedene, die voneinander abweichen. Mal ist es ein Schwert, mal sind es Speere, mal Lanzen, aber immer wird Thomas durchbohrt. Die Abweichungen mögen teilweise an den Übersetzern liegen, sind aber in jedem Fall der langen Zeit geschuldet, die verging, bis die vielen mündlichen Überlieferungen endlich aufgeschrieben wurden. Und so sind es am Ende mehr Legenden als historische Augenzeugenberichte. Aber goldene Legenden, aus denen wir viel lernen können. Sie illustrieren uns, mit welcher Hingabe, Gottesfurcht, Kompromisslosigkeit, Selbstlosigkeit und Standhaftigkeit die Apostel ihren Dienst versahen bis in ihren Martertod. Und wir sehen immer wieder, dass Jesus recht hatte, als Er sagte, dass er gekommen ist um das Schwert zu bringen, um Familien und Ehen zu trennen.
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Feinde des Menschen werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden! (Matthäus 10,34-39)
So wie hier. Ein Teil wird gläubig an Christus, der andere wütend und beginnt zu morden.