• Wie ein biblischer Begriff die Spreu vom Weizen trennt

Die falsche Lehre

Zuerst zur Frage, warum immer mehr Christen zu falschen Ansichten kommen oder einfach nicht mehr wissen, was die Apostel meinten. In der Regel ist eine Verkettung mehrerer Irrtümer die Ursache.

Ein typischer erster Fehler ist, dass viele Christen glauben, dass sie nur in der Bibel lesen sollen und dort allein alle Antworten suchen. Diese Meinung ist relativ neu im Christentum und wird auf einen Lehrsatz von Martin Luther zurück geführt, der „sola scriptura“ lautete, was auf Deutsch so viel wie „einzig und allein nur die Schrift“ heißt. Mit „Schrift“ meinte Martin Luther die Bibel. Aber Martin Luther verstand seinen Lehrsatz gar nicht so, dass man nur allein die Bibel lesen solle, und er selbst praktizierte das auch gar nicht, denn er las und schrieb jede Menge zusätzliche Schriften, und natürlich erwartete er, dass sie von allen seinen Jüngern gelesen wurden, neben der Bibel. Aber das ist ein anderes Thema, das wir an anderer Stelle näher beleuchten werden.

Der erste Irrtum vieler Christen beginnt also mit dem Aberglauben, dass sie nur in der Bibel lesen und nach Antworten suchen dürfen. Und damit haben sie in Wahrheit schon den Geist der Heiligen Schrift verlassen, denn die geisterfüllten Autoren der Heiligen Schrift lasen und zitierten selbstverständlich auch andere Schriften als jene, die wir heute in „der Bibel“ haben. Übrigens haben wir gar nicht den Satz „lest nur in der Bibel“ in der Bibel stehen, aus gutem Grund. In Wahrheit ist sogar der Begriff Bibel unbiblisch, aber auch das ist ein anderes Thema.

Der nächste Fehler ist, dass viele Christen zum „Heiligen Geist“ beten und ihn bitten, dass er ihnen die Antwort in ihrer „Bibel“ zeigt. Sie durchsuchen dann „vom Geist“ geführt den Bibeltext und stoßen irgendwann auf folgenden Vers:

Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst und nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tage und den Sabbat »Lust« nennst und den heiligen Tag des HERRN »Geehrt«; wenn du ihn dadurch ehrst, dass du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst und kein leeres Geschwätz redest (Jesaja 58,13 LUT2017)

Und dann freuen sich sich weil der „Heilige Geist“ ihnen tatsächlich die „passende“ Antwort in der Bibel zeigte. Der Tag des Herrn ist demnach also eindeutig der Sabbat! Steht doch da. Und so gibt es heutzutage immer mehr Christen und christliche Konfessionen, die den Sabbat feiern, weil sie denken, das sei der Tag des Herrn. Weit gefehlt! Der Irrtum könnte nicht größer sein! Sie wurden nicht vom Heiligen Geist zu dieser Stelle geführt, sondern von menschlichen Konkordanzen, Bibelkommentaren oder digitalen Suchmaschinen. Von diesen Hilfsmitteln haben sie sich zu einer schlecht übersetzten Bibelstelle führen lassen. Das könnten auch alle jene bemerken, die „nur in der Bibel“ suchen. Sie bräuchten bloß andere Bibelübersetzungen an der selben Stelle aufschlagen. Zum Beispiel jene:

Übersetzung Jesaja 58,13
Elberfelder Wenn du deinen Fuß vom Sabbat zurückhältst, deine Geschäfte an meinem heiligen Tag zu treiben, und nennst den Sabbat eine Wonne und den heiligen ⟨Tag⟩ des HERRN ehrwürdig, und ⟨wenn du⟩ ihn ehrst, sodass du nicht deine Gänge machst, deinem Geschäft nachgehst und ⟨eitle⟩ Worte redest
Schlachter 2000 Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst, dass du nicht an meinem heiligen Tag das tust, was dir gefällt; wenn du den Sabbat deine Lust nennst und den heiligen [Tag] des HERRN ehrenwert; wenn du ihn ehrst, sodass du nicht deine Gänge erledigst und nicht dein Geschäft treibst, noch nichtige Worte redest
Einheitsübersetzung 2016 Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst, / deine Geschäfte an meinem heiligen Tag zu machen, wenn du den Sabbat eine Wonne nennst, / heilig für den HERRN, hochgeehrt, wenn du ihn ehrst, ohne Gänge zu machen / und ohne dich Geschäften zu widmen und viele Worte zu machen
Zürcher Bibel Wenn du am Sabbat deinen Fuss zurückhältst, deine Dinge nicht erledigst an meinem heiligen Tag und den Sabbat eine Lust, das Heilige des HERRN ehrwürdig nennst, und ihn ehrst und nicht deine Gänge machst, deinen Dingen nicht nachgehst und keine Worte machst

Man sieht, dass es bessere Übersetzungen gibt. Sie zeigen entweder durch Klammern an, dass sie das Wort „Tag“ selbst hinzugedichtet haben um den Sinn, den sie vermuten, zu zeigen, oder verzichten ganz auf dieses Wort, das ja gar nicht im Grundtext steht an der Stelle. Somit ist klar, dass der Begriff „Tag des HERRN“ in diesem Vers gar nicht steht. Tatsächlich ist es so, wie ich weiter oben bereits vorausschickte: im Alten Testament wird der Begriff „Tag des Herrn“ nie für einen Wochentag verwendet. Der Sabbat ist aber ein Wochentag. Doch die beiden Tage werden in der Bibel nie in Zusammenhang gebracht, auch nicht von Jesaja. Nur schlechte, tendenziöse Übersetzungen verleiten zu einer anderen Meinung. Aber es kommt noch dicker. Nicht nur die Übersetzung ist an der Stelle schlecht, sondern auch deren Grundtext, denn der ist gar nicht vom Heiligen Geist eingehaucht. Aufmerksame Leser unserer Beiträge wissen schon, dass der vom Heiligen Geist inspirierte Text im Alten Testament nicht der Masoretentext ist, schon gar nicht im Buch Jesaja (wir bewiesen das bereits hier und hier), sondern die Septuaginta. Und deswegen wird der Heilige Geist auch niemand zum MT führen, sondern, wenn schon, zur LXX:

Wenn du von den Sabbaten deinen Fuß fernhältst, an diesem heiligen Tag deinen Wünschen nachzugehen, und du die Sabbate »Freudevoll« nennen wirst, »Heilig deinem Gott«, (dann) wirst du deinen Fuß nicht zur Arbeit erheben und aus deinem Munde kein Wort im Zorn sprechen (Jesaja 53,18 Septuaginta Deutsch)

In der Septuaginta sehen wir, dass Jesaja in diesem Vers kein Wort über den „Tag des Herrn“ verliert. Er spricht hier nicht mal über den Sabbat als einzelnen Tag, sondern „von den Sabbaten“ in der Mehrzahl, „die Sabbate“ werden freudevoll genannt und »Heilig deinem Gott«. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied und gestattet es dem Übersetzer schon von der Grammatik her gar nicht, hier vom „Tag des Herrn“ zu schreiben. Denn der ist hier ja auch gar nicht gemeint.