Am Palmsonntag wird oft und gerne erzählt, dass Jesus wie ein König in Jerusalem eingezogen ist. Aber stimmt das?
Jesu Einzug in Jerusalem ist eines jener seltenen Ereignisse, das uns in allen vier Evangelien überliefert wird. Jesu Geburt hingegen wird uns nur in zwei Evangelien erzählt, in den beiden anderen wird sie nicht einmal erwähnt. Dagegen betonen alle vier Evangelisten den sogenannten „Palmsonntag“ indem sie darüber berichten. Die vier Erzählungen stimmen in markanten Details überein und ergänzen sich in anderen Punkten. Die auffallendste Übereinstimmung ist, dass sie alle berichten, wie Jesus auf einem Esel ritt:
Matthäus (21,6+7) | Markus (11,7) | Lukas (19,35) | Johannes (12,14) |
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Die Jünger aber gingen hin und taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider auf sie und setzten ihn darauf. | Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. | Und sie brachten es zu Jesus und warfen ihre Kleider auf das Füllen und setzten Jesus darauf. | Jesus aber hatte einen jungen Esel gefunden und setzte sich darauf |
Dieses übereinstimmende Detail straft eigentlich schon all jene Lügen, die behaupten, Jesus wäre wie ein König in Seine Hauptstadt eingezogen. Denn Könige wären damals auf einem prächtigen Streitross eingezogen oder noch besser in einem Prunkwagen! Aber doch nicht auf einem Esel und schon gar nicht auf einem Füllen (das ist ein junger Esel, auf dem noch niemand geritten ist), wie Jesus es aber tat.
Aber nicht nur Jesu Reittier widerspricht einem königlichen Einzug, auch Seine Kleidung und Sein Geleit. Denn ein König lässt sich von Militär geleiten in prächtiger Rüstung oder königlichem Gewand! Dass Österreich oder Deutschland einen König oder Kaiser hatte, ist schon mehr als hundert Jahre her, aber dennoch können wir heute noch ganz gut abschätzen, wie königliche Umzüge üblicherweise aussehen, denn es finden von Zeit zu Zeit royale Übertragungen im Fernsehen statt, etwa aus Großbritannien und anderen Ländern auf der Welt, wo es noch Königshäuser gibt. Das geht immer mit viel Prunk, Marschmusik, Uniformen und diversen militärischen Ehren einher, und sei es auch nur ein Empfang am Flughafen. Im Vergleich dazu ist der Einzug von Jesus heute wie damals eher skurril anzusehen. Und das nicht ohne Absicht.
Alle vier Evangelien bezeugen übereinstimmend, dass Jesus vom einfachen Volk begleitet wurde. Zwei Evangelien berichten, dass es Volk gab, das Jesus vorausging und welches, das Ihm nachfolgte. Ein Evangelium berichtet, dass Seine Jünger Ihn begleiten und das vierte erzählt, wie die Menschen aus der Stadt Jerusalem Jesus entgegen liefen als sie hörten, dass Er kommt. Sie stimmen alle darin überein, dass es stets das normale Volk war. Er wurde nicht von den hohen Herrschaften und Würdenträgern der Stadt empfangen. So hätte es bei einem königlichen Empfang aber sein müssen. Im Gegenteil, Lukas berichtet sogar, dass die hohen Würdenträger Jesus aufforderten, die jubelnde Menge zum Schweigen zu bringen. Ihnen gefiel der auffällige Einmarsch nicht, sie wollten Ruhe in der Stadt, keine Aufregung - und schon gar nicht einen neuen König! Auch das widerspricht der Behauptung, Jesus wäre wie ein König eingezogen.
Und dann waren da noch die Sprechchöre, die uns alle vier Evangelien einstimmig überliefern:
Hosianna dem Sohn Davids! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!
Jeder, der die Berichte aufmerksam liest, kann feststellen, dass dem Volk auch nicht völlig klar war, was sich da abspielte und wer Jesus wirklich war. Matthäus etwa berichtet:
Und als er in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Bewegung und sprach: Wer ist dieser? Die Menge aber sagte: Das ist Jesus, der Prophet von Nazareth in Galiläa!
Einerseits wurde Jesus von der Menschenmenge als Prophet wahr genommen, andererseits riefen sie den Sohn Davids aus, und drittens berichtet Johannes in seinem Evangelium, dass nicht mal Jesu Jünger richtig verstanden was sich vor ihren Augen abspielte:
Dies verstanden aber seine Jünger anfangs nicht, doch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies von ihm geschrieben stand und dass sie ihm dies getan hatten.
Was verstanden sie nicht? Nun, um das zu verstehen, müssen wir uns mehr ansehen als nur Jesu Einzug in Jerusalem, denn das war kein Einzelereignis, sondern es war eingebettet in eine Vorgeschichte und hatte ein Nachspiel. Lukas berichtet uns, dass Jesus an diesem Tag sehr traurig war und über Jerusalem sogar weinte:
Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde einen Wall um dich aufschütten, dich ringsum einschließen und von allen Seiten bedrängen werden; und sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, auch deine Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast! (Lk 19,42-44)
Hier prophezeit Jesus der Stadt Jerusalem bereits ihre blutige Zerstörung, die wenige Jahrzehnte später erfolgte, als Strafe für die Stadt weil sie nicht erkannte, was sich an diesem ihrem Tag abspielte. Sie erkannte ihre Heimsuchung nicht. Was meinte Jesus damit?
Dazu muss man wissen, was Jesus vor Seinem Einzug machte: Er erzählte ein folgenschweres Gleichnis, das uns ebenfalls Lukas überliefert. Dieses Gleichnis wird heute oft übersehen und verschwiegen, deswegen stelle ich es hier in voller Länge hinein:
Als sie aber dies hörten, fuhr er fort und sagte ein Gleichnis, weil er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, das Reich Gottes würde unverzüglich erscheinen.
Er sprach nun: Ein Edelmann zog in ein fernes Land, um sich die Königswürde zu holen und dann wiederzukommen. Und er rief zehn seiner Knechte, gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme!
Seine Bürger aber hassten ihn und schickten ihm eine Gesandtschaft nach und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!
Und es geschah, als er wiederkam, nachdem er die Königswürde empfangen hatte, da ließ er die Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, vor sich rufen, um zu erfahren, was jeder erhandelt habe.
Da kam der erste und sprach: Herr, dein Pfund hat zehn Pfund dazugewonnen! Und er sprach zu ihm: Recht so, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Vollmacht über zehn Städte haben!
Und der zweite kam und sprach: Herr, dein Pfund hat fünf Pfund erworben! Er aber sprach auch zu diesem: So sollst auch du über fünf Städte gesetzt sein!
Und ein anderer kam und sprach: Herr, siehe, hier ist dein Pfund, das ich im Schweißtuch aufbewahrt habe! Denn ich fürchtete dich, weil du ein strenger Mann bist; du nimmst, was du nicht eingelegt, und erntest, was du nicht gesät hast. Da sprach er zu ihm: Nach dem Wort deines Mundes will ich dich richten, du böser Knecht! Wusstest du, dass ich ein strenger Mann bin, dass ich nehme, was ich nicht eingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? Warum hast du dann mein Geld nicht auf der Bank angelegt, sodass ich es bei meiner Ankunft mit Zinsen hätte einziehen können? Und zu den Umstehenden sprach er: Nehmt ihm das Pfund weg und gebt es dem, der die zehn Pfunde hat!
Da sagten sie zu ihm: Herr, er hat schon zehn Pfunde!
Denn ich sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, von ihm wird auch das genommen werden, was er hat.
Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich König über sie werde — bringt sie her und erschlagt sie vor mir! (Lk 19,11-27)
Von wem spricht hier Jesus und warum erzählt Er diese Geschichte unmittelbar bevor Er in Jerusalem einzieht? Zunächst erinnert Jesus Seine Zuhörer an eine alte Geschichte, die sich schon etwa 1000 Jahre vor Ihm abspielte. Sie wurde gleich in zwei Büchern der Bibel niedergeschrieben: im 2. Buch Samuel und im 1. Buch Chronik. Hier ein Ausschnitt aus erstgenanntem Buch nach der Septuaginta, wo das 2. Buch Samuel allerdings 2. Königtümer heißt:
Und alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron, und der König David schloss mit ihnen einen Bund vor dem Herrn in Hebron, und sie salbten David zum König über ganz Israel.[..]
Und David und seine Männer gingen weg nach Jerusalem zu dem Jebusäer, der das Land bewohnte. Und dem David wurde gesagt: Du wirst hier nicht hereinkommen – denn die Blinden und die Lahmen standen auf mit den Worten: David wird hier nicht hereinkommen. Aber David nahm die Burg Sion doch in seinen Besitz; dies ist die Davidsstadt.
Und David sprach an jenem Tag: Jeder, der den Jebusäer schlägt, soll mit dem Dolch auch die Lahmen und die Blinden erstechen und diejenigen, die Davids Leben hassen. Deshalb sagt man: Blinde und Lahme werden nicht in das Haus des Herrn kommen.
Und David ließ sich in der Burg nieder, und sie wurde die Stadt Davids genannt. Und er baute die Stadt ringsum von der Burg aus, und sein Haus. Und David wurde immer mächtiger, und der Herr, der Allherrscher, war mit ihm. (2.Königtümer 5, 3.6-10, Septuaginta Deutsch, leicht gekürzt).
Die Rede ist also von König David. Er holte sich - wie in Jesu Gleichnis - seine Königswürde in einer fremden Stadt, denn er hatte - wie in Jesu Gleichnis - Feinde in Jerusalem, die nicht wollten, dass er König wird. Nachdem er also auswärts als rechtmäßiger König über ganz Israel gesalbt wurde, zog er gewaltsam in Jerusalem ein und ließ alle erschlagen, die nicht wollten, dass er König wurde. Genauso wie Jesus in dem Gleichnis erzählt. Danach machte David die Stadt zu seiner Stadt. So wurde Jerusalem die Stadt Davids.
Auf diesen großen König David spielt Jesus hier an. Aber Seine Botschaft erinnert nicht nur an die Vergangenheit sondern reicht auch in die Zukunft. Jesus selbst ist der verheißene Sohn Davids, der laut der Prophezeiung Gottes dafür sorgen wird, dass die Königsherrschaft und der Friede auf dem Thron Davids kein Ende nehmen wird in Ewigkeit. Jesus ist also im Begriff die Stadt Davids ebenfalls einzunehmen und als König zu herrschen, in Ewigkeit. Doch auch Jesus wird auf Widerstand stoßen und auch Er wird Seine Feinde erschlagen lassen, die nicht wollten, dass Er König über sie werde. Ganz genauso wie schon König David. Die Geschichte wiederholt sich. Erneut ist Jerusalem feindlich gesinnt gegenüber dem von Gott gesalbten König. Das ist eigentlich peinlich, denn die Juden warteten sehnsüchtig auf den verheißenen „Messias“, das heißt auf Deutsch übersetzt „der Gesalbte“ und auf Griechisch „Christus“. Doch sie waren hochmütig und blind wie schon die Blinden und Lahmen zur Zeit von David, die ihn nicht hereinlassen wollten.
Nachdem Jesus dieses Gleichnis erzählt hatte, zog Er hinauf nach Jerusalem begleitet von einer jubelnden Volksmenge, die rief:
Hosianna dem Sohn Davids! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! (Matthäus)
»Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!« Gepriesen sei das Reich unseres Vaters David, das kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! (Markus)
Gepriesen sei der König, der kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Ehre in der Höhe! (Lukas)
Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! (Johannes)
Verstehen wir jetzt, wie deutlich und klar die Botschaft eigentlich war? Das Volk nennt das Kind beim Namen! Es redet vom „Reich Davids“, vom „Sohn Davids“ und dem „König von Israel, der da kommt im Namen des Herrn“. Aber Er wird nicht von den Stadtvätern mit entsprechenden Würden empfangen, sondern von den Pharisäern nur angewiesen, das Volk zum Schweigen zu bringen. Seine Antwort darauf:
Ich sage euch: Wenn diese schweigen sollten, dann würden die Steine schreien! (Lk 19,40)
Gott hat an diesem Tag nicht zugelassen, dass die Wahrheit verschwiegen wird, aber sie verhallte rasch. Der König von Jerusalem kam im Namen des Herrn, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf.
„Aha?“, werden jetzt vielleicht einige entgegnen, „also ist Jesus doch als König eingezogen?“ Ja, Er ist als König eingezogen, aber nicht wie ein König! Das ist der feine Unterschied! Er unterscheidet Jesu Einzug in Jerusalem auch deutlich von dem des König David. Jesus ist damals nicht mit Militärgewalt eingezogen wie David, sondern demütig und friedlich. Doch genau dieser Einzug wurde dem Volk Israel schon Jahrhunderte im Voraus angekündigt, sodass es ihn hätte erkennen müssen, wie Matthäus ganz klar schreibt:
Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist, der spricht: »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir demütig und reitend auf einem Esel, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers«. (Mt 21,4+5)
Auch Johannes weist darauf hin:
Jesus aber hatte einen jungen Esel gefunden und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: »Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin« (Joh 12,14+15)
Das was Jesus hier tat und was das alles zu bedeuten hatte, war nicht nur skurril und auffallend ungewöhnlich, sondern wurde in den Heiligen Schriften vorhergesagt mit klarem Bezug zum ewigen König, dem Messias, dem Christus. Aber weder das Volk noch die Jünger verstanden das in dem Moment wo sich das Prophetenwort vor aller Augen erfüllte. Das ist umso erstaunlicher als sie es selbst noch in den Sprechchören bezeugten, denn Johannes überliefert uns ein interessantes Detail:
da nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen: Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!
Johannes schreibt nicht nur, dass sie wortwörtlich den König von Israel bejubelten, sondern erwähnt als einziger Evangelist die Palmzweige. Jahrhunderte später wurde daraus der Name „Palmsonntag“ gebildet und verschiedene Bräuche entwickelt wie Prozessionen, geweihte „Palmbuschen“ oder „Palmstöcke“. Meist werden Zweige von unterschiedlichen Bäumen verwendet, insbesondere Palmkätzchen. Die Kirchen, die diese Bräuche erfunden haben und jährlich praktizieren, ließen sich dabei offenbar nicht nur von Johannes inspirieren sondern auch von Matthäus und Markus, die anstatt der Palmzweige nur allgemein von „Zweigen von Bäumen“ schreiben:
Aber die meisten aus der Menge breiteten ihre Kleider aus auf dem Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. (Mt 21,8; Mk 11,8)
Bleibt die Frage, warum heute nicht auch Kleider auf dem Weg gebreitet werden bei den Palmsonntag-Prozessionen? Denn so überlieferten es die Evangelisten, dass „die meisten aus der Menge“ es taten. Und noch eine viel wichtigere Frage stellt sich: Was wird bei diesen Prozessionen eigentlich gefeiert, was verkündet, und wie passt das zu der Originalgeschichte? Was symbolisieren denn die Palmkätzchen heute?
Auf der Website der Katholischen Kirche Österreich ist dazu folgendes zu lesen:
Der Einzug Jesu in Jerusalem wird auch heute noch mit zahlreichen Bräuchen in ganz Österreich gefeiert und begangen. Zentrale liturgische Elemente sind die Palmweihe und die Prozessionen in die Kirche. Dabei sollen die Palmkätzchen – die in Österreich zum Ersatz für die Palmen geworden sind – nicht nur an Jesus erinnern. Durch den Segen des Priesters sagte man ihnen schützende Kraft vor Blitz und Donner zu. Außerdem sollte das Schlucken geweihter Palmkätzchen vor Krankheiten schützen. Auch heute nehmen die Gläubigen nach den Feierlichkeiten die geweihten Zweige mit nach Hause. Besonders kunstvoll gestaltete Ostersträuche erfreuen sich großer Beliebtheit. (https://www.katholisch.at/palmsonntag-3758)
Aha, die Römisch-Katholische Kirche will also „nicht nur an Jesus erinnern“ und mischt auch gleich einige Bräuche darunter, wie etwa Segen vor Blitz und Donner oder das Schlucken geweihter Palmkätzchen, die mehr an heidnische Rituale erinnern als an das, was Jesus tat und eigentlich vorhatte an jenem Tag.
Hört man sich bei den Menschen selbst um, so sehen die einen die Ostersträuße als hoffnungsvolle Boten des Frühlings und die anderen ärgern sich darüber, dass Palmkätzchen abgeschnitten werden, weil sie die erste Nahrung für Bienen sind und daher unter Naturschutz stehen.
Aber wer weiß heute noch, warum die Volksmenge damals Palmzweige abschnitt? Das hat in Wahrheit - wie alles in der Bibel - einen tiefen Hintergrund. Johannes ruft damit eine andere Geschichte in Erinnerung. Denn es gab schon einmal einen fröhlichen, friedlichen Einzug in Jerusalem, begleitet von Palmzweigen, und der lag noch gar nicht so lange zurück:
Und am 23. Tag des 2. Monats im Jahre 171 zogen sie mit Lobgesang und Palmzweigen und unter Harfen und Zimbeln und Zithern und mit Lobliedern und Dankliedern in sie ein, da der große Feind ausgemerzt war aus Israel. Und er bestimmte, dass dieser Tag alljährlich mit Freude gefeiert wurde. Und er verstärkte die Befestigung des Berges des Heiligtums neben der Burg und wohnte dort mit seinen Leuten. (1.Makk. 13,49-52, LXX Deutsch)
Es ist die Geschichte des Einzugs von Simon in Jerusalem, begleitet von Lobgesang und Palmzweigen. Simon war ein Makkabäer. Die Geschichte ist in dem gleichnamigen Buch überliefert und geschah zur Zeit der Griechischen Herrschaft über Israel. Das erwähnte Jahr 171 entspricht laut Historikern dem Jahr 142 v. Chr. und ist also nicht mal zwei Jahrhunderte entfernt von dem Einzug Jesu in Jerusalem. Wir erfahren darüber hinaus, dass Simon eine Tradition in Israel einführte, nämlich dass seinem Einzug in Jerusalem jedes Jahr mit einem Fest gedenkt werden solle. Gut möglich, dass die Juden zur Zeit Christi dieses Fest noch kannten und deswegen Jesu Einzug genauso feierten wie seinerzeit jenen von Simon.
Die meisten Christen heute kennen diese Geschichte aber nicht, weil sie nicht mehr in ihren Bibeln steht seit Martin Luther die sogenannten Apokryphen aus der Bibel aussonderte. Die Juden zur Zeit Jesu aber hatten die Septuaginta und darin waren die Bücher der Makkabäer enthalten. Sie handeln von einem wichtigen Teil der jüdischen Geschichte auf die Jesus und die Aposteln immer wieder Bezug nahmen. Etwa wenn Jesus vom „Gräuel der Verwüstung“ sprach, denn das war damals schon ein bekanntes geschichtliches Ereignis vor Christi Geburt, und darüber berichtet ebenfalls das erste Buch der Makkabäer, ebenso wie über Antiochos Epiphanes, der bei den frühen Christen als ein Vorläufer des Antichrists galt, auf den der Apostel Johannes in seinen Büchern immer wieder anspielte. Oder eben hier der Einzug in Jerusalem mit Lobpreis und Palmzweigen, der sonst nirgendwo in der Bibel vorkommt, aber das Volk scheinbar wie selbstverständlich praktiziert. Äußerst naheliegend, dass damit auf die Geschichte von Simon, dem Makkabäer angespielt wird. Und das ist kein Zufall.
Denn der genannte Simon war ein bemerkenswerter Mann: er war gleichzeitig Hoher Priester und Herrscher über Israel. Das ist schon ein Anklang an Jesus Christus, von dem die Schrift ebenfalls sagt, dass Er Hoherpriester und König ist. Ferner wird über Simon ein Loblied geschrieben, das folgendermaßen beginnt:
Und das Land hatte Ruhe, solange Simon lebte, er suchte das Gute für sein Volk, und alle Tage fanden seine Herrschaft und sein Ruhm ihren Beifall. (1.Makk 14,4)
Auch das ist schon ein Vorgeschmack auf Jesus Christus, der Friedefürst, der Seinem Volk und dem Land Ruhe verschaffen wird. Und das in Ewigkeit. Diese Parallelen zwischen Simon, dem Makkabäer, und Jesus Christus sind kein Zufall. Denn es heißt über Simon weiter:
Er schuf den Frieden im Land, und Israel freute sich sehr. Und ein jeder saß unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und es gab niemanden, der sie beängstigte. Der sie bekriegte, war nicht mehr auf der Erde, und die Könige wurden in jenen Tagen gebrochen.
Und er unterstützte alle Elenden seines Volkes, suchte das Gesetz und merzte jede Widergesetzlichkeit und Bosheit aus.
Er ehrte das Heiligtum und vermehrte die Gerätschaften des Heiligtums. (1. Makk 14,11-15)
Das klingt doch auffallend wie die Visionen diverser Propheten über das Friedensreich des Christus:
An jenem Tage«, sagt der Herr, der Allherrscher, »werdet ihr einladen, jeder seinen Nachbarn, unter einen Weinstock und unter einen Feigenbaum.« (Sach 3,10)
Er wird richten zwischen vielen Völkern und zurechtweisen starke Nationen bis weithin, und sie werden zerschlagen ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu Sicheln. Keine Nation wird das Schwert mehr erheben gegen eine andere, und sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird ruhen unter seinem Weinstock und ein jeder unter seinem Feigenbaum, und es wird keiner mehr sein, der in Furcht versetzt, denn der Mund des Herrn, des Allherrschers, hat dies gesprochen. (Micha 4, 3+4)
Diese aufschlussreichen Parallelen bleiben jenen verborgen, die sich einreden lassen, dass die Apokryphen nicht Gottes Wort wären, und erst recht jenen, die glauben, dass sie auf die Bücher des Alten Testaments verzichten können. Jesus, Seine Apostel und die frühen Christen waren anders unterwiesen worden. Sie alle kannten, lasen und zitierten die Septuaginta und selbstverständlich auch die Apokryphen, die ein Teil der Septuaginta, und damit Gottes Wort sind. Darauf gehen wir an vielen Stellen auf unserer Website ein (eine Übersicht dazu ist hier) und werden es auch noch in diesem Beitrag weiter unten tun.
Aber Johannes deutet mit den Palmzweigen, die nur er erwähnt und denen wir den Namen „Palmsonntag“ verdanken, nicht nur auf den Makkabäer Simon hin, der ein Vorgeschmack des Christus war, sondern direkt auf Jesus Christus, der in Zukunft noch einmal kommen und dann für alle sichtbar und uneingeschränkt herrschen wird. Denn in seiner Offenbarung schreibt Johannes:
Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Kleidern, und Palmzweige waren in ihren Händen.
Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil ist bei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm!
Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke gebührt unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Offb 7,9-12)
Damit weisen die Palmzweige vom Palmsonntag nicht nur in die Vergangenheit, sondern Johannes zeigt damit auch in die Zukunft auf den König, der in Ewigkeit herrschen wird: das Lamm wird angebetet von Menschen in weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen. Mit dem Lamm ist kein anderer als Jesus Christus gemeint! Hier sehen wir einen direkten Bezug zu Ostern und dass Jesu Einzug in Jerusalem schon bereits darauf anspielte und dass schon damals Sein Anspruch auf den Königsthron feststand und proklamiert wurde. Doch die Seinen Namen Ihn nicht auf, wie Johannes schon am Beginn seines Evangeliums beklagt (Joh 1,11).
Nichtsdestotrotz wird der Gesalbte, Christus, in Ewigkeit König sein. Er wird wieder kommen. Beim nächsten Mal allerdings nicht mehr in Frieden und demütig auf einem Esel, sondern in Macht und Herrlichkeit und dann wird Er Seine Feinde bestrafen, die nicht wollten, dass Er König wird. Genauso, wie Jesus das in dem Gleichnis andeutete, bevor Er in Jerusalem einzog.
Aber davon erzählen uns die Palmkatzerln, die heute in vielen Ländern den Palmsonntag bestimmen, leider nichts. Sie lenken von dieser Geschichte ab. Der Apostel Johannes will uns aber bewusst zu dieser Geschichte führen. Denn wer sind denn die Menschen mit den weißen Kleidern und den Palmzweigen in der Hand in der Offenbarung des Johannes? Das sind jene, die Christus schon aufgrund Seines ersten Einzugs in Jerusalem erkannt und gedient haben. Johannes berichtet:
Und einer von den Ältesten ergriff das Wort und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit weißen Kleidern bekleidet sind, und woher sind sie gekommen?
Und ich sprach zu ihm: Herr, du weißt es! Und er sprach zu mir: Das sind die, welche aus der großen Drangsal kommen; und sie haben ihre Kleider gewaschen, und sie haben ihre Kleider weiß gemacht in dem Blut des Lammes.
Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt aufschlagen über ihnen.
Und sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; auch wird sie die Sonne nicht treffen noch irgendeine Hitze; denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu lebendigen Wasserquellen, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. (Offb 7,13-17)
Die letzten Sätze dieses Abschnitts sind sehr bekannt und beliebt, besonders wenn man Menschen trösten möchte anlässlich von Leid, Schmerz und Tod, etwa bei Begräbnissen. Aber der Trost gilt in Wahrheit nicht allen Menschen, sondern nur einer bestimmten Gruppe! Jene mit den weißen Gewändern. Woher kommen sie? Sie kommen aus der großen Drangsal, heißt es.
Diese große Drangsal wird ausführlich in der Offenbarung beschrieben. Sie ist jene böse Zeit, wo der Teufel die Weltherrschaft an sich reißen und die ganze Welt zwingen wird, seinen Diener, den Antichrist, anzubeten. Er wird alle Nachfolger Christi verfolgen und versuchen sie zu töten. Diejenigen aber, die widerstehen bis zum Schluss, sind jene Menschen mit weißen Kleidern, die aus der großen Drangsal kommen. Nach dieser Drangsal wird der wahre König, nämlich Christus, kommen und alle Seine Feinde schlagen, vom Antichrist bis zum Teufel und auch alle Menschen, die den beiden dienten und sich somit gegen Jesus Christus stellten. Das Prinzip ist: während der Abwesenheit des guten Königs, will ein böser König die Macht an sich reißen. Dann aber kommt der wahre, gute König zurück, vernichtet seine Feinde, die nicht wollten, dass er König wird, und lebt gemeinsam mit jenen Menschen, die ihm die ganze Zeit während der Herrschaft des Bösen die Treue hielten, in seinem Friedensreich. Das ist die Kurzfassung der Geschichte. Und sie wiederholt sich immer wieder und wird in mehreren Büchern der Bibel erzählt. Angefangen von den Propheten des Alten Testaments, über die Geschichtsbücher bis hin zu der Offenbarung des Johannes, die die Langversion beinhaltet, das große Finale und den endgültigen Schlussstrich Gottes über das Böse. Davor aber zeigt uns Gott immer wieder in der Geschichte der Menschheit dieses Prinzip und beweist damit Seinen Willen und Entschluss, das alles auch wirklich wie angekündigt bis zum Ende durchzuziehen.
Und das führt uns wieder zu dem Makkabäer Simon. Denn was tat dieser bevor er mit Lobpreis und Palmzweigen in Jerusalem einzog?
Die Bewohner der Burg in Jerusalem waren daran gehindert, in das Land aus und ein zu gehen und zu kaufen oder zu verkaufen, und sie litten großen Hunger und viele von ihnen kamen vor Hunger um.
Und sie riefen zu Simon, dass er ihnen die Hand gebe, und er gab sie ihnen. Und er vertrieb sie von dort und reinigte die Burg von den Befleckungen. (1.Makk. 13,49-52, LXX Deutsch)
Aufmerksamen Lesern werden sofort zwei Parallelen zu Jesus auffallen:
Erstens war die erste Handlung, die Jesus nach Seinem Einzug in Jerusalem noch am selben Tag machte, dass Er den Tempel reinigte! Genauso wie Simon bereits knapp 2 Jahrhunderte vorher schon gewisse Städte in Israel und speziell auch die Burg (gemeint ist Jerusalem) reinigte: er vertrieb die Sünder, die Götzendienst betrieben und dem falschen König dienten. Genauso vertrieb Jesus die Geldwechsler und Viehhändler aus dem Tempel noch am selben Tag seines Einzugs in Jerusalem.
Zweitens wird die Herrschaft des Bösen auch in der Offenbarung so beschrieben, dass jene, die nicht den Antichristus anbeten sondern unbeirrt zu Gott halten, nicht mehr kaufen oder verkaufen können und sehr zu leiden haben:
Und es bewirkt, dass allen, den Kleinen und den Großen, den Reichen und den Armen, den Freien und den Knechten, ein Malzeichen gegeben wird auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirn, und dass niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das Malzeichen hat oder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.
Hier ist die Weisheit! Wer das Verständnis hat, der berechne die Zahl des Tieres, denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist 666. (Offb 13,16-18)
Übrigens war auch die sogenannte Tempelreinigung, die Jesus am Palmsonntag machte, eine gewisse Anspielung - oder besser gesagt, das Gegenprogramm zur Strategie des Antichrists, der allen verbietet zu kaufen oder zu verkaufen, wenn sie ihm nicht gehorsam sind. Wen genau vertrieb Jesus aus dem Tempel?
Und Jesus ging in den Tempel Gottes hinein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, und stieß die Tische der Wechsler um und die Stühle der Taubenverkäufer. Und er sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus soll ein Bethaus genannt werden!« Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht! (Mt 21,12-13)
Ebenso hat die große Drangsal, die der Friedensherrschaft von Simon vorausging, große Ähnlichkeiten mit jener, die Johannes vor dem Friedensreich Christi beschreibt und war den frühen Christen ein Vorbild. Hier ein paar Auszüge daraus zur Illustration:
In jenen Tagen traten Leute in Israel auf, die sich gegen das Gesetz stellten, und sie überredeten viele, indem sie sagten: Wir wollen hingehen und mit den Völkern um uns herum ein Bündnis schließen, denn seitdem wir uns von ihnen absonderten, ist viel Unheil über uns gekommen.
Die Rede fand Gefallen in ihren Augen.
Und einige aus dem Volk erklärten sich bereit und gingen zum König, und er gab ihnen die Erlaubnis, die Satzungen der Heiden einzuführen. Und sie erbauten ein Gymnasion in Jerusalem gemäß den Gebräuchen der Heiden. Und sie machten sich Vorhäute, fielen vom heiligen Bund ab, machten gemeinsame Sache mit den Heiden und verkauften sich dazu, das Böse zu tun.
Und als Antiochos das Königreich gefestigt erschien, erstrebte er, auch das Land Ägypten zu beherrschen, damit er über beide Reiche regiere. Und er drang in Ägypten ein mit einem großen Heer und Wagen und Elefanten und gewaltiger Flotte.
Und nachdem er alles genommen hatte, kehrte er in sein Land zurück. Und er richtete ein Blutbad an und führte gottlose Reden.
Und es kam tiefe Trauer über Israel in jedem ihrer Orte. Und die Oberhäupter und Ältesten jammerten, die Mädchen und Jungen ermatteten, und die Schönheit der Frauen wurde entstellt.
Und der König erließ ein Edikt in seinem ganzen Reich, dass alle zu einem Volk werden sollten und jeder seine Gebräuche aufgeben solle. Und alle Völker nahmen es an gemäß der Anordnung des Königs.
Auch viele aus Israel fanden Gefallen an seiner Verehrung und opferten den Götzen und entweihten den Sabbat.
Und der König sandte Briefe durch Boten nach Jerusalem und in die Städte Judas, sie sollten sich nach Gebräuchen, die dem Land fremd waren, richten und Brandopfer und Schlachtopfer und Trankopfer im Heiligtum einstellen, und Sabbate und Festtage entweihen, und Heiligtum und Heilige verunreinigen, und Altäre, Tempelbezirke und Götzenheiligtümer erbauen, und Schweine und unreine Tiere opfern, und ihre Söhne unbeschnitten lassen, damit sie sich mit jeder Art von Unreinheit und Gräuel befleckten, sodass sie das Gesetz vergäßen und alle Gebote änderten. Und wer nicht nach der Anordnung des Königs handele, der solle sterben. Dem entsprechende Schreiben sandte er in sein ganzes Reich, und setzte Aufseher über das ganze Volk ein und befahl den Städten Judas, Opfer darzubringen, in jeder einzelnen Stadt.
Und viele aus dem Volk schlossen sich ihnen an, ein jeder, der vom Gesetz abfiel, und sie vollbrachten böse Taten im Land. Und sie drängten Israel in Verstecke an jedem Ort, an dem sie Zuflucht fanden.
Und am 15. Tag des Monats Chaseleu, im Jahre 145, errichtete er den Gräuel der Verwüstung auf dem Brandopferaltar, und in den umliegenden Städten Judas errichteten sie Altäre. Und vor den Haustüren und in den Straßen brachten sie Räucheropfer dar. Und alle Bücher des Gesetzes, die sie fanden, zerrissen sie und verbrannten sie im Feuer. Und für jeden, bei dem ein Buch des Bundes gefunden wurde oder der sich nach dem Gesetz richtete, bedeutete die Anordnung des Königs den Tod. Und sie gebrauchten ihre Gewalt gegenüber Israel, gegenüber denen, die entdeckt wurden, Monat für Monat in den Städten. Und gemäß dem Befehl töteten sie die Frauen, die ihre Kinder hatten beschneiden lassen. Und sie hängten ihnen die Säuglinge an ihre Hälse, und sie töteten auch ihre Familien und die, die sie beschnitten hatten.
Aber viele in Israel wurden bestärkt und fassten den festen Entschluss, nichts Unreines zu essen. Und sie nahmen es hin zu sterben, damit sie sich nicht durch Speisen befleckten und nicht den heiligen Bund entweihten. Und so starben sie.
Damals zogen viele, die Gerechtigkeit und Recht suchten, hinaus in die Wüste, um sich dort niederzulassen mitsamt ihren Söhnen und ihren Frauen und ihrem Vieh, denn die schlimmen Taten gegen sie wurden zu hart.
Und es wurde den Männern des Königs und den Truppen, die sich in Jerusalem, in der Stadt Davids, befanden, gemeldet, dass die Männer, die die Anordnung des Königs verletzten, zu den Höhlen in der Wüste hinausgezogen waren.
Und viele eilten ihnen nach und bezogen, nachdem sie sie erreicht hatten, Stellung gegen sie, und an einem Sabbattag stellten sie sich gegen sie zum Kampf auf. Und sie sagten zu ihnen: Nun reicht es! Kommt heraus und handelt gemäß der Anordnung des Königs, dann werdet ihr am Leben bleiben.
Sie aber sagten: Weder werden wir herauskommen noch werden wir die Anordnung des Königs ausführen, um den Sabbattag nicht zu entweihen.
Und sie gingen sofort zum Angriff über.
Sie aber antworteten ihnen nicht und schleuderten weder einen Stein gegen sie noch versperrten sie die Eingänge der Höhlen. Sie sagten: Lasst uns alle in unserer Unschuld sterben! Himmel und Erde bezeugen für uns, dass ihr uns gegen jedes Recht umbringt.
Und sie schritten am Sabbat zum Kampf gegen sie, und sie starben mitsamt ihren Frauen und ihren Kindern und ihrem Vieh – etwa eintausend Menschen. (1.Makk 1,11-61.2,29-38, LXX Deutsch, gekürzt)
Die Drangsal zur Zeit der Makkabäer gleicht nicht nur in weiten Zügen auffallend jener, die uns in der Offenbarung prophezeit wird, sondern wiederholte sich inzwischen immer wieder in den letzten zweitausend Jahren. Jesus wusste das im Voraus und bereitete Seine Jünger deswegen darauf vor:
Ihr aber, habt acht auf euch selbst! Denn sie werden euch den Gerichten und den Synagogen ausliefern; ihr werdet geschlagen werden, und man wird euch vor Fürsten und Könige stellen um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.
Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern und der Vater das Kind, und Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und werden sie töten helfen; und ihr werdet von allen gehasst sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. (Mk 13,9.12)
Die erste Zeit solch einer Drangsal begann gleich nach Pfingsten als die christliche Urgemeinde von den Juden unter der Führung eines gewissen Saulus grausam verfolgt wurde und sollte immer wieder in Wellen über die Christen hereinbrechen, bis heute und in Zukunft bis zur größten Drangsal bevor Jesus Christus wiederkommt. Die frühen Christen lernten aus dem guten Vorbild ihrer Vorfahren in der Geschichte durchzuhalten und die Hoffnung in den König zu setzen, der eines Tages zurück kommen wird um das zu vollenden, was Er am Palmsonntag begonnen hatte als Er den Tempel reinigte. Damals trat Er bereits wie ein Herrscher auf, der sich nichts bieten lässt. Es war eine Erinnerung an Simon den Makkabäer, der ebenfalls die Stadt reinigte um danach für den Rest seines Lebens eine Friedensherrschaft anzutreten. Und es war eine kurze Andeutung des Endgerichts, das in voller Wucht sich so abspielen wird, wie Jesus bereits in Seinem Gleichnis ankündigte: „Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich König über sie werde — bringt sie her und erschlagt sie vor mir!“
Der erste Einzug Jesu in Jerusalem war ein friedlicher, demütiger auf einem Esel, begleitet von fröhlicher Volksmenge mit Lobpreis und Palmzweigen. Es war nicht ein üblicher Einzug wie ein weltlicher König mit Militär und Gewalt. Trotzdem zog Jesus damals bereits als König ein. Jene aber, denen dieser König damals wie heute nicht willkommen ist, werden Seine Feinde sein, wenn Er zurück kommt um Seine Herrschaft als Friedefürst anzutreten für die Er längst gesalbt wurde. Denn Jesus Christus möchte nur freiwillige Untertanen, die sich über Ihn von Herzen freuen und für Ihn bereit sind zu leiden und zu sterben und durch alle Drangsale zu gehen. Das ist die Botschaft, die hinter den Palmzweigen steckt: Zuerst kommt die Drangsal und damit die Bewährungsprobe. Dann der Lobpreis mit Palmzweigen, die Erlösung und das Friedensreich.