Auf den vierten Blick schauen wir auf die apostolischen Vorbilder
Wir wollen beobachten, wie der Herr Jesus und seine Jünger selbst diese Gebote verstanden, vorlebten und weitergaben.
Wenn heute die Meinung vorherrscht, oder wenigstens die Tendenz, dass etwa das „Gebot der Selbstverstümmelung“ (wie ich es polemisch nenne) vernachlässigbar ist und daher weder beachtet noch gelehrt werden braucht, so sollten wir diese Meinung also auch bei den Aposteln und deren Schülern vorfinden. Andernfalls wäre es eine falsche Lehrmeinung, also eine Irrlehre.
Haben die Apostel und deren Schüler dieses Gebot aus der Bergpredigt vernachlässigt und totgeschwiegen, so wie es die meisten modernen Prediger und Gemeinden heute tun?
Matthäus, ein Apostel des Herrn, hat dieses Gebot jedenfalls niedergeschrieben und für alle Ewigkeit festgehalten in seinem Evangelium. Und zwar nicht nur einmal. Er schrieb es sowohl in die Bergpredigt (Kapitel 5) als auch in eine längere Predigt Jesu, die er in Kapernaum hielt (Kapitel 18). Hier ein Auszug daraus:
Wenn aber deine Hand oder dein Fuß für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab und wirf sie von dir! Es ist besser für dich, dass du lahm oder verstümmelt in das Leben eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei Füße hast und in das ewige Feuer geworfen wirst. Und wenn dein Auge für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus und wirf es von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Leben eingehst, als dass du zwei Augen hast und in das höllische Feuer geworfen wirst.
Auch Markus, ein Schüler vom Apostel Petrus, überlieferte uns dieses Gebot schriftlich in seinem Evangelium in einer Predigt Jesu in Kapernaum (Kapitel 9). Ein Auszug daraus:
Und wenn deine Hand für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du als Krüppel in das Leben eingehst, als dass du beide Hände hast und in die Hölle fährst, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Fuß für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm in das Leben eingehst, als dass du beide Füße hast und in die Hölle geworfen wirst, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Auge für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als dass du zwei Augen hast und in das höllische Feuer geworfen wirst, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.
Wir haben also den schriftlichen Beweis, dass auch Petrus dieses Gebot lehrte, denn Markus schrieb das Evangelium anhand der Predigten seines Meisters Petrus. Hier sehen wir schon die Überlieferungskette. Das zeigt deutlich, dass nicht nur die Apostel dieses Gebot lehrten und überlieferten, sondern auch deren Schüler. Und das ist nicht verwunderlich, denn der Herr Jesus selbst gab ihnen ja den Auftrag:
Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. (Mt 28,18-20)
Jesus tritt hier also bereits als Weltherrscher und Gebieter auf und befiehlt seinen elf Aposteln, dass sie die Völker lehren sollen alles zu halten, was er befohlen hatte. Das schließt selbstverständlich das Gebot mit ein, sich ein Auge auszureißen oder sich eine Hand oder einen Fuß abzuhauen. Und der Gebieter Jesus begnügt sich hier nicht nur damit, dass dieses Gebot nur theoretisch gelehrt wird, sondern es soll gelehrt werden es zu halten! Also die Umsetzung, die Praxis ist mitgeboten. Die von Christus eingesetzten Aposteln waren also nicht nur Lehrer der Völker, sondern Vorbilder, die alle die Gebote auch selbst halten mussten.
Hiermit stehen sie im krassen Gegensatz zu vielen modernen Lehrern, die dieses Gebot weder lehren noch befolgen und die schon gar nicht Vorbilder dafür sind, wie man die Gebote befolgt.
Apropos befolgen: Wie befolgten die Apostel dieses Gebot? Hat irgendeiner sich selbst verstümmelt, sich etwa ein Auge ausgerissen oder einen Fuß abgehauen? Nein, das tat keiner.
Auch Jesus tat nichts dergleichen mit seinem Körper, der vollständig blieb bis zu seiner Auferstehung.
Was kann man daraus schließen?
Drei Möglichkeiten gäbe es darauf als Antwort:
- Weder Jesus noch seine Aposteln bekamen je von ihren Augen, Händen oder Füßen einen Anstoß zur Sünde
- Sie bekamen zwar von ihren Augen, Händen oder Füßen Anstoß zur Sünde, missachteten aber das Gebot
- Sie verstanden das Gebot nicht fleischlich sondern geistlich und befolgten es also auch nur geistlich anstatt fleischlich
Punkt 1 kann man aus der Heiligen Schrift und erst Recht aus der Kirchengeschichte widerlegen. Jeder Mensch wurde immer wieder zur Sünde verführt, selbstverständlich auch die Apostel und auch Jesus, und natürlich auch körperlich. Ich möchte hier nicht ausführlicher darauf eingehen, sondern verweise nur auf die Verführungen Jesu in der Wüste, wo Satan gezielt die körperliche Erschöpfung Jesu nutzte, um ihm Anstoß zur Sünde zu geben. Hier wären die Augen und Hände Jesu sehr wohl beteiligt gewesen. Er riss sich aber dennoch kein Auge aus und hieb sich auch keine Hand ab. Jesus selbst wäre also ein schlechter Lehrer, ein schlechtes Vorbild, wenn er nicht selbst seine eigenen Regeln befolgte und sich nicht selbst ein Auge ausgerissen oder selbst einen Fuß abgehauen hätte, obwohl er dies aber so gemeint hätte. Ebenso wenig gibt es eine Überlieferung irgendeiner Selbstverstümmelung irgendeines Apostels.
Punkt 2 hieße, dass sie alle Heuchler waren und daher keine tauglichen und authentischen Überbringer des Evangeliums. Wir könnten dann getrost das sogenannte „Neue Testament“ in den Papierkorb werfen und die Lehre der Apostel vergessen.
Punkt 3 ist für aufmerksame Leser der einzig wahre. Hinweise und Indizien dafür haben wir bisher schon gesammelt. Wo bleiben aber die Beweise und die geistliche Lehre samt Vorbild wie diese Gebote geistlich zu verstehen sind?
Werfen wir also einen weiteren Blick darauf.