Bereits im Griechischen Alten Testament, der Septuaginta (LXX), kommt das Wort euaggelion (Evangelium) einige Male vor. Hier ein paar Beispiele:

Den, der mir die Nachricht brachte und sprach: »Siehe, Saul ist tot!«, und dabei meinte, ein guter Bote zu sein, den habe ich ergriffen und in Ziklag getötet, um ihm den Botenlohn zu geben. Wie viel mehr, da diese gottlosen Leute einen gerechten Mann in seinem Haus auf seinem Lager ermordet haben! Und nun sollte ich nicht sein Blut von euren Händen fordern und euch aus dem Land ausrotten? Und David gebot seinen jungen Männern; die brachten sie um und schlugen ihnen Hände und Füße ab und hängten sie auf am Teich von Hebron. Aber das Haupt Ischboseths nahmen sie und begruben es in Abners Grab in Hebron.  (2.Sam 4,10-12)

Im griechischen Grundtext steht hier zweimal das Wort für Evangelium, zunächst als Verb (oben mit dem Begriff „Nachricht brachte“ übersetzt) und dann als Substantiv (oben mit dem Begriff „guter Bote“ umschrieben). Deutlicher zu sehen ist das in der Septuaginta Deutsch:

Der mir gemeldet hatte, dass Saul tot war – und er war wie einer, der eine Freudenbotschaft verkündigt vor mir –, ihn habe ich gefangen genommen und getötet in Sekelak, dem ich hätte Botenlohn geben müssen. Und nun haben üble Männer getötet einen gerechten Mann in seinem Haus auf seinem Lager – und nun werde ich sein Blut aus euerer Hand fordern und werde euch vertilgen von der Erde. Und David gab seinen Knechten Befehl, und sie töteten sie und schlugen ihre Hände und Füße ab und hängten sie auf an der Quellea in Hebron, und den Kopf Memphibosthes begruben sie in dem Grab Abenners, des Sohnes Ners. (2.Kön 4, Septuaginta Deutsch)

Man merkt, dass sich die Deutschen Übersetzungen hier sträuben, das Wort Evangelium zu schreiben, weil es reserviert scheint für das Neue Testament. Freudenbotschaft ist die wörtliche Übersetzung. Aber trifft sie?

Warum wird jemand für eine Freudenbotschaft getötet? Sieht man die Geschichte sich näher an, wird klar, sie wiederholt sich: Zuerst war der Mörder von Saul gekommen und hatte dessen Tod dem David gemeldet und sich eine Belohnung erwartet, weil er dachte, das sei eine gute Botschaft (Evangelium) für David. Er irrte sich. David fand diese Botschaft gar nicht gut, sondern durchschaute das üble Spiel und ließ ihn hinrichten. Nun haben ruchlose Männer Sauls Sohn umgebracht und sich ebenfalls eine Belohnung erwartet als sie den Tod von Sauls Sohn dem David meldeten. Wiederum wurden die Überbringer hart bestraft für ihre, wie sie meinten, „Freudenbotschaft“, denn der Empfänger der Botschaft fand sie gar nicht freudig, sondern sah das Verbrechen dahinter, dass nämlich unschuldiges Blut vergossen wurde. Man kann schon im Alten Testament sehen, dass das Wort Evangelium gebräuchlich war, aber keine unumstrittene Freudenbotschaft meinte, sondern es stattdessen immer im Auge des Betrachters liegt, ob sie als gut oder böse erkannt wird. Und ein drittes Mal wiederholt sich die Geschichte im Alten Testament:

Achimaaz aber, der Sohn Zadoks, sprach: Ich will doch hinlaufen und dem König die gute Botschaft bringen, dass der HERR ihm Recht verschafft hat von der Hand seiner Feinde! Joab aber sprach zu ihm: Du bist heute kein Mann guter Botschaft! An einem anderen Tag kannst du eine gute Botschaft bringen, heute aber kannst du keine gute Botschaft bringen; denn der Sohn des Königs ist tot! (2.Sam 18,19-20 SCH2000)

Und Achimaas, Sadduks Sohn, sagte zu Joab: Ich will laufen und dem König David die gute Nachricht verkünden, dass ihm der Herr Recht verschafft hat aus der Hand seiner Feinde. Und Joab sagte: Du bist nicht der Mann für eine gute Nachricht an diesem Tag. An einem anderen Tag magst du eine gute Nachricht verkünden, an diesem Tag jedoch wirst du keine gute Nachricht verkünden, denn der Sohn des Königs ist tot. (Septuaginta Deutsch)

In diesen zwei Versen kommt viermal das Wort für Evangelium im Griechischen Grundtext vor, dreimal als Verb („evangelisieren“), was oben mit „gute Nachricht (oder Botschaft) verkündigen“ übersetzt wurde, und einmal als Substantiv „gute Nachricht (bzw Botschaft)“. Und erneut ist das Thema ähnlich. Ein Feind von David ist tot und der Überbringer der Nachricht glaubt, das sei eine „gute Nachricht“ (Evangelium) für den König und will den König damit erfreuen. Joab weiß, dass der König sich darüber aber nicht freuen wird. Und so soll es auch sein: als der Bote doch - gegen den Rat von Joab - losrennt und die vermeintlich „gute Nachricht“ überbringt, bricht David in Tränen aus und trauert um seinen toten Sohn.

Trauer statt Freude. Wir sehen an diesen Stellen zwar, dass die Übersetzung „gute Nachricht“ grundsätzlich korrekt ist, aber nicht als gute Nachricht ankommt, weil der Überbringer und der Empfänger der Nachricht unterschiedlich darüber befinden.

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    • Evangelist

      Das Wort Evangelist kommt im Neuen Testament dreimal mal vor und ist somit biblisch .

    • Evangelium

      Evangelium kommt 80 mal in der Bibel vor, davon 77 mal im Neuen Testament. Das Verb dazu („evangelisieren“) kommt weitere 77 mal in der Bibel vor. Somit ist es eindeutig biblisch.