• Und warum diese Frage schon seit langem Irrlehren entlarvt

Warum machen die Irrlehren alle Jesus jünger?

Zu guter Letzt fällt es mir auf, dass es schon ein gemeinsames Merkmal aller Irrlehren sein dürfte, dass sie Jesus viel jünger machen, als Er tatsächlich war. Die Frage ist, warum sie das tun und was das geistlich zu bedeuten hat?

Auch da muss man nicht lange suchen, denn auch diese Frage wird von Irenäus bereits beantwortet: wenn Jesus zu jung ist, gilt Er nicht als vollwertiger Lehrer, und kann daher als Meister (Rabbi) nicht ernstgenommen werden. Außerdem fällt seine Vorbildwirkung für die älteren Männer flach.

Tatsächlich fällt mir auf, dass die meisten Christen, die ich kenne, Jesus nicht als Lehrer wahrnehmen. Sie brauchen Jesus gar nicht als Lehrer. Sie verkünden nur, dass Jesus kam um zu sterben am Kreuz und wieder aufzustehen. Dafür hätte Jesus wirklich viel weniger Zeit gebraucht. Reduziert man also die Lebenszeit von Jesus, reduziert man damit automatisch die Zeit Seiner Lehrtätigkeit und verändert damit den Schwerpunkt weg von der Lehre hin zum billigen Glauben nur an das Kreuz. Und genau das zeichnet ja wirklich die meisten Irrlehren damals wie heute aus: sie wollen und brauchen keine Lehrer, sind eher unwillig eingestellt gegenüber Lehre, ja sogar lehrfeindlich. Ihnen reicht es, wenn man verkündet, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Das ist für sie das Evangelium. Demgegenüber steht aber das Zeugnis der Apostel, die viele Jahrzehnte Tag für Tag lehrten und lehrten und lehrten. Und sie lehrten viel mehr als nur die Kreuzigung und Auferstehung Jesu. Auch die vielen und langen Lehrbriefe wären eigentlich überflüssig, ginge es im Evangelium nur um Jesu Tod am Kreuz.

Wenn man aber weiß, dass Jesus selbst das Evangelium predigte - und zwar deutlich über 10 Jahre lang bevor Er gekreuzigt wurde - und die ganze Zeit über lehrte und Jünger ausbildete, damit sie andere lehren, dann lautet das Evangelium schon anders. Und dann machen die Evangelien, deren größter Teil ja die Lehrtätigkeit von Jesus beschreiben, einen anderen Sinn. Dann werden Sätze wie:

Da antwortete Jesus und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? (Mt 17,17)

Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns den Vater? (Joh 14,9)

auf einmal viel stimmiger. Denn wenn Jesus nur ein bis drei Jahre bei ihnen gewesen wäre, wirken diese Sätze eher lächerlich. Auch das Schlusswort von Johannes in seinem Evangelium wirkt übertrieben, wenn Jesus nur kurz gelehrt haben soll:

Das ist der Jünger, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt und dies geschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.
Es sind aber noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; und wenn sie eines nach dem anderen beschrieben würden, so glaube ich, die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären. Amen. (Joh 21,24-25)

Johannes legt also großen Wert darauf, dass sein Zeugnis glaubwürdig und wahr ist. Das wäre es aber nicht, wenn Jesus nur ein paar Monate gelehrt und gewirkt hätte. Wie weiter oben zitiert, fragte auch schon Irenäus sichtlich fassungslos: „Wie hätte außerdem der Heiland nur ein Jahr gepredigt?“ Er kann es gar nicht verstehen, wie man die Lehrtätigkeit des Heilandes dermaßen verkürzen könnte, dass sie in ein Jahr passt. Das ist schon bemerkenswert, denn heutige Lehrer kommen mit weniger Zeit aus und glauben, sie hätten alles gesagt. Und sie lehren nicht mal täglich, so wie es Jesus, Seine Apostel und auch Irenäus noch taten. Drei Jahre machten die Aussage von Johannes übrigens auch nicht viel glaubwürdiger, denn auch 3 Jahre Tätigkeit kann man wohl in Bücher schreiben, die die Welt fassen könnte. Aber bei 10-15 Jahren sieht das schon anders aus! Da kommt schon viel mehr zusammen. Und immerhin war Johannes es, der selbst am längsten von allen Jüngern lebte und lehrte. Und er war der Lehrer des Lehrers von Irenäus, auf den sich Irenäus bezieht. Hier schließt sich der Kreis. Glauben wir Zeugen, die Jesus in die Welt schickte, damit sie die Wahrheit verkünden und Lehrer ausbilden? Dann wird der „Missionsauftrag“ eigentlich zum Lehrauftrag und bekommen Jesu letzte Worte ein anderes Gewicht:

Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen. (Mt 28,18-20)

Und dann wird auch klar, warum sich die Urgemeinde vom ersten Tag an so verhielt wie geschrieben steht:

Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten. (Apg 2,42)