Zum Beispiel den ersten christlichen Historiker überhaupt: Eusebius von Cäseräa. Er hat eine zehnbändige Kirchengeschichte geschrieben, die von der Geburt Jesu bis zu Kaiser Konstantin reicht. Eusebius kann uns zwar auch weder Jesu Geburts- noch Todesdatum nennen, und somit auch nicht Sein genaues Alter, aber er gibt uns einen sehr wertvollen Hinweis:
Die göttliche Schrift erzählt, daß Jesus seine ganze Lehrtätigkeit unter den Hohenpriestern Annas und Kaiphas entfaltet habe; sie will sagen, daß die ganze Zeit seiner Lehrtätigkeit sich völlig abgewickelt habe in den Jahren, welche zwischen die Amtstätigkeit dieser beiden Männer fiel. Da Jesus unter dem Hohenpriester Annas seine Tätigkeit begann und noch bis zur Herrschaft des Kaiphas wirkte, beträgt die Zwischenzeit nicht ganz vier Jahre. Weil nämlich damals bereits die Bestimmungen des Gesetzes außer Kraft waren, so bestand nicht mehr der Brauch, daß die gottesdienstlichen Funktionen lebenslänglich und auf Grund der Abstammung übertragen wurden. Von den römischen Statthaltern wurden bald diese, bald jene mit der hohenpriesterlichen Würde betraut, welche sie aber nicht länger als ein Jahr bekleideten. Josephus berichtet, daß nach Annas noch vier Hohepriester nacheinander bis Kaiphas gefolgt seien. In der gleichen Schrift seiner „Altertümer“ sagt er: „Valerius Gratus entzog die priesterliche Würde dem Ananus und erklärte zum Hohenpriester Ismael, den Sohn des Phabi. Auch diesen setzte er bald wieder ab und ernannte Eleazar, den Sohn des Hohenpriesters Ananus, zum Hohenpriester. Nach Verlauf eines Jahres enthob er auch diesen seiner Stelle und übergab die hohepriesterliche Würde Simon, dem Sohne des Kamith. Doch auch dieser behielt die Würde nicht, und Josephus, der auch Kaiphas genannt wird, wurde sein Nachfolger.“ Daraus folgt, daß die ganze Zeit der Lehrtätigkeit unseres Erlösers nicht ganz vier Jahre betrug; denn von Annas bis Kaiphas haben vier Hohepriester in vier Jahren je ein Jahr lang Dienst getan. Die evangelischen Berichte bezeichnen also mit Recht Kaiphas als Hohenpriester des Jahres, in welchem unser Erlöser gelitten hat; aus ihnen ergibt sich auch, daß sie bezüglich der Zeit, da Christus lehrte, nicht im Widerspruch mit den vorliegenden Mitteilungen stehen. (Eusebius von Caesarea, Historia Ecclesiastica, Kirchengeschichte (BKV), Erstes Buch, 10.Kap)
„Ha!“, höre ich dich jetzt schon triumphieren, „Siehst du, wie auch Eusebius nie und nimmer auf ein Alter von über 40 Jahren kommt? Denn er schreibt eindeutig, dass Jesus nicht ganz vier Jahre lang lehrte. Also war Jesus bei seiner Kreuzigung demnach etwa 34 und das passt ja fast perfekt zu den heute allgemein anerkannten 33 Jahren.“ Darauf kann ich nur sagen: „Freu dich nicht zu früh!“ Denn ich sagte nicht, dass Eusebius uns die richtige Zeit liefert, sondern einen sehr wertvollen Hinweis. Eusebius weist uns nämlich auf die beiden Hohepriester hin, die Jesu Lehrtätigkeit markieren, und nennt uns seine Quelle: den jüdischen Historiker Josephus! Und der ist tatsächlich eine sehr wertvolle Quelle, die nicht nur zeitlich näher an Jesus ist, sondern auch ein wenig genauer als Eusebius. Eusebius zitiert zwar Josephus korrekt im Wortlaut, aber nicht vollständig.