Nicht nur die Apostel erinnern uns im Neuen Testament an Noah und Lot, sondern auch Jesus Christus tat das wiederholt, stets mit der selben Botschaft: wir sollen uns an dem gehorsamen Glauben der beiden ein Beispiel nehmen und uns nicht von den gottlosen Mitmenschen vom rechten Weg abbringen lassen, denn sonst werden wir mit ihnen untergehen. Jesus drückte das einmal so aus:
Und wie es in den Tagen Noahs zuging, so wird es auch sein in den Tagen des Menschensohnes:
Sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging; und die Sintflut kam und vernichtete alle.
Ebenso ging es auch in den Tagen Lots zu: Sie aßen, sie tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten; an dem Tag aber, als Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte alle.
Gerade so wird es sein an dem Tag, da der Sohn des Menschen geoffenbart wird.
Wer an jenem Tag auf dem Dach ist und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht hinab, um dasselbe zu holen; ebenso, wer auf dem Feld ist, der kehre nicht wieder zurück.
Gedenkt an Lots Frau!
Wer sein Leben zu retten sucht, der wird es verlieren, und wer es verliert, der wird es erhalten.
Ich sage euch: In dieser Nacht werden zwei in einem Bett sein; der eine wird genommen und der andere zurückgelassen werden. Zwei werden miteinander mahlen; die eine wird genommen, und die andere wird zurückgelassen werden. Zwei werden auf dem Feld sein; der eine wird genommen und der andere zurückgelassen werden.
Und sie antworteten und sprachen zu ihm: Wo, Herr? Und er sprach zu ihnen: Wo der Leichnam ist, da sammeln sich die Geier. (Lk 17,26-37)
Jesus ruft hier zur Wachsamkeit auf, aber Er warnt nicht vor Verschwörungen, sondern vor dem Strafgericht, das Er selbst mit sich bringen wird, wenn Er wieder kommt. Das ist keine geheime Verschwörung, das ist ein seit Jahrtausenden durch viele Propheten verkündetes offenes Geheimnis. Wir sollen die Zeichen der Zeit erkennen und wachsam und heilig sein, anstatt zu verweltlichen. Jesus stellt uns als abschreckendes Beispiel Lots Frau vor Augen, die noch auf dem Weg der Rettung Gott ungehorsam wurde und deswegen verloren ging anstatt mit Lot gerettet zu werden. Seither ist sie eine Salzsäule als Mahnmal. Jesus erinnert daran. Aber Er schickt auch schon voraus, dass in Zukunft genauso wenige sich daran halten werden wie zur Zeit Lots und Noahs. Jesus kennt die Herzen der Menschen.
Darum sprach Jesus tatsächlich auch von Verschwörungen! Denn das menschliche Herz schmiedet immer wieder böse Pläne gegen andere Menschen und die schlimmsten Verschwörungen kommen immer aus mächtigen Kreisen gegen das untergebene Volk. Wie reagierte Jesus darauf als Er solche Verschwörungen erkannte?
Hütet euch aber vor den Menschen! Denn sie werden euch den Gerichten ausliefern, und in ihren Synagogen werden sie euch geißeln; auch vor Fürsten und Könige wird man euch führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. Wenn sie euch aber ausliefern, so sorgt euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters ist’s, der durch euch redet. Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern und ein Vater sein Kind; und Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und werden sie töten helfen. Und ihr werdet von jedermann gehasst sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Wenn sie euch aber in der einen Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. (Mt 10,17-23)
Der erste, der diese „Verschwörungstheorie“ zur Praxis machte, war ein gewisser Saulus, der Drohung und Mord schnaubte gegen die Jünger des Herrn, zum Hohenpriester ging und sich von ihm Briefe nach Damaskus erbat (Apg 9,1). Er wollte alle Männer und Frauen, die ihm gemäß oben zitierten Befehl ihres Herrn entflohen waren, bis nach Damaskus verfolgen und gebunden nach Jerusalem bringen um ihnen dort den Garaus zu machen. Das war eine Verschwörung der jüdischen Jerusalemer Obrigkeit gegen einen Teil ihrer Bevölkerung, die sich weit über ihre Grenzen erstreckte und die große blutige Christenverfolgung anstieß, die noch Jahrtausende lange andauern und unzählige Märtyrer hervorbringen sollte. Die Apostelgeschichte ist voll von Verschwörungen von Juden und Griechen gegen die Christen, die Jesus alle vorhersagte und offenbarte bevor sie stattfanden, und Er warnte eindringlich Seine Jünger davor und gab ihnen Anweisungen, wie sie sich verhalten sollten. Jesus war damit nach heutigem Sprachgebrauch ein klassischer „Verschwörungstheoretiker“. Aber Jesus ging sogar noch einen Schritt weiter.
Nicht nur dass Jesus immer wieder die potenziellen Opfer von Verschwörungen warnte, Er griff auch die Verschwörer selbst an und verurteilte sie:
Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; so tut auch ihr, was ihr bei eurem Vater gesehen habt.
Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater!
Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so würdet ihr Abrahams Werke tun. Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, die ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters!
Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater: Gott!
Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn nicht von mir selbst bin ich gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt! Ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun! Der war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Weil aber ich die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. Wer unter euch kann mich einer Sünde beschuldigen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, der hört die Worte Gottes; darum hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.
Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter bist und einen Dämon hast? (Joh 8,39-48)
Jesus sagte den Juden nicht nur, dass sie gar nicht Abrahams Kinder sind, sondern dass sie auch nicht Gottes Kinder sind und begründet das damit, weil sie Ihn töten wollen. Wären sie Abrahams und Gottes Kinder, würden sie Ihn lieben anstatt Ihn töten zu wollen, denn Abraham und Gott lieben Jesus und wollen Ihn nicht töten. Die Reaktion der Juden war damals, dass sie sagten, er habe einen Dämon. Heute würden sie sagen, er sei ein „Verschwörungstheoretiker“. Jesus erfüllte alle Kriterien, die heute einen „Verschwörungstheoretiker“ ausmachen: er wusste, dass sich die Obrigkeit verschworen hatte Ihn zu töten, und machte das immer wieder publik, doch sie bestritten das immer wieder, und das Volk redete ihnen gehorsam nach:
Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und doch tut keiner von euch das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?
Die Menge antwortete und sprach: Du hast einen Dämon! Wer sucht dich zu töten? (Joh 7,19-20)
Sowohl die Obrigkeit, die Jesus der Verschwörung beschuldigte, als auch das Volk bestritten seine Anschuldigungen und sagten, Jesus habe einen Dämon. Genauso behandelt man auch heute „Verschwörungstheoretiker“. Und es gibt noch eine Parallele: Jesus legte keinen einzigen Beweis vor. Es reichte Ihm, dass Er die Wahrheit kannte und wusste, dass Er Recht hatte. Auch daran erkennen wir, wie sich Gottes Sohn selbst verhält, wenn es um die Wahrheit geht. Er muss sie nicht beweisen. Die Wahrheit ist wahr auch ohne Beweis und für jeden erkennbar, der sie sehen will. Beweise fordern meist jene, die die Wahrheit entweder gar nicht wissen oder sie sogar verschleiern wollen. Das Prinzip, dass man die Wahrheit beweisen müsse, ist nicht biblisch. Aber über biblische Beweisführung werden wir uns an einer anderen Stelle Gedanken machen, das führt hier zu weit weg. Hier gilt es zu zeigen, dass Jesus heute von der Mehrheitsgesellschaft und deren Obrigkeit als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet werden würde. Doch Er hatte Recht. Es gab jede Menge Verschwörungen und alle traten ein. Wir haben all die Verschwörungen rund um Ostern in einem eigenen Beitrag aufgearbeitet: Die große Osterverschwörung.
Hier sei nur festgehalten, dass Jesus immer den Mund aufmachte, um Menschen vor Verschwörungen zu warnen und um die Verschwörer selbst damit zu konfrontieren. Er tat es, um ihnen die Möglichkeit zu geben, die geplante Verschwörung nicht in die Tat umzusetzen. So wie Gott immer Menschen ins Gewissen redet, bevor sie sich versündigen. Und Gott schickt auch immer wieder Menschen zu Menschen mit genau diesem Auftrag, wie oben beschrieben den Prophet Nathan zu König David. Was lernen wir daraus? Verhalten wir uns wie die guten Vorbilder, die auf die von Gott geschickten „Verschwörungstheoretiker“ hörten und sich von ihnen warnen bzw. zurechtweisen ließen, oder verhalten wir uns wie die verblendete Mehrheit, die sie verspottet, missachtet, verfolgt und vielleicht sogar tötet, so wie es unzähligen Propheten und Jesus schon erging? Die Bibel hat Beispiele für beide Fälle. Einige zählen wir in diesem Beitrag auf: Verschwörung.
Am Schluss bleibt die Frage, warum so viele Menschen etwas gegen „Verschwörungstheoretiker“ haben und diese verfolgen oder zumindest verspotten?