Es versteht sich also von selbst, warum das Wort „Verschwörungstheoretiker“ in der Bibel nicht vorkommt. Es war damals, als die Bibel geschrieben wurde, noch gar nicht erfunden. Aber gibt es vergleichbare Begriffe und Verhaltensweisen in der Bibel?
Der Mensch ist wie er ist. Es gab immer schon Kriege mit Worten, es gab immer schon Verschwörungen, auch in der Bibel. Es gab immer schon Anstrengungen einzelner Menschen, Verschwörungen aufzudecken und ans Licht zu bringen. Und es gab immer schon Strategien der Verschwörer, um Aufdecker und unliebsame Kritiker zum Schweigen zu bringen. Was hält Gott von all dem und wie müssen Christen dazu stehen? Das wollen wir nun anhand der Heiligen Schrift und Kirchengeschichte beleuchten.
Erstens muss man erkennen, dass Verschwörungen Realität sind und stattfinden. Das haben wir in einem eigenen Beitrag behandelt (siehe Verschwörung).
Zweitens muss man verstehen, was der Begriff „Verschwörungstheoretiker“ bedeutet. Es ist, wie bereits im vorigen Kapitel ausgeführt, ein Kampfbegriff, der Andersdenkende, Kritiker und unliebsame Fragesteller mundtot machen soll. Es werden angesehene und sogar preisgekrönte Journalisten, Wissenschaftler, Ärzte, Universitätsprofessoren, Künstler und Denker, die nicht dem Narrativ der Regierung folgen, beruflich, wirtschaftlich und gesellschaftlich zerstört, indem ihnen der Stempel „Verschwörungstheoretiker“ aufgedrückt wird. Es ist ein Schimpfwort, das Menschen so sehr verletzen, demütigen und lächerlich machen soll, dass sie erstens verstummen und zweitens sich nirgendwo mehr blicken lassen können ohne verspottet zu werden. Es ist ein Wort, mit dem jede Diskussion im Keim erstickt und gewonnen wird, weil die Gegner nicht gehört werden. Beschimpfen statt diskutieren. Wer keine Argumente hat, greift die Person an.
Das alles sind, wie schon erwähnt, infantile Verhaltensmuster, die in jedem Kindergarten beobachtet werden können. Können sie aber auch in der Bibel beobachtet werden? Und hat Gott dazu Seinen Willen verlautbart und Richtlinien geboten?
Die kurze Antwort: Dreimal Ja!
Um das im Detail zu besprechen werden wir, wie es der Lehre der Apostel entspricht, uns die überlieferte Geschichte und Praxis genau ansehen, um daraus zu lernen.
Da es das Wort „Verschwörungstheoretiker“ wie schon geschrieben nicht in der Bibel gibt, suchen wir nach Personen, die man aus heutiger Sicht damals so genannt hätte. Dabei tun wir mal so, als wäre es nicht nur ein diffamierendes Schimpfwort, um unliebsame Menschen gezielt fertig zu machen, sondern als wäre es eine sachliche Benennung.
Was wäre diese Sache? Verschwörungstheoretiker ist ein zusammengesetztes Hauptwort (Substantiv, Nomen), bestehend aus zwei anderen: Verschwörung und Theoretiker.
Was eine Verschwörung ist, haben wir im gleichnamigen Beitrag ausführlich erläutert, auch aus biblischer Sicht.
Ein Theoretiker ist im allgemeinen Sprachraum jemand, der nur in der Theorie recht hat, nicht aber in der Praxis, und ist auch schon ein abwertender Begriff, der oft als Schmähwort benützt wird, für Menschen, die nicht ganz ernst zu nehmen sind, weil sie immer nur theoretisch herumreden aber praktisch nichts zustande bringen. Theorie und Praxis sind dann Gegensätze. Das Wort Theorie beschreibt in der humanistischen Wissenschaft eine Idee, die zwar denkbar ist, aber bisher weder bewiesen noch widerlegt wurde. In dem Moment wo sie bewiesen oder widerlegt ist, hört eine Theorie auf zu existieren, denn sie gilt dann im einen Fall als Faktum, im anderen als verworfen.
Verschwörungstheoretiker wären also rein sachlich betrachtet Menschen, die theoretisch eine Verschwörung annehmen, die es aber noch zu beweisen oder zu widerlegen gilt. Das wären also beispielsweise Menschen, die ihrer Obrigkeit vorwerfen, dass sie das Volk anlügt, böse Ziele verfolgt, heimlich Absprachen und Ränke schmiedet um gewissen Menschen zu nützen auf Kosten anderer, die das teuer zu bezahlen haben, nicht selten mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben. Im Prinzip dienen Verschwörungen immer der Gier gewisser Menschen und berauben andere Menschen ihrer Habseligkeiten, ihrer Freiheit oder ihres Lebens. Solche Verschwörungen und Menschen gibt es in der Bibel zahlreich (siehe Verschwörung und Die große Osterverschwörung). Es gibt auch Begriffe mit denen solche Menschen benannt werden. Dabei wird unterschieden, zu welchem Zeitpunkt diese Menschen auftreten: vor der Verschwörung, während der Verschwörung, oder nachdem die Verschwörung abgeschlossen und durchgezogen ist.
Menschen, die eine Verschwörung sehen bevor sie überhaupt geschmiedet wird, nennt man in der Bibel Träumer, Seher, Propheten oder Wahrsager. Das sind Menschen, die eine Verschwörung Tage, Wochen, Monate, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende im Voraus kommen sehen.
Menschen, die eine Verschwörung erkennen und aufdecken, während sie heimlich gesponnen oder bereits ausgeführt wird, sind in der Regel Spione, Verräter, besonders aufmerksame und weise Menschen oder zufällige Augen- und Ohrenzeugen. Auch die gibt es in der Bibel.
Menschen, die eine Verschwörung aufdecken, nachdem diese unbemerkt abgeschlossen ist, sind in der Bibel hingegen praktisch immer Propheten. Mit denen wollen wir beginnen, weil sie heute zu jenen Leuten zählen würden, die „Verschwörungstheoretiker“ geschimpft werden. Auch heute gibt es Menschen, die rückwirkend Verschwörungen aufdecken möchten. Es sind in der Regel Historiker, Juristen, Journalisten, aber auch zunehmend Ärzte, Politiker und kritische Leute in sozialen Medien, die auf eigene Faust recherchieren. Berühmte Beispiele aus der jüngsten Geschichte der Menschheit sind die bereits erwähnten Anschläge auf John F. Kennedy oder das World Trade Center, aber auch bestimmte Flugzeugabstürze, die Mondlandungen, Kriegserklärungen oder die Corona-Pandemie. Zu all diesen Beispielen gibt jeweils eine offizielle Erklärung der Regierung, die aber von bestimmten Leuten nicht geglaubt sondern angezweifelt wird und sie werfen der Regierung Falschinformation, Desinformation oder Unterschlagung von Fakten vor. Diese Leute nennt man heute „Verschwörungstheoretiker“.
In der Bibel gibt es Beispiele, die vergleichbar damit sind, aber auch welche, die es nicht sind.