Lehrt der Heilige Geist in der Schrift Unwahrheiten?

Viele Aussagen in der Bibel werden von Wissenschaftlern belächelt. Sie seien falsch oder ganz und gar auf einem veralteten, längst überholten wissenschaftlichen Stand. Wie etwa die Meinung, dass Silber rostet.

Sir 29,10 Jak 5,3
Setz dein Silber ein für den Bruder und Freund, / lass es nicht rosten unter dem Stein, bis es vernichtet ist! euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer.
Einheitsübersetzung 2016 Schlachter 2000

Der Jakobusbrief musste sich schon viel Kritik gefallen lassen. Er sei „eine stroherne Epistel“, schimpfte Martin Luther. Moderne Menschen machen sich gerne darüber lustig, dass Jakobus von verrostetem Gold und Silber schreibt und entgegnen, das gäbe es nicht.

Die Hintergrundgeschichte

Doch die Kritiker und Spötter irren. Jakobus weiß genau wovon er redet. Woher hat er das bloß? Nirgendwo in der Schrift steht, dass Silber rostet. Außer im Weisheitsbuch Jesus Sirach. Von dort hat Jakobus der Gerechte das, und meint es auch genau in dem selben tiefen Sinne. Hier der ganze Gedankengang von Jakobus:

Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über das Elend, das über euch kommt!
Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen!
Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euch die Felder abgemäht haben, der aber von euch zurückbehalten worden ist, er schreit, und das Rufen der Schnitter ist dem Herrn der Heerscharen zu Ohren gekommen!
Ihr habt euch dem Genuss hingegeben und üppig gelebt auf Erden, ihr habt eure Herzen gemästet wie an einem Schlachttag! (Jakobus 5,1-5)

Exakt den selben Gedanken formulierte schon Jahrhunderte vorher Jesus Sirach und sprach von Silber, das rostet:

Um des Gebotes willen nimm dich des Armen an, / lass ihn in seiner Not nicht leer weggehen!
Setz dein Silber ein für den Bruder und Freund, / lass es nicht rosten unter dem Stein, bis es vernichtet ist!
Leg dir einen Schatz an nach den Geboten des Höchsten; / der wird dir mehr nützen als Gold!
Verschließ Wohltaten in deinen Vorratskammern, / sie werden dich retten aus allem Unheil! (Sir 29, 9-12)

Wohltaten und Almosen ist übrigens das selbe Wort auf Griechisch. Darum setzen an der Stelle auch viele Übersetzungen das Wort Almosen ein. Es geht nämlich tatsächlich um finanzielle Wohltaten, was im Zusammenhang beider Bücher klar ist. Der einzige Unterschied ist nur, dass Jesus Sirach noch davor warnt, was passiert, wenn man geizig ist anstatt das Silber so einzusetzen, dass es ein Schatz gemäß den Geboten des Höchsten wird. Jakobus ist schon einen Schritt weiter und verurteilt die Reichen dafür, weil sie die Warnung und das Gebot, das Jesus Sirach aussprach, nicht beachtet, sondern längst mit Füßen getreten und dagegen verstoßen haben. Ihr Silber ist schon verrostet und ihr Schatz im Himmel existiert nicht. Sie hätten besser auf Jesus Sirach gehört. Oder später auf Jesus Christus, der ebenfalls befahl:

Verkauft euren Besitz und gebt ihn als Almosen hin! Verschafft euch Geldbeutel, die sich nicht abnützen, einen Schatz, der nie zu Ende geht, im Himmel, wo kein Dieb hineinkommt und keine Motte etwas zernagt! (Lukas 12,33)