• Verbietet Gott damit das Töten von Tieren?
Du sollst nicht töten
Eines von vielen Bildern, das dieses Gebot im Sinne des Tierschutzes deutet

So lautet eines der berühmten „10 Gebote“. Wenn man bestimmten Bibelübersetzungen glaubt. Aber vergleicht man sie mit anderen Übersetzungen, dann fällt auf, dass es eine Unstimmigkeit in Bezug auf den Wortlaut gibt. Und bald wird klar, warum dieses Gebot nicht nur eines der bekanntesten und meistzitierten ist, sondern auch das umstrittenste.


Eine Frage der Übersetzung

Zunächst ein Vergleich des besagten Gebotes in verschiedenen Übersetzungen (siehe Tabelle unten). Was fällt auf?

Es gibt offenbar zwei verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten: töten und morden. Was ist der Unterschied zwischen den beiden und welche ist in Wahrheit gemeint?

Richtet man sich nach der Mehrheit der Übersetzer, heißt es bloß „du sollst nicht töten“ ohne jede weitere Eingrenzung. Das könnte jede Art des Tötens von jeder Art Lebewesen meinen. Auch wenn man auf eine Ameise drauf steigt. Es wird dadurch zu einem absurden Gebot, das am Ende niemand halten kann. So wollen es Vegetarier und Veganer heute verstanden wissen. Aber meinte das Gott? Und darf man das überhaupt so aus der Bibel herauslesen?

Wer die Bibel kennt weiß, dass die Wahrheit nicht bei der Mehrheit liegt, sondern in Jesus Christus und seiner Lehre. Welchen Wortlaut las und lehrte also Jesus Christus?

Übersetzung 2.Mose 20,13 5.Mose 5,17 Matthäus 5,21
Lutherbibel 2017 Du sollst nicht töten. Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
Elberfelder Du sollst nicht töten. Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
Hoffnung für alle Du sollst nicht töten. Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
Schlachter 2000 Du sollst nicht töten. Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
Zürcher Du sollst nicht töten. Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
Gute Nachricht Du sollst nicht morden Du sollst nicht morden Du sollst nicht morden
Einheitsübersetzung 2016 Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
Neues Leben Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
Menge Bibel Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten Du sollst nicht töten
New International Version You shall not murder You shall not murder You shall not murder
King James Thou shalt not kill Thou shalt not kill Thou shalt not kill
Webster’s translation Thou shalt not murder Thou shalt not murder Thou shalt not murder
Apostolic Bible Polyglot English You shall not murder You shall not murder You shall not murder
Complete Apostle’s Bible You shall not commit murder You shall not commit murder You shall not commit murder
LXX Deutsch Du sollst nicht morden Du sollst nicht morden  

In einem eigenen Beitrag (In welcher Sprache las Jesus in der Synagoge von Nazareth?) bewies ich, dass Jesus die Septuaginta (LXX) las und somit heiligte. In der LXX steht das Gebot also so: Οὐ φονεύσεις

Das Schlüsselwort darin ist φονεύσεις (phoneuō ), was alle renommierten Altgriechisch-Englisch-Wörterbücher übersetzen mit „to murder“ oder „to kill“ auf deutsch also „morden“ oder „töten“. Ist es also dem Geschmack des Übersetzers überlassen, welcher der beiden Übersetzungsmöglichkeiten er verwendet? Ist es egal? Mitnichten! Hier ist erstens Sprachverständnis gefragt und zweitens Kenntnis der Heiligen Schrift.


1. Sprachverständnis

Das Griechische Wort phoneuō (G5407) ist das Verb von phoneus (G5406) und das wiederum ist der Mörder, und zwar im kriminellen Sinn. Ein Mörder ist jemand, der absichtlich und geplant einen Menschen ermordet. Absicht und Plan sind hier genauso grundlegend, wie die Gesetzlosigkeit der Tat. Hier wäre also schon eigentlich klar, wie das Gebot Gottes gemeint ist und richtig zu übersetzen wäre, nämlich „du sollst nicht morden“. Man fragt sich, wieso so viele Übersetzungen hier stattdessen „töten“ übersetzen und damit viel mehr Auslegungsspielraum eröffnen? Wollen sie absichtlich die Leser in die Irre führen? Wollen sie Hintertüren öffnen?


2. Kenntnis der Heiligen Schrift

Kennt man die Heiligen Schriften, dann weiß man, in welchem Zusammenhang sie das Wort phoneuō verwenden. Wird es etwa auch benützt für das Töten von Tieren? Diese Frage kann man eindeutig mit nein beantworten.

Der Begriff phoneuō wird in den Heiligen Schriften, und zwar sowohl im Alten als auch Neuen Testament, immer nur im Zusammenhang mit dem Ermorden von Menschen verwendet. Ausnahmslos. Niemals geht es um das Töten von Tieren!

Hier eine Stelle aus dem Neuen Testament, die das selbe Wort phoneuō im Griechischen Grundtext hat. Die Tabelle zeigt, wie auch hier unterschiedlich übersetzt wird:

Übersetzung

Matthäus 23,31

Lutherbibel 2017

Damit bezeugt ihr von euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben.

Elberfelder

So gebt ihr euch selbst Zeugnis, dass ihr Söhne derer seid, welche die Propheten ermordet haben.

Hoffnung für alle

Damit gebt ihr also selbst zu, dass ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid.

Schlachter 2000

So gebt ihr ja euch selbst das Zeugnis, dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid.

Zürcher

Damit stellt ihr euch selbst das Zeugnis aus, dass ihr Söhne derer seid, die die Propheten getötet haben.

Gute Nachricht

Damit gebt ihr selbst zu, dass ihr von Prophetenmördern abstammt.

Einheitsübersetzung 2016

Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid.

Neues Leben

Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid.

New International Version

So you testify against yourselves that you are the descendants of those who murdered the prophets.

King James

Wherefore ye be witnesses unto yourselves, that ye are the children of them which killed the prophets.

Apostolic Bible Polyglot English

So that you witness against yourselves, that you are sons of the ones murdering the prophets.

Complete Apostle’s Bible

So that you testify against yourselves that you are sons of those who killed the prophets.

An der Stelle erkennt die Mehrheit der Übersetzer, dass es sich im Zusammenhang immer um gesetzwidrigen Mord an Menschen handelt und übersetzt richtig mit morden oder Mörder. Zur Erinnerung: es ist im Grundtext das exakt selbe Wort wie in den 10 Geboten!

Es gibt noch andere Begriffe in den Heiligen Schriften für das Töten. Ein paar Beispiele:

Der Bluträcher darf den Mörder töten; sobald er ihn trifft, darf er ihn töten. (4.Mose 35,19)

Für viele mag dieses Gebot ein glatter Widerspruch sein zu dem Gebot „du sollst nicht töten“. Jetzt auf einmal darf man töten? Wie nun? Was ist nun Gesetz? Tja, lesen und verstehen sollte man können, kann ich da nur sagen. Wobei schlechte Übersetzungen nicht hilfreich sind, muss ich zugeben. Denn in Wahrheit verwendet der Gesetzgeber hier ein anderes Wort für töten als in den 10 Geboten.

Ich habe schon weiter oben gezeigt, dass in den 10 Geboten das griechische Wort phoneuō im Grundtext steht. In dem Gesetz der Blutrache steht aber das griechische Wort apokteinō (G615) und das heißt tatsächlich ganz allgemein töten. In der oben zitierten Stelle haben wir übrigens auch eine Abwandlung des Wortes phoneuō, das hier richtig mit Mörder übersetzt wird. Wir haben also beide Worte für töten nebeneinander im selben Gebot und sie meinen unterschiedliches. Morden, das verboten ist, führt bei Missachtung des Verbotes zur Todesstrafe, die geboten ist. Der Gesetzgeber unterscheidet genau. Das Griechische Wort apokteinō kommt in der LXX häufig im Sinne der Todesstrafe vor:

Und wer immer sein Beischlafen einem Vierfüßler gibt, soll durch den Tod hingerichtet werden; auch den Vierfüßler sollt ihr töten. Und eine Frau, die an irgendein Vieh herantritt, um sich von ihm besteigen zu lassen – ihr sollt die Frau und das Vieh töten. Sie sollen durch den Tod hingerichtet werden; sie sind schuldig. (3.Mose 20,15+16)

In diesem Verbot der sogenannten „Sodomie“ (Sex mit Tieren) kommen übrigens wieder zwei verschiedene Worte für töten vor. Einerseits das bereits bekannte apokteinō, das hier zweimal richtig mit „töten“ übersetzt wird und andererseits das Wort thanatoō (G2289), das hier ebenfalls zweimal mit „hingerichtet“ übersetzt wird.

Gibt es einen Unterschied zwischen Mord und Hinrichtung? Klar gibt es den, sonst gäbe es nicht zwei verschiedene Begriffe dafür! Leider geht heute nach und nach der Sinn für Worte und deren Bedeutungsschärfe verloren. Ich werde im nächsten Abschnitt auf die gesetzlichen Unterschiede eingehen. Hier soll es nur um die Übersetzung gehen.

Es gibt im Griechischen übrigens noch eine Reihe anderer Begriffe, die verschiedene Arten des Tötens beschreiben. Ich will, um es nicht unnötig in die Länge zu ziehen, nur noch einen letzten Begriff zum Abschluss ansehen, weil er für die Tierfreunde bedenkenswert ist: sphazō (G4969), auf Deutsch schlachten.

Diesen Begriff sphazō findet man über 100 mal in der Bibel. Tiere schlachtet man in der Bibel einerseits um sie Gott als Opfer darzubringen und andererseits als Speise für Menschen. Beides hat Gott befohlen in seinem Gesetz. Hier zwei Beispiele:

Sprich zur ganzen Gemeinschaft der Israeliten: »Am Zehnten dieses Monats sollen sie ein Schaf nehmen, jeder nach Vaterhäusern, ein Schaf pro Haus. Wenn aber die, die in dem Haus wohnen, sehr wenige sind, sodass sie nicht genug sind für ein Schaf, dann soll man seinen nächsten Nachbarn zu sich dazunehmen, entsprechend der Anzahl der Menschen. Jeder soll das für ihn Ausreichende zusammenrechnen auf das Schaf. Ein vollkommenes männliches einjähriges Schaf soll es für euch sein. Von den Lämmern und den Kitzen sollt ihr es nehmen. Und es soll für euch aufbewahrt sein bis zum vierzehnten (Tag) dieses Monats, und die ganze Menge der Gemeinschaft der Israeliten: Sie sollen es gegen Abend schlachten. [..] Und sie sollen die Fleischstücke in dieser Nacht verzehren. Am Feuer Geröstetes und ungesäuerte Brote auf Bitterkräutern sollen sie essen.


Ihr sollt davon nichts Rohes und in Wasser Gekochtes essen, sondern (nur) am Feuer geröstete Stücke, den Kopf mitsamt den Füßen und den Eingeweiden. Ihr sollt nichts davon übrig lassen bis zum Morgen, und keinen Knochen von ihm sollt ihr zerbrechen. Was aber bis zum Morgen von ihm übrig bleibt, sollt ihr im Feuer verbrennen. [..] Und dieser Tag soll für euch ein Andenken sein, und ihr sollt ihn feiern als ein Fest für den Herrn bis in (alle) eure Generationen. Als ewige Regel sollt ihr ihn feiern. Sieben Tage lang sollt ihr Ungesäuertes essen, vom ersten Tag an sollt ihr aber Sauerteig aus euren Häusern entfernen. Jeder, der Sauerteig verzehrt – ausgerottet wird jener Mensch aus Israel – vom ersten bis zum siebten Tage der Woche. (2.Mose 12,1-15)

Das ist das Gebot des berühmten jüdischen Passafestes. Ich hab es gekürzt, weil es mir hier nur um das Schlachten als Gebot geht und dass es ein ewiges Gebot ist, das bis heute für alle Juden gilt. Es muss ein Lamm pro Haushalt getötet, also geschlachtet, und an einem Abend vollständig aufgegessen werden. Es darf nichts bis zum nächsten Morgen übrig bleiben. Ist ein Haushalt zu klein, um ein ganzes Lamm aufzuessen, so muss er sich mit Nachbarn zusammentun. Verstöße gegen dieses Gesetz werden hart bestraft, in der Regel mit dem Tod. Allein schon an der Stelle sieht man, dass Juden keine Vegetarier sein dürfen, denn sie müssen einmal im Jahr Lamm essen. Das ist eine heilige, ewige Anordnung Gottes!

Und er soll das eine Vögelchen in ein Tongefäß hinein über fließendem Wasser schlachten. (3.Mose 14,50, LXX Deutsch)

Hier geht es um das Opfern von Vögeln. Allein der Übersetzung wegen hier eine Tabelle, die zeigt, dass manche Übersetzer auch hier nur das Wort „töten“ kennen:

Übersetzung 3.Mose 14,50
Lutherbibel 2017 und den einen Vogel schlachten in ein irdenes Gefäß über fließendem Wasser.
Elberfelder und er schlachte den einen Vogel über lebendigem Wasser in ein Tongefäß hinein.
Hoffnung für alle Den einen Vogel tötet er über einem Tongefäß mit frischem Quellwasser, um das Blut des Tieres aufzufangen.
Schlachter 2000 und er soll den einen Vogel schächten in ein irdenes Geschirr, über lebendigem Wasser
Zürcher Und er soll den einen Vogel über einem Tongefäss mit frischem Wasser schlachten.
Gute Nachricht Er schlachtet den einen Vogel über einer Tonschale mit Quellwasse,
Einheitsübersetzung 2016 Er soll einen der Vögel über einem Tongefäß mit Quellwasser schlachten.
Neues Leben Er soll einen der Vögel über einem Tongefäß, das mit lebendigem Wasser gefüllt ist, ausbluten lassen.
New International Version He shall kill one of the birds over fresh water in a clay pot.
King James And he shall kill the one of the birds in an earthen vessel over running water:
Apostolic Bible Polyglot English And he shall slay the one small bird into an earthenware utensil over living water
Complete Apostle’s Bible And he shall kill one bird in an earthen vessel over running water.
LXX Deutsch Und er soll das eine Vögelchen in ein Tongefäß hinein über fließendem Wasser schlachten.

Aufmerksame Leser könnten an der Stelle bereits gewiss sein, dass Gott in seinem Gesetz nur Mord verbietet, aber etliche andere Arten zu Töten sogar gebietet. Das kann man schon aus der richtigen Übersetzung heraus lesen. Gehen wir aber noch einen Schritt weiter und sehen uns die Frage „juristisch“ an, denn es handelt sich ja um ein Gesetz!


Eine Frage des Gesetzes

Mord ist in jedem Land der Welt, in jeder Kultur, in jedem Strafgesetzbuch streng verboten und gilt als Verbrechen. Darüber herrscht weltweiter Konsens. Das Schlachten von Tieren ist hingegen in keinem Land der Welt verboten. In vielen Ländern ist die Todesstrafe erlaubt. Tendenz übrigens wieder steigend. In einigen Ländern, wo die Todesstrafe abgesetzt wurde, steigt allmählich wieder das Verlangen nach Todesstrafen für besonders schlimme Verbrecher.

Es gibt also auf der ganzen Welt eine gemeinsame Erfahrung und einen Konsens bei der Unterscheidung verschiedener Tötungsarten. Wieso wird neuerdings der Gott der Bibel aber als widersprüchlich hingestellt, wenn er zwischen verschiedenen Tötungsarten unterscheidet und die einen verbietet, die anderen aber gebietet? Es mag, wie ich schon in den vorigen Abschnitten zeigte, einerseits an der schlampigen Übersetzung vieler Bibeln liegen, aber andererseits auch an einem falschen Verständnis von Gott selbst als gerechten Gesetzgeber.

Gott tritt in der Bibel vom Anfang an als Gesetzgeber auf. Seine ersten Worte „es werde Licht“ drücken das schon unmissverständlich aus. Gott ist ein Gebieter. Was Er sagt, das hat zu geschehen. Seine Worte sind Gesetz. Gott ist auch ein Gott der Ordnung. Er ordnet alles, macht aus dem Chaos einen geordneten Lebensraum, und erschafft Lebewesen, die in ihrer unglaublichen Vielfalt trotzdem alle etwas gemeinsam haben: sie erfüllen einen Sinn. Bei Gott hat alles Sinn. Das erkennt man in der Schöpfung als Ganzes, wie auch in jedem kleinsten Detail. Gott schuf nichts sinnloses. Jedes Organ, jede Faser, jede Zelle erfüllt ihren Sinn und Zweck und folgt der Ordnung Gottes, die Er festgelegt hat. Und so tritt Gott vom ersten bis zum letzten Buch der Bibel als Schöpfer und Herrscher der Welt auf, der den Menschen Seine Gebote befiehlt. Das begann schon beim ersten Menschen. Kaum war er erschaffen, bekam er schon Gebote:

Füllt die Erde und werdet Herr über sie und herrscht über die Fische des Meeres und die Flugtiere des Himmels und über alle Haustiere und über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. (Gen 1,28)

Das sind übrigens Gebote, für die Gott heute oft und heftig kritisiert wird. Viele Menschen missachten diese Gebote absichtlich, weil sie meinen, Gott hätte einen Fehler gemacht, als Er sie befahl. Viele Menschen halten die Gebote sogar für kurzsichtig. Der Fehler liegt hier aber bei den Menschen, die in ihrer Kurzsichtigkeit Gottes Weitsichtigkeit und Souveränität nicht erkennen, denn Gottes Gebote sind ewig gültig auch wenn Er sie zu unterschiedlichen Zeiten gab, etwa Noah nach der Sintflut, Abraham bei seiner Berufung oder Mose am Berg Sinai. Hier wurden nicht nur die berühmten 10 Gebote in Stein gemeisselt, sondern folgten viele hunderte weitere Gebote. Hier ein kurzer Auszug zum Thema:

Wenn aber jemand einen andern schlägt und er stirbt, so soll er unbedingt getötet werden.

Wenn er aber ohne Vorsatz handelte, sondern Gott ihn in seine Hände preisgegeben hat, werde ich dir einen Ort geben, wohin der Totschläger fliehen soll.

Wenn aber einer den Nächsten angreift, um ihn in böser Absicht zu töten, und er sucht Zuflucht, den sollst du von meiner Opferstätte nehmen, um ihn zu töten.

Wenn aber zwei Männer einander beschimpfen und der eine den anderen mit einem Stein oder mit der Faust schlägt, sodass er zwar nicht stirbt, jedoch bettlägerig wird, wenn der Mensch wieder aufsteht und draußen an einem Stock umhergehen kann, so bleibt der Schläger schuldfrei; nur für seine Arbeitsunfähigkeit und die Heilungskosten soll er bezahlen.

Wenn aber einer seinen Sklaven oder seine Sklavin mit dem Stock schlägt, sodass er/sie unter seinen Händen stirbt, soll er unbedingt verurteilt werden.

Wenn aber zwei Männer raufen und eine schwangere Frau stoßen und dabei ihr noch nicht ebenbildliches Kind abgeht, so soll er mit einer Geldstrafe bestraft werden; was der Mann der Frau ihm auferlegt, soll er nach rechtlicher Festlegung geben. Wenn es aber ausgebildet ist, so soll er Leben für Leben geben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme. (Ex 21,12-25)

Es gibt mehr Gebote zu diesem Thema, aber ich denke, dieser Auszug reicht um zu zeigen, dass Gott unterscheidet. Gott ist es nicht egal wer wen aus welchem Grund tötet. Gott hat einen feinen Sinn für Unterschiede, für Umstände, für Motive, für Gerechtigkeit. Und Gott will diesen Sinn nicht nur in Sein Gesetz bringen, sondern in die Herzen der Menschen.

Gott will grundsätzlich nicht, dass ein Mensch einen anderen tötet. Das gestattet Er nicht mal bei ungeborenem Leben (s.o.). Aber manchmal kann so etwas unabsichtlich passieren. Und manchmal ist es auf der anderen Seite die einzige gerechte Strafe um noch schlimmeres zu verhindern. Die Todesstrafe hat im Gesetz Gottes einen hohen pädagogischen, abschreckenden Sinn, damit es möglichst keine Nachahmungstäter gibt. Und schon gar keine Wiederholungstäter. Eine zweite Chance gibt es für Menschen, die Todsünden wie zum Beispiel Mord begehen, nicht. Gott hat rote Linien definiert, die nicht überschritten werden dürfen. Er wird dafür von Menschen kritisiert. Aber machen Menschen gerechtere Gesetze als Gott? Auch hier werden wir in der Bibel fündig:

Lamech aber sagte zu seinen Frauen: 

Ada und Sella, hört meine Stimme, Frauen des Lamech. Hört meine Worte: 

Ich habe einen Mann getötet, mir zur Wunde, und einen Jüngling, mir zur Strieme. 

An Kain wird siebenmal Rache genommen, an Lamech aber siebzigmal sieben. (Gen 4,23+24)

Dieser „nette“ Lamech war ein Nachkomme des berühmten Kain, der seinen Bruder tötete. Ein paar Generationen später ist die menschliche Überheblichkeit schon so groß, dass Lamech für eine Wunde einen Mann töten lässt, für eine Strieme einen Jüngling und für sein Leben sogar 490 Menschen (siebzigmal sieben)! So ungerecht und völlig übertrieben sind menschliche Gebote bald einmal. Was ist aber ein Leben wert? Was sagt Gottes Gebot dazu?

... so soll er Leben für Leben geben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.

Dieses berühmte Gebot Gottes wird heute oft kritisiert und als unmenschlich dargestellt, als wäre es eine Anleitung zu einem bösen, rachsüchtigen Verhalten! Aber ist es das? Vergleicht man es mit dem Gebot von Lamech, der für seine Wunde einen Mann tötet und für sein Leben 490 Menschen, so ist Gottes Gebot eindeutig das gerechtere, das nämlich besagt, dass ein Leben nur ein Leben wert ist, und ein Zahn nur ein Zahn, und eine Hand nur eine Hand. Gott setzt mit Seinem Gebot dem menschlichen Wahnsinn eine Grenze anstatt dass Er damit zu bösem Verhalten anregen würde. Gott begrenzt die Boshaftigkeit der Menschen. Aber die Menschen drehen Gott immer wieder das Wort im Mund um und machen lieber ihre eigenen Gebote. Wie etwa die Frauenrechte, die es einer Frau erlauben, dass sie ihr Kind im Bauch abtreiben lässt. Für Gott ist das ganz klar Mord. Gott bestraft sogar, wie wir oben sehen, das unabsichtliche „Abtreiben“ eines Kindes, wenn zum Beispiel zwei Männer raufen und dabei eine schwangere Frau so stark stoßen, dass sie ihr Kind im Bauch verliert! Gott bezeichnet dieses ungeborene Kind als Leben! Denn er gibt die Anweisung:

... so soll er Leben für Leben geben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.

Das ist in Wahrheit der Kontext, indem dieses Gebot (das heute verkürzt nur mit „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zitiert wird) von Gott das erste Mal geboten wurde, nämlich die Tötung eines ungeborenen Menschen. Gott hat ungeborenes Leben bereits als Leben bezeichnet und unterscheidet nur, ob es schon „ebenbildlich“ ausgebildet ist oder nicht. Also ob es schon wie ein Mensch aussieht oder noch nicht. Viele heutige Ärzte bezeichnen aber das nur als „Zellklumpen“, der bedenkenlos abgetrieben werden kann. Und das bis wenige Tage vor der Geburt. Ich frage erneut: wer ist hier moralisch höher und gerechter eingestellt, Gott oder der Mensch?

Oder sehen wir uns die aktuellen Corona-Verordnungen der diversen Regierungen an. Sie wurden angeblich erlassen, um Menschenleben vor dem Tod zu schützen. Aber tun sie das? Immer mehr Kritiker zeigen auf, dass diese Maßnahmen allesamt mehr Menschen töten als der Virus je getötet hätte, wenn man keine Maßnahmen getroffen hätte. Und da reden wir noch gar nicht von den vielen Millionen Menschen weltweit, die wegen dieser Maßnahmen verhungern! Angesichts der Bilanz, dass wegen ein paar hundert Menschen, die man eventuell mit den Maßnahmen vor dem Tod retten würde, dann auf der anderen Seite einige tausend oder gar hunderttausend Menschen getötet werden, wird immer wieder die Frage gestellt: „was ist ein Leben wert?“.

Diese Frage stelle ich mir übrigens auch jedes Mal, wenn ich lese, dass wegen eines Menschen, der beim Wandern oder Schifahren abgestürzt ist, ein dutzend Bergretter stunden- oder gar tagelang ihr Leben in den Bergen riskieren. Es kommt vor, dass am Ende nicht nur der verunglückte Mensch tot ist, sondern auch einige seiner Retter. Meist hatte der Verunglückte auch noch Schuld an seinem Unglück, weil er etwa Warnschilder missachtete, schlecht ausgerüstet oder schlecht vorbereitet war auf sein Abenteuer. War es das wert? Ist das gerecht? Ist es gut? War das im Sinne der Lebensrettung ein gelungener Einsatz? Was ist ein Leben wert? Nun, Gott hat die Frage schon vor bald 4000 Jahren in Seinem Gesetz beantwortet: „Leben für Leben..“

Ein Leben ist nur ein Leben wert. Und das beginnt für Gott schon vor der Geburt im Bauch. Und so schützt Gott in Seinem Gesetz jedes Leben. Gott lobt Sein eigenes Gesetz:

Und welcher große Volksstamm hat für sich solche Rechtssätze und gerechte Urteile wie dieses ganze Gesetz, das ich heute euch vorlege? (Deut 4,8)

Gottes Gesetz ist nicht nur das gerechteste, sondern hat ein weiteres Alleinstellungsmerkmal:

Und Mose schrieb die Worte dieses Gesetzes in ein Buch und gab es den Priestern, den Söhnen Levis, die die Truhe der Verfügung des Herrn tragen, sowie den Ältesten der Israeliten.

Und Mose gebot ihnen an jenem Tag: Nach sieben Jahren, zur Zeit des Erlassjahres, beim Zeltbaufest, wenn ganz Israel zusammenkommt, um an dem Ort, den der Herr erwählen wird, vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen, sollt ihr dieses Gesetz in der Gegenwart ganz Israels vor ihren Ohren vorlesen, nachdem man das ganze Volk – die Männer, die Frauen, die Nachkommen und den Hinzugekommenen, der in deinen Städten ist – zusammengerufen hat, damit sie hören und lernen, den Herrn, ihren Gott, zu fürchten, und sie sollen zuhören, um alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Auch ihre Kinder, die unwissend sind, sollen es hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, alle Tage, die sie selbst in dem Land leben, in das hinein ihr dort den Jordan überschreitet, um es als Erbbesitz zu empfangen. (Deut 31,9-13)

Ich lebe in Österreich, wo wir eine Regierung haben, die laufend neue Gesetze erfindet. So wie wohl alle anderen demokratischen Regierungen der Welt auch. Ich wette, dass es keinen einzigen Staatsbürger gibt, der das gesamte Gesetzeswerk Österreichs je komplett gehört und verstanden hat. Nicht einmal die Regierung selbst kennt alle Gesetze Österreichs, fürchte ich, denn sonst würde sie keine verfassungs- und gesetzwidrigen neuen Gesetze erlassen. Doch das tut sie immer wieder. Der Verfassungsgerichtshof ist ständig damit beschäftigt alle neu erlassenen Gesetze zu prüfen und jene aufzuheben, die sich mit anderen Gesetzen nicht vertragen. Bis das geschieht, gibt es Widersprüche. So ist der Mensch. Er produziert laufend Widersprüche, die repariert werden müssen. Gott ist anders. Nicht nur, dass Er keine Widersprüche produziert, nicht nur, dass Er das gerechteste Gesetz der Welt vorlegt, es ist noch dazu so einfach und kurz, dass man es der gesamten Bevölkerung vorlesen kann! Gott legte im Gesetz sogar fest, dass es alle 7 Jahre allen Männern, Frauen, Kindern und Migranten vorgelesen werden muss. Damit sie es lernen und tun. Wow. Man stelle sich das in Österreich vor, dass der Staat es unternehmen müsste, allen Männern, Frauen und Kindern alle Gesetze vorlesen zu lassen! Das würde Wochen dauern, wenn es überhaupt möglich wäre. Mir erzählte mein Steuerberater, dass er mehrmals im Jahr auf Fortbildungen müsste, um die neuesten Gesetze kennen und verstehen zu lernen. Und das betrifft nur allein das Steuergesetz. Wie ich weiter oben Esdras zitierte, war es aber möglich, das gesamte Gesetz Gottes in einem halben Tag so vorzulesen, dass es alle Zuhörer verstanden. Sogar Kinder!

Ein Gesetz, dass so leicht ist, dass es jedes Kind verstehen und halten kann? Gibt es das? Ja! In der Bibel. Das Gesetz Gottes erhebt von sich selbst diesen Anspruch und bekommt ihn an mehreren Stellen bestätigt. Gott selbst sagt im 5.Buch Mose im 30.Kapitel:

Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu schwierig und es ist nicht weit von dir.

Knapp zwei Jahrtausende später bestätigt der Apostel Johannes in seinem 1.Brief, Kapitel 5:

Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.

Für die biblischen Autoren war also sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament klar, dass Gottes Gebote und Gesetz nicht schwierig sind, sondern leicht. Woher also die Meinung stammt, dass Gottes Gebote nicht haltbar sind, ist aus biblischer Sicht ein Rätsel. In der Bibel steht das nicht und niemand in der Bibel glaubt das.

Gottes Gesetz hat aber noch eine bisher nicht erwähnte typische Eigenschaft, die heute den meisten Menschen unbekannt ist: es gilt für alle Menschen auf der ganzen Welt. Und es muss nie aktualisiert werden. Ja, richtig gelesen. Gott beurteilt und richtet alle Menschen nach Seinem Gesetz, egal wo und wann sie leben. Egal ob sie diesen Gott und Sein Gesetz überhaupt kennen wollen. Sein Gesetz gilt für alle zu allen Zeiten. David schreibt (Psalm 14):

Der Narr spricht in seinem Herzen: »Es gibt keinen Gott!« Sie handeln verderblich, und abscheulich ist ihr Tun; da ist keiner, der Gutes tut.
Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt.
Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen!

Das ist Gottes Befund über die Menschheit seit Jahrtausenden. Die Anzahl derer, die wirklich nach Gott fragen und nicht von Seinem Gesetz abgewichen sind, ist so verschwindend gering, dass man nur noch die verdorbenen sieht, so als wären das alle. Das ist rhetorisch, aber es zeigt anschaulich wie dramatisch die Situation ist und war. Nur wenige kümmert das, was Gott will. Viele behaupten gar „Es gibt keinen Gott“ und machen sich damit selbst zu Narren. Das ändert aber nichts daran, dass Gott der Richter über alle Menschen ist und auch ständig Gericht hält und Menschen bestraft. Nicht erst am berühmten Tag des jüngsten Gerichts, der noch in der Zukunft liegt.

Gott hat immer wieder Gericht gehalten. Manchmal über einzelne Städte (Sodom und Gomorra schafften es zu sprichwörtlichem Ruhm), über die gesamte Menschheit (die Sintflut ist ebenso weltberühmt wie der Rauswurf aller Menschen aus dem Paradies) und manchmal über ganze Völker: in der Bibel verurteilte Gott zum Beispiel gleich ganze sieben Völker zum Tode, weil sie so große Abscheulichkeiten über einen langen Zeitraum verübten, dass es zum Himmel stank. Es würde hier den Platz sprengen, wollte ich alle Gräueltaten zitieren, die Gott diesen Völkern anrechnet und für die er sie hasst und wortreich verurteilt und verflucht. Das sind nicht die schönsten Kapitel der Bibel. Sie sollten jeden als Warnung dienen. Gott beauftragte mit dem Ausrottungsauftrag übrigens das Volk Israel, das wie eine winzige Ziegenherde aussah im Vergleich zu den sieben großen Völkern, die es zu vernichten galt. Menschlich war das nicht zu schaffen. Das übersehen all die Kritiker, die Israel als ein verbrecherisches, mordendes Nomadenvolk sehen, dass zahlreiche Völker ausgerottet hat. Wie war es möglich, dass ein winziger Nomadenstamm, der weit davon entfernt war ein Kriegsvolk zu sein wie später die Griechen oder Römer mit ihren durchtrainierten Legionen, eine Vielzahl von Königen und Armeen zu besiegen, die mehr als ein hundertfaches an Mannstärke überlegen waren und noch dazu sich in befestigten Städten hinter sagenhaft dicken Mauern verschanzen konnten? Ja, das bedenkt wohl niemand. Es war Gott, der das in Wahrheit tat. Man muss blind sein, um das zu übersehen. Das lesen wir in jedem einzelnen Kampfbericht. Von Gott allein kam der Sieg in jedem einzelnen Fall auf übernatürliche Weise und nicht selten, ohne dass ein einziger Israelit fiel. Gott ist also nicht nur Richter, sondern auch Vollstrecker seiner Gerichtsurteile. Aber er bezieht auch immer Menschen ein. Nicht zuletzt, um sie zu prüfen. So hat Gott leider auch immer wieder Israel selbst bestrafen müssen, weil der Auftrag nicht richtig ausgeführt wurde. Dann wurden aus den Werkzeugen Gottes selbst Angeklagte und Verurteilte. Viele Bücher der Bibel sind voll damit. Aber wenn man sie so liest, erkennt man große Parallelen zu heute. Auch heute fühlen sich die Menschen immer wieder im Recht, ihre eigene Gerechtigkeit durchzusetzen, ihren eigenen Geboten zu folgen, nach eigenem Gutdünken zu handeln, sich selbst ein Gottesbild zu schaffen, das ihnen entspricht. Und dann sind sie genau dort, wo vor tausenden Jahren schon Israel stand, als es für all das von Gott hart verurteilt wurde:

Und es wird geschehen, wenn sie zu dir sagen: »Wohin sollen wir weggehen?«, dann sollst du zu ihnen sagen: »Dies spricht der Herr: Alle, die zum Tod bestimmt sind, zum Tod; und alle, die zum Schwert, zum Schwert; und alle, die zum Hunger, zum Hunger; und alle, die in die Gefangenschaft, in die Gefangenschaft.« (Jer 15,2)

Gott hält Gericht, beschließt eine Strafe, und führt sie aus. Es traf alles genau so ein.

Dann sandte Gott Seinen Sohn auf die Erde um einen neuen Bund mit den Menschen zu schließen. Das wird zu Weihnachten gefeiert. Aber Jesus kam nicht, um dem Gesetz Gottes ein Ende zu bereiten, sondern um es vollkommen zu machen. Er vervollständigte das Gesetz, hob es auf eine neue Höhe, und trat so selbst als Gesetzgeber auf und erwies sich so als der verheißene Christus (das ist Griechisch und bedeutet soviel wie „der Gesalbte“ und damit ist der König gemeint). Jesus trat als König auf und wurde von seiner Geburt bis zu seinem Tod auch als solcher verehrt und markiert. Das zeigen einerseits die Lobgesänge der Engel bei seiner Geburt, die königlichen Geschenke der Weisen, die einen König suchten und fanden, die Dornenkrone die ihm die Römer aufsetzten, weil er sich als König bezeichnete, und dann die Tafel über dem Kreuz: „Jesus von Nazareth, der König der Juden“. Die lateinischen Initialen I.N.R.I. sind weltberühmt. Nach der Auferstehung fuhr er in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes auf seinen Thron. Seitdem wird er von seinen Nachfolgern als der Christus bezeichnet, und sie werden nach ihm Christen benannt und verkündigen der Welt das Evangelium vom Königreich Gottes, das mit Ihm kommen wird, wenn Er wieder kommt.

Wenn wir über das Gesetz reden, müssen wir also auch auf Christus schauen. Was sagte Er?

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht morden!«, wer aber mordet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein. (Mt 5,21)

Das sind berühmte Worte Christi aus seiner ebenso berühmten Bergpredigt, wo Er Gesetze erklärte, verschärfte und erließ. Eben auch das genannte. Was tat Er nun mit diesem Gebot? Er hat es vom leiblichen Aspekt auf den geistigen gehoben. Es ist in Seinen Augen nicht nur streng verboten einen Menschen leiblich zu ermorden, sondern ihn auch auf andere Weise umzubringen, etwa durch Rufmord oder übler Nachrede. Und auch hier erweist sich der Herr Jesus als genauso weiser Gesetzgeber, wie schon Sein Vater im Alten Testament, denn Er unterscheidet.

Ich will jetzt gar nicht auf die einzelnen Begriffe eingehen, sondern auf eine Formulierung, die oft übersehen wird. Nicht zuletzt deswegen, weil sie in vielen modernen Übersetzungen fehlt (aber das jetzt auch noch zu bearbeiten, würde endgültig den Rahmen hier sprengen!): „ohne Ursache“. Diese zwei Worte machen den Unterschied zwischen menschlicher Widersprüchlichkeit und Gottes Vollkommenheit. Während nämlich viele Bibelausleger hier verstehen wollen, dass man niemand „Narr“ nennen dürfe und damit dieses Gebot absurd und in sich widersprüchlich machen, weil sie natürlich selbst und sogar auch Jesus Christus selbst viele Leute „Narren“ nannten, kennt Christus den wahren Sinn. Es geht um die Ursache und die ist im alten Gesetz die selbe wie im neuen: ohne Grund darf man niemand töten (das ist nämlich Mord) und darf man nun auch niemand mit Worten vernichten. Es gibt aber gute Gründe beides zu tun. Diese bestimmt aber nicht der Täter, sondern der Gesetzgeber. Das hat Christus selbst vorgelebt. Damit sind wir bei seiner Praxis.


Eine Frage der Praxis

Gesetze, die nur in der Theorie gut sind, hat die Menschheit im Überfluss erlassen. Gott stellt den Anspruch, dass jede Lehre und jedes Gesetz in der Praxis funktionieren und richtig sein muss. Darüber habe ich schon im Abschnitt über die Lehre geschrieben. Hier schließt sich der Kreis bei Jesus Christus, der Gesetzgeber, Lehrer (jüdisch „Rabbi“) und Vorbild in einer Person ist. Er lehrte nicht nur in der Theorie, er schwang nicht nur tolle Reden, sondern er lebte sie auch und zeigte über Jahre hinweg, was er meinte. Daher war Jesus Christus für seine Jünger der einzige Maßstab, der Herr. Und das war er auch für die ersten Generationen von Christen, die ja genau nach ihrem Herrn, nämlich Jesus Christus, benannt wurden. Ein Christ ist also nur dann ein guter und echter Christ, wenn er Jesus Christus nachahmt. Echte Christen tun das, was Jesus Christus tat, und echte Christen unterlassen das, was Jesus Christus unterließ. So einfach kann man es auf den Punkt bringen.

Wie lebte Jesus Christus also selbst dieses Gebot?

Tötete Jesus jemals einen Menschen? Nein! Er tat es weder absichtlich noch unabsichtlich. Im Gegenteil, er heilte viele Menschen und erweckte sogar Tote auf.

Befahl Jesus Christus jemals einem Jünger einen Menschen zu töten? Etwa im Namen Gottes? Nein! Im Gegenteil, er gestattete seinen Jüngern nicht mal sich zu verteidigen:

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; (Mt 5,38+39)

Hier haben wir wieder das berühmte „Auge um Auge“ und wie es Christus in der Bergpredigt abzuschaffen scheint. Aber tut er das? Widerspricht er hier dem Gesetz Gottes und erklärt es für zu „unmenschlich“ und gibt stattdessen ein „humaneres“? So sehen es die Kritiker Gottes. Aber der Herr Jesus tut das nicht. Das Gebot Gottes ist ewig. Christus hebt es nicht auf. Was macht er stattdessen? Er verlagert die Exekutive. Er nimmt weder selbst das Recht in die Hand, noch in die seiner Jünger, sondern verlangte von ihnen, dass sie sich nicht wehren sondern lieber unrecht geschehen lassen sollen. Warum? Weil sie damit niemand anderem Unrecht tun! So sind sie in jedem Fall unschuldig und achten Gott nicht nur als Gesetzgeber und Richter, sondern auch als ihren Anwalt. Christus legt die Gerichtsvollstreckung ganz in Gottes Hände. Dort ist sie am besten und gerechtesten. Paulus drückt das so aus:

Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. (Röm 12,19)

Das bekannte „vergelt’s Gott“ weht aus dieser Richtung. Überlassen wir besser Gott die Vergeltung. Ein zorniger Gott ist letzten Endes sicher der bessere Beistand als irgend ein Mensch. Gerechtigkeit gibt es am Ende nur bei Gott. Das haben schon viele Menschen selbst erfahren, wenn sie vor menschlichen Gerichten keine Gerechtigkeit erlebten. Oft geben menschliche Richter den Falschen Recht.

Soweit zur Theorie, aber wie sieht die Praxis aus?

Der Herr Jesus ließ sich ungerecht behandeln. Es gipfelte in dem wohl ungerechtesten Schauprozess der Antike, wo der Richter Pontius Pilatus nur die Unschuld Christi feststellen konnte und sich dennoch vom wütenden Pöbel zur Verurteilung und sogar Hinrichtung umstimmen ließ. Wieder mal siegte die Mehrheit. Wieder mal hatte sie unrecht. Christus ließ es wortlos über sich ergehen. Davor wollte ihn noch Petrus tatkräftig mit dem Schwert verteidigen und hieb damit einem Mann das Ohr ab. Wie reagierte Jesus darauf?

Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Platz! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! (Mt 26,52)

Erstaunlich, wie wenige „Christen“ sich seither an diesen Befehl gehalten haben, sondern stattdessen in den Krieg zogen im „Namen Christi“. Keine Ahnung welchen Christus sie damit meinten, aber sicherlich nicht jenen, der obige Worte sprach und anschließend das abgeschnittene Ohr wieder heilte. Das war Vorbild für alle seine Jünger und eine Lehre fürs Leben und so wurde von keinem seiner Apostel je berichtet, dass er einen Menschen getötet oder gar ermordet hätte. Ganz im Gegenteil, alle Apostel lebten ein friedliches, wehrloses Leben und wurden am Ende brutal gefoltert und hingerichtet. Sie erduldeten es ganz nach dem Vorbild ihres Herrn Jesus Christus. Und viele Tausende folgten ihrem Beispiel.

Das war in den ersten drei Jahrhunderten das Kennzeichen der „Zeugen Christi“. Zeuge heißt im Griechischen martus. Davon leitet sich das Wort Märtyrer ab. Es wird das erste Mal in einem historischen Bericht verwendet, wo ein Christ namens Polykarp von Smyrna von den Römern in der Arena zur Belustigung des Volkes öffentlich misshandelt und verbrannt wurde. Auf diese Art war er ein Zeuge für seinen Glauben an Christus. Polykarp war übrigens ein Schüler des Apostel Johannes. So wurden die Zeugen Christi zu Märtyrern, indem sie sich nicht wehrten, als man sie völlig zu Unrecht festnahm, misshandelte und hinrichtete. Und genauso haben es in allen Jahrhunderten ihnen die echten Christen nachgemacht. Ich denke dabei etwa an die Täufer (oft verächtlich als „Wiedertäufer“ beschimpft), die vom 16. bis 18. Jahrhundert brutal sowohl von der Römisch-Katholischen-Kirche wie auch von den Lutheranern verfolgt, gefoltert und öffentlich hingerichtet wurden. Männer, Frauen und Kinder. „Wir werden jedes Mal zahlreicher, so oft wir von euch niedergemäht werden; ein Same ist das Blut der Christen“, schrieb Tertullian im 2.Jahrhundert n.Chr. Dieses Blut trug von Beginn an zur raschen Verbreitung des Christentums bei, weil es viel glaubwürdiger und eindrücklicher die wahren Werte der Christen bezeugte als jede Predigt. Es bezeugte deren Praxis. Sie taten was sie sagten und glaubten, bis zum Tod. Nicht wie die Heuchler, die Friede predigen und hinterher in den Krieg ziehen oder morden. Von Mord haben alle echten Christen, beginnend mit Christus, stets großen Abstand genommen, denn sie wussten was Mördern blüht:

Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner — ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod. (Offb 21,8)

Diese Worte, direkt aus dem Mund des Christus, haben Generationen von Christen mit Gottesfurcht erfüllt. Sie wollten nicht in diesem See mit Feuer brennen, der nichts anderes als die Hölle ist. Das prägte das Christentum in den ersten 3 Jahrhunderten. Später als dann die Römisch-Katholische Kirche selbst mit Mord, Unzucht, Zauberei, Götzendienst, Lüge und noch vielen anderen Gräueln anfing, musste sie sich etwas überlegen, wie sie wieder aus der Nummer rauskommt. Und so wurden die schrägsten Sonderlehren und Dogmen erfunden, die im 16. Jahrhundert im Ablasshandel mündeten, wo sich jeder mit Geld von allen seinen Sünden freikaufen konnte. Das Geld kam natürlich der Kirche zugute, die damit Dome, Kathedralen und Paläste baute. Das wiederum rief den Mönch Martin Luther auf den Plan, der all das verurteilte. An dieser Stelle lasse ich die Kirchengeschichte mal stehen. Es gäbe noch viel dazu zu schreiben, aber ich denke, es kommt bisher klar heraus, dass es immer um Interessen geht. Einerseits die Interessen Gottes, die Er klar und unverändert mitteilt und auf der anderen Seite die Interessen der Menschen, die sich gerne alles so legen, wie sie es brauchen. Die Tendenz ist weg von Gott. Am Ende werden die Menschen damit aber nicht durchkommen. Denn Gottes Gesetz ist ewig. Jeder wird danach beurteilt und gerichtet werden. Deswegen ist es nur weise, wenn man sich bei Lebzeiten schon selbst daran misst und danach lebt. Gottes Gericht ist unbestechlich und beginnt bei Seinem Haus:

Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, wie wird das Ende derer sein, die sich weigern, dem Evangelium Gottes zu glauben? Und wenn der Gerechte nur mit Not gerettet wird, wo wird sich der Gottlose und Sünder wiederfinden? (1.Petr 4,17+18)

Denn wir kennen ja den, der sagt: »Die Rache ist mein; ich will vergelten!, spricht der Herr«, und weiter: »Der Herr wird sein Volk richten«.
Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen! (Hebr 10,30+31)


Anhang: Vegetarier und Veganer

Zum Abschluss noch ein Anhang zu dem immer stärker werdenden Thema Vegetarismus und Veganismus, angeblich im Namen Christi. Das Thema ist fast so alt wie das Christentum selbst und stammt aus der Gnosis, der ältesten christlichen Irrlehre der Welt, die bereits im 1.Jahrhundert entstand. Schon Paulus kannte sie und kämpfte dagegen, aber auch gegen die Judaisierer (Juden, die sich zum Christentum bekehrten und danach aber den Christen die jüdischen Reinheits-, Speisegebote und die Beschneidung auferlegen wollten. Sie stifteten damit viel Unfrieden und Verwirrung. Das war im 1.Jahrhundert die größte Versuchung zum Abfall für die jungen christlichen Gemeinden. Paulus investierte viel Zeit und Energie um dagegen zu lehren und schrieb viele Kapitel, sogar ganze Briefe, dagegen).

Einer glaubt, alles essen zu dürfen; wer aber schwach ist, der isst Gemüse. (Röm 14,2)

Wenn ihr nun mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben seid, weshalb lasst ihr euch Satzungen auferlegen, als ob ihr noch in der Welt lebtet? »Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!« — was doch alles durch den Gebrauch der Vernichtung anheimfällt — Gebote nach den Weisungen und Lehren der Menschen, die freilich einen Schein von Weisheit haben in selbst gewähltem Gottesdienst und Demut und Kasteiung des Leibes, und doch wertlos sind und zur Befriedigung des Fleisches dienen. (Kol 2,20-23)

Lasst euch nicht von vielfältigen und fremden Lehren umhertreiben; denn es ist gut, dass das Herz fest wird, was durch Gnade geschieht, nicht durch Speisen, von denen die keinen Nutzen hatten, die mit ihnen umgingen. (Hebr 13,9)

Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet. (1.Tim 4,1-5)

Auch hier gäbe es noch mehr zu zitieren. Diese Stellen von Paulus zeigen aber schon ganz gut, dass die Frage nach Speisegeboten immer im Zusammenhang mit fremden Lehren diskutiert wurde. Es waren keine Lehren des Christentums, sondern von außen eindringende Lehren, die bestimmte Speisen (in der Regel Fleisch) verbieten wollten. „Lehren der Menschen“ oder gar „Lehren der Dämonen“ nannte Paulus sie. Und Paulus stellte klar, dass solche Lehren nur einen Schein von Weisheit haben aber keinen Nutzen. Mehr Schein als sein also, auf den Schwache hereinfallen. Jene, die die Wahrheit erkennen, wissen, dass alles, was Gott geschaffen hat, gut zu essen ist. Und dazu gehören ganz klar auch Tiere.

„Wer aber schwach ist, der isst Gemüse“ schreibt Paulus den Römern. Speziell dieser Satz wird heute oft falsch gedeutet, nämlich so, als wäre es in Ordnung, schwach zu sein. Oder sogar erstrebenswert. Nein, das meinte Paulus keinesfalls und das verstand damals auch niemand so. Hier wird wie so oft der Kontext übersehen. Es geht um Menschen, die schwach im Glauben sind (im Vers davor). Wer will schwach im Glauben sein? Damals jedenfalls keiner. Denn schwach war gleichbedeutend mit krank. Man soll in der Gemeinde auf Schwache Rücksicht nehmen, aber das Ziel ist immer, das der schwache Glaube wieder stark wird. So wie ein Kranker wieder gesund werden soll. Niemand orientierte sich damals daher an den Schwachen, sondern immer an den Starken. Die Schwachen waren nicht Vorbild, sondern Patienten und daher eine Belastung für die Gemeinschaft. Das verstehen heute leider viele Bibelleser überhaupt nicht. Dabei haben wir das immer noch in unserer Sprache: wenn jemand ein schwaches Argument abliefert, dann ist es kein gutes und er sollte sich ein besseres überlegen. Oder wenn eine Fußballmannschaft schwach gespielt hat, hat sie nicht gut gespielt und muss besser werden. Jesus Christus prägte den berühmten Satz „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ und hat damit auch nicht das Fleisch gelobt. Es ist eine Rüge des Fleisches. Mit Fleisch ist in dem Zusammenhang der „innere Schweinehund“ gemeint, die menschlichen, körperlichen Bedürfnisse und Lüste. Diese stehen oft dem Geist im Weg, sie hindern ihn, ziehen ihn runter und führen am Ende dazu, dass der Mensch auf seine Gefühle hört anstatt auf den Geist. Christus ermahnt hier also, nicht auf das schwache Fleisch zu hören, sondern auf den Geist.

Wie steht aber Jesus Christus zum Fleisch Essen? War er wirklich Vegetarier, wie es gewisse Leute behaupten?

Ich habe weiter oben gezeigt, dass Gott Fleisch essen per Gesetz befohlen hat. Etwa beim jährlichen Passafest: jeder Haushalt musste ein ganzes Schaf komplett aufessen. Jesus hat dieses Fest jedes Jahr seines Lebens gefeiert, wie alle anderen gläubigen, gottesfürchtigen und sogar auch nur die traditionellen Juden. Es war also gar nicht möglich, Vegetarier zu sein und ein guter Jude gleichzeitig. Fleisch war im Judentum eine wichtige und beliebte Speise, gerade auch bei besonderen Anlässen. Jesus hat nicht ohne Grund im weltberühmten Gleichnis vom verlorenen Sohn auch ein Festmahl mit üppigem Fleisch eingebaut:

Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es; und lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; und er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. (Luk 15,22-24)

Wäre Jesus wirklich Vegetarier gewesen, hätte man ihm sicher Heuchelei vorgeworfen: „Du isst ja selbst kein Mastkalb, erzählst uns aber was von wegen lasst uns essen und fröhlich sein mit einem geschlachteten Kalb?“ Jesus hätte rasch seine Glaubwürdigkeit verspielt. Auch schon früher als er seinen Jüngern folgenden Befehl gab:

Wo ihr aber in ein Haus hineingeht, da sprecht zuerst: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen, wenn aber nicht, so wird er zu euch zurückkehren.

In demselben Haus aber bleibt und esst und trinkt das, was man euch vorsetzt; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Haus ins andere.

Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, da esst, was euch vorgesetzt wird; und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen! (Luk 10,5-9)

Mir wurde als Kind beigebracht: „gegessen wird, was auf den Tisch kommt!“. Witzig, genau das lehrte schon Jesus seine Jünger und betonte es hier gleich zweimal hintereinander! Damit es auch wirklich niemand überhört. Wie hätten wohl seine Jünger reagiert, wenn ausgerechnet ihr Meister selbst nicht alles gegessen, sondern etwa Fleisch verschmäht hätte? „Jaja, Herr, selbst ist er kein Fleisch, aber wir müssen alles essen was man uns vorsetzt? So ein Heuchler.“ Das wäre wirklich ein schlechtes und unglaubwürdiges Vorbild für seine Jünger gewesen und sie hätten ihren Herrn nicht mehr ernst genommen. Genauso wenig, wie Kinder ihre Eltern ernst nehmen, wenn sie sich selbst nicht an die eigenen Regeln halten. Kinder haben das gleiche feine Gespür für Heuchelei wie es Schüler haben. Bei der Gelegenheit kann ich es mir nicht verkneifen anzumerken, dass es auch heute Christen nicht ansteht, wählerisch beim Essen zu sein und bestimmte Nahrung zu verweigern, denn Christus selbst befahl „esst und trinkt das, was man euch vorsetzt“. Schon allein wegen diesem Gebot vom Herrn Jesus Christus persönlich passen Vegetarismus, Veganismus und ernsthaftes Christentum nicht wirklich zusammen. Wer ein Herrenwort missachtet, folgt nicht mehr diesem Herrn, sondern einem andern. Christus fordert den Gehorsam wiederholt ein:

Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage? (Luk 6,46) Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich euch gebiete. (Joh 15,14)

Wer jetzt einwenden will, dass die Zuhörer von Jesus niemals gewagt hätten, ihm zu widersprechen, und schon gar nicht seine Jünger hätten das gewagt, dem sei jene Begebenheit gezeigt, wo es bezeichnender Weise um das Essen von Fleisch geht (Joh 8,51ff):

Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.

Da stritten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?

Darum sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut ist wahrhaftig Trank.

Jesus wiederholt diese Rede noch penetrant und betont immer wieder, dass man sein Fleisch essen und sein Blut trinken müsse. Da wurden die Juden verständlicher Weise unwillig und stritten. Immerhin hielt Jesus diese Rede in einer Synagoge, also in einer jüdischen Schule, und jeder Jude wusste, dass Menschenfleisch essen streng verboten ist im Gesetz Gottes, ebenso wie der Verzehr von Blut.

Viele nun von seinen Jüngern, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede! Wer kann sie hören?

Da aber Jesus bei sich selbst erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ist euch das ein Ärgernis? Wie nun, wenn ihr den Sohn des Menschen dorthin auffahren seht, wo er zuvor war? Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt gar nichts. Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben.

Darüber könnte ich wieder viel ausführen. Kurz: Jesus hat sehr wohl immer wieder Widerspruch und Unwillen geerntet von seinen Zuhörern, auch von seinen Jüngern. Wir lesen später, dass ihn die meisten seiner Jünger sogar verließen. Aber nicht weil sie ihn für einen Heuchler hielten, sondern weil sie die Härte seiner Worte nicht ertragen konnten. So wie hier. Jesus fordert heraus. Es ist nicht alles so geschmeidig. Jesus verwendet auch schon mal Vergleiche und Wortbilder, die verstören. Da können nicht alle mit. Seine Zuhörer waren durchaus kritisch und beschimpften ihn sogar oder meinten dass er einen Dämon hätte. Jesus wurde also durchaus kritisch beobachtet und beurteilt vom Volk. Darüber scheint er auch zu klagen, als er sich mit Johannes dem Täufer vergleicht:

Denn Johannes ist gekommen, der aß nicht und trank nicht; da sagen sie: Er hat einen Dämon!

Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt; da sagen sie: Wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! (Mt 11,19)

Johannes war ein Asket (er trank keinen Alkohol und ernährte sich nur von Heuschrecken und wildem Honig), doch Jesus war, wie wir hier erfahren, einer, der alles aß und trank und deswegen sogar den Ruf eines „Fressers und Weinsäufers“ genoss. Dieser Ruf passt übrigens hervorragend zu dem Befehl, den Jesus seinen Jüngern gab, dass sie essen und trinken sollen, was ihnen vorgesetzt wird. Er ist mit gutem Beispiel voran gegangen und tat es ebenso. Auch hieraus ist völlig auszuschließen, dass Jesus ein Vegetarier gewesen sein kann.

Nach seiner Auferstehung erschien Jesus seinen Jüngern mehrmals:

Da reichten sie ihm ein Stück gebratenen Fisch und etwas Wabenhonig. Und er nahm es und aß vor ihnen. (Luk 24,42+43)

Auch hier hält er sich an sein eigenes Gebot und isst, was man ihm vorsetzt. Veganern wird da vermutlich schon beim Hinsehen schlecht.

Jesus spricht zu ihnen: Kommt zum Frühstück! Aber keiner der Jünger wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und ebenso den Fisch. Das war schon das dritte Mal, dass sich Jesus seinen Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war. (Joh 21,12-14)

Jesus hat nach seiner Auferstehung Brot und gegrillten Fisch zum Frühstück gemacht am Ufer des Sees während seine Jünger noch fischten. Eine interessante Geschichte. Hier sehen wir, dass Jesus Tiere tötet und zum Essen zubereitet. In dem Fall Fisch. Ein Drittel seiner Jünger war auch von Beruf Fischer. Fisch und Brot gab es oft bei Jesus. Auch bei den berühmten Massenspeisungen wo Jesus mehrmals Brot und Fisch vermehrte um tausende von Menschen zu speisen. Heute würde sich die Volksmenge wohl beschweren, weil das nicht vegan und Brot sowieso nicht gesund wäre, und wo ist das Gemüse? Oder? Es fällt auf, dass in der Bibel nie die Diskussion ist, welche Speise gesund oder ungesund wäre. Oder ob es mit dem Gewissen zu vereinbaren wäre, ein Tier zu schlachten und zu essen. Tiere sind da um gegessen zu werden. Das hat Gott bereits Noah klar gemacht:

Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sagte zu ihnen: Vermehrt euch und werdet zahlreich und füllt die Erde und werdet Herr über sie.

Und Zittern vor euch und Furcht wird bei allen Wildtieren der Erde sein und bei allen Vögeln des Himmels und bei allem, was sich auf der Erde bewegt, und bei allen Fischen des Meeres – zu Händen gebe ich sie euch. Und jedes Kriechtier, das lebt, wird euch Nahrung sein; wie das Gemüse aus Grünpflanzen gebe ich euch alles. Indessen, Fleisch im Blut der Seele werdet ihr nicht essen! Denn auch euer Blut eurer Seelen werde ich einfordern, aus der Hand aller Wildtiere werde ich es einfordern und aus der Hand des Menschen als einem Bruder werde ich die Seele des Menschen einfordern.


Derjenige, der das Blut eines Menschen vergießt, für dessen Blut wird sein eigenes vergossen werden; denn nach dem Bild Gottes habe ich den Menschen gemacht.

Ihr aber, vermehrt euch und werdet zahlreich und füllt die Erde und werdet zahlreich auf ihr. (Gen 9, 1,7)

Das ist der berühmte neue Bund, den Gott mit den Menschen nach der Sintflut geschlossen hat. Neu ist, dass jetzt Tiere gegessen werden sollen. Davor aß der Mensch offenbar nur vegetarisch. Denn Gott sprach zu den Menschen im Paradies:

Und Gott sprach: Siehe, ich gebe euch samentragende Grünpflanzen, jegliches Samen Säende, der auf der ganzen Erde ist, und jegliches Holz, das in sich die Frucht eines samentragenden Samens hat – es wird euch Nahrung sein, und allen Wildtieren der Erde und allen Flugtieren des Himmels und jedem Kriechtier, das auf der Erde kriecht, das in sich die Seele des Lebens hat, gebe ich auch jegliche frische Grünpflanze als Nahrung. Und so geschah es. (Gen 1,29+30)

Und hier sind wir beim Thema, an das sich die Vegetarier hängen. Im Paradies war tatsächlich nur Obst und Gemüse den Menschen zur Nahrung gegeben. Es gibt viele Bemühungen unter den Menschen, wieder „paradiesische“ Zustände auf der Erde herzustellen. Die FKK-Kultur kommt auch aus der Sehnsucht. Dabei übersehen sie alle etwas wesentliches: Gott hat den Menschen aus dem Paradies verbannt! Und seither herrschen völlig andere Gesetze. Sowohl für Mensch als auch Tiere! Tiere durften im Paradies nur Blätter und Gräser fressen, während Menschen nur Früchte aßen. Nach der Sintflut kam wie ich davor zitierte das neue Gesetz hinzu, dass Tiere gegessen werden sollen. Und es gibt das Blutverbot. Es darf kein Blut gegessen werden. Ein Verbot, das übrigens auch die Apostel bestätigten und das also unverändert bis heute für jeden Juden und Christen gilt. Interessant, dass Gott bei der Gelegenheit jedes Vergießen von menschlichem Blut durch Tiere unter Todesstrafe stellt. Gott bestraft also jedes Tier, das Menschenblut vergießt. Und so gibt es später im Gesetz Mose auch Gesetze, die die Hinrichtung von Haustieren regeln, wenn sie Menschen getötet haben. Gott verbietet den Tieren Menschen zu töten. Und dennoch tun sie es. Tiere versündigen sich also auch ständig und so verstehen wir vielleicht, warum Gott auch immer wieder Tiere tötet um sie zu bestrafen. Die gesamte Schöpfung ist gefallen, sündig und erlösungsbedürftig.

Was ist nun die Konsequenz, wenn der Mensch mit Gewalt versucht wieder paradiesische Zustände zu schaffen, etwa in dem er sich auszieht und nur noch vegan lebt? Das wäre wie ein Verbrecher, der zu Haft verurteilt wurde und dann aus dem Gefängnis ausbricht: er häuft noch zusätzlich Schuld auf sich und wird erneut straffällig. So ist das, wenn Gott den Menschen in die Verbannung schickt, mit Strafauflagen, doch der Mensch diese Strafe nicht tragen will, sondern sich dagegen wehrt. Es passierte schon einmal, dass Menschen sich gegen Gottes Strafe stellten und damit alles noch schlimmer machten. Das war, als Mose das Volk an die Grenzen des gelobten Landes brachte und es in das Land führen wollte. Die Menschen hatten aber Angst, weil dort so viele starke Völker lebten (ich erwähnte das bereits in einem früheren Abschnitt) und wollten lieber wieder zurück nach Ägypten, wo sie hergekommen waren. Zu allem Überfluss versuchten sie sogar Mose zu steinigen. Da wurde Gott zornig und verurteilte die Aufständischen zu einem 40-jährigen „Strafmarsch“ durch die Wüste. Einige wollten darauf dann auf eigene Faust doch in das gelobte Land ziehen. Doch damit machten sie erneut Gott wütend, denn das gelobte Land hatte er ihnen wegen ihres Aufstandes nicht mehr gestattet. Der Versuch es mit Gewalt aber ohne Gott zu erobern scheiterte elendiglich. Alle, die das versuchten, starben. Diese Geschichte sollte uns allen eine Lehre sein. Es ist nicht gescheit, Gott ungehorsam zu werden und danach auch noch die Strafe nicht anzunehmen, sondern dagegen eigensinnig aufzubegehren und zu versuchen, die Strafe zu umgehen. Weiser wäre, Reue und Besserung zu zeigen. Wie ein Häftling, der wegen guter Führung auffällt.

Gott machte Adam und Eva Kleidung aus Tierfellen bevor er sie aus dem Paradies warf, also muss der Mensch nun Kleidung tragen und Tiere töten für Kleidung. Außerdem gab Gott eine Reihe von Geboten, die zu befolgen sind außerhalb des Paradieses. Unter anderem eben jenes, Tiere zu essen. Gott bestimmte, welche Tiere rein sind und welche unrein. Nur reine Tiere durften geschlachtet werden zum Essen und als Opfertiere für den Gottesdienst. Vor dem Hintergrund muss man die Geschichte sehen, wo der sehr hungrige Petrus beim Gebet eine Vision hat. Allerlei unreine Tiere werden vor seinen Augen aus dem Himmel herunter gelassen. Dann hört er eine Stimme:

Steh auf, Petrus, schlachte und iss!

Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr! denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gegessen!
Und eine Stimme sprach wiederum, zum zweiten Mal, zu ihm: Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein! Dies geschah dreimal (Apg 10,13-16)

Gott gebietet Tiere zu schlachten und zu essen! Wäre Jesus ein Vegetarier gewesen, dann wären wohl auch seine Jünger Vegetarier geworden. Denn Jünger sind Nachahmer. Hier beschwert sich aber Petrus nicht, weil er ein Vegetarier ist und deswegen gar kein Tier schlachten will, sondern weil es unreine Tiere sind, die nach dem Gesetz Gottes nicht gegessen werden durften. Und das sagt er auch. „Ich habe noch nie etwas unreines gegessen“. Gott belehrt ihn, dass dieses Gebot so nicht mehr gilt, weil Gott alles gereinigt hat. Das hatte auch schon der Herr Jesus gelehrt. Es ist der neue Bund mit dem neuen Gesetz durch Christus: die Reinheitsgebote sind erhoben auf das geistliche Niveau. Es geht nicht mehr darum, ob das Essen rein ist, sondern ob der Esser rein ist. Das drückte Jesus so aus:

Nicht das, was zum Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herauskommt, das verunreinigt den Menschen. (Matt 15,11)

Die damalige Reaktion von den Jüngern auf diese Aussage finde ich lieb:

Da traten seine Jünger herzu und sprachen zu ihm: Weißt du, dass die Pharisäer Anstoß nahmen, als sie das Wort hörten?

Auch hier sieht man, dass Jesus durchaus kritisch beurteilt wurde und seine Reden nicht allen gefielen. Die Jünger meldeten es ihm. Die Pharisäer waren in ihren eigenen Augen die „Hüter des Gesetzes“ und so gefiel es ihnen nicht, dass Jesus das Gesetz anders interpretierte.

Ich könnte noch Stellen anführen, wie viel Fleisch die Juden essen mussten und auch aßen, etwa die Priester, die täglich das Fleisch der Opfertiere essen mussten. Und wie Gott sagt, dass wir ein Volk von Priestern sein sollen. Aber ich will kein Buch aus dem Thema machen.

Zum Abschluss noch zwei letzte Stellen zum Nachdenken. Paulus schreibt ein Gebot:

Alles, was auf dem Fleischmarkt angeboten wird, das esst, ohne um des Gewissens willen nachzuforschen; denn »dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt«.

Und wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr hingehen wollt, so esst alles, was euch vorgesetzt wird, und forscht nicht nach um des Gewissens willen. (1.Kor 10,25-27)

Endlich eine Bibelstelle, wo man um des Gewissens Willen kein Fleisch essen soll! So denken zumindest viele. Es ist aber eigentlich genau umgekehrt. Paulus rät eben nicht, kein Fleisch zu essen damit man ein schlechtes Gewissen vermeidet. Sondern Ziel dieses Gebotes ist, dass man Fleisch kauft und isst. Die Christen damals waren nämlich schon wegen manchen Irrlehrern teilweise verunsichert und hatten bei manchen Fleischstücken oder Gerichten ein schlechtes Gewissen. Was würden heute die meisten raten bei so einem Problem? „Iss kein Fleisch, wenn du dir nicht sicher bist, dass du es guten Gewissens kannst!“ Paulus befiehlt aber das Gegenteil. Er sagt, forsche nicht zu viel darüber nach und genieße das Essen, denn »dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt«

Und da schließt sich der Kreis. Am Anfang zitierte ich Paulus, wie er ausführte: „alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.“ Das Problem ist aber immer dass Menschen nicht auf Gott und das was Er heiligt schauen, sondern auf Menschen und das, was sie für „moralisch vertretbar“ halten, und das wiederum erzeugt schlechtes Gewissen bei jenen, die einen schwachen Glauben haben. Darum isst der Schwache nur Gemüse. Der mit einem starken Glauben aber ist alles. Wer ist nun ein Glaubensvorbild, jemand mit einem starken Glauben oder mit einem schwachen? Wen sollen wir nachahmen?

Als Mose von Gott berufen wird Sein Volk zu retten, spricht Gott durch den berühmten brennenden Dornbusch zu ihm. Ein ebenso berühmter Satz aus dieser Rede ist der:

Und ich bin herabgekommen, um sie zu erretten aus der Hand der Ägypter und sie aus diesem Land zu führen in ein gutes und weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließt (Ex 3,8)

Diese Formulierung „ein Land, in dem Milch und Honig fließt“ wiederholt die Bibel einige Male und steht seither sprichwörtlich für ein gutes Land, für das gelobte Land, für ein Land, das Gott den Menschen schenkt und wo sie zur Ruhe kommen. Manche halten es sogar als Sinnbild für das Paradies. Leider müssen die Veganer draußen bleiben. Oder sie werden zu Menschen, die alles essen was Gott geschaffen hat und ihnen vorsetzt.