2. Kenntnis der Heiligen Schrift
Kennt man die Heiligen Schriften, dann weiß man, in welchem Zusammenhang sie das Wort phoneuō verwenden. Wird es etwa auch benützt für das Töten von Tieren? Diese Frage kann man eindeutig mit nein beantworten.
Der Begriff phoneuō wird in den Heiligen Schriften, und zwar sowohl im Alten als auch Neuen Testament, immer nur im Zusammenhang mit dem Ermorden von Menschen verwendet. Ausnahmslos. Niemals geht es um das Töten von Tieren!
Hier eine Stelle aus dem Neuen Testament, die das selbe Wort phoneuō im Griechischen Grundtext hat. Die Tabelle zeigt, wie auch hier unterschiedlich übersetzt wird:
Übersetzung |
Matthäus 23,31 |
---|---|
Lutherbibel 2017 |
Damit bezeugt ihr von euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben. |
Elberfelder |
So gebt ihr euch selbst Zeugnis, dass ihr Söhne derer seid, welche die Propheten ermordet haben. |
Hoffnung für alle |
Damit gebt ihr also selbst zu, dass ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid. |
Schlachter 2000 |
So gebt ihr ja euch selbst das Zeugnis, dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid. |
Zürcher |
Damit stellt ihr euch selbst das Zeugnis aus, dass ihr Söhne derer seid, die die Propheten getötet haben. |
Gute Nachricht |
Damit gebt ihr selbst zu, dass ihr von Prophetenmördern abstammt. |
Einheitsübersetzung 2016 |
Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. |
Neues Leben |
Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid. |
New International Version |
So you testify against yourselves that you are the descendants of those who murdered the prophets. |
King James |
Wherefore ye be witnesses unto yourselves, that ye are the children of them which killed the prophets. |
Apostolic Bible Polyglot English |
So that you witness against yourselves, that you are sons of the ones murdering the prophets. |
Complete Apostle’s Bible |
So that you testify against yourselves that you are sons of those who killed the prophets. |
An der Stelle erkennt die Mehrheit der Übersetzer, dass es sich im Zusammenhang immer um gesetzwidrigen Mord an Menschen handelt und übersetzt richtig mit morden oder Mörder. Zur Erinnerung: es ist im Grundtext das exakt selbe Wort wie in den 10 Geboten!
Es gibt noch andere Begriffe in den Heiligen Schriften für das Töten. Ein paar Beispiele:
Der Bluträcher darf den Mörder töten; sobald er ihn trifft, darf er ihn töten. (4.Mose 35,19)
Für viele mag dieses Gebot ein glatter Widerspruch sein zu dem Gebot „du sollst nicht töten“. Jetzt auf einmal darf man töten? Wie nun? Was ist nun Gesetz? Tja, lesen und verstehen sollte man können, kann ich da nur sagen. Wobei schlechte Übersetzungen nicht hilfreich sind, muss ich zugeben. Denn in Wahrheit verwendet der Gesetzgeber hier ein anderes Wort für töten als in den 10 Geboten.
Ich habe schon weiter oben gezeigt, dass in den 10 Geboten das griechische Wort phoneuō im Grundtext steht. In dem Gesetz der Blutrache steht aber das griechische Wort apokteinō (G615) und das heißt tatsächlich ganz allgemein töten. In der oben zitierten Stelle haben wir übrigens auch eine Abwandlung des Wortes phoneuō, das hier richtig mit Mörder übersetzt wird. Wir haben also beide Worte für töten nebeneinander im selben Gebot und sie meinen unterschiedliches. Morden, das verboten ist, führt bei Missachtung des Verbotes zur Todesstrafe, die geboten ist. Der Gesetzgeber unterscheidet genau. Das Griechische Wort apokteinō kommt in der LXX häufig im Sinne der Todesstrafe vor:
Und wer immer sein Beischlafen einem Vierfüßler gibt, soll durch den Tod hingerichtet werden; auch den Vierfüßler sollt ihr töten. Und eine Frau, die an irgendein Vieh herantritt, um sich von ihm besteigen zu lassen – ihr sollt die Frau und das Vieh töten. Sie sollen durch den Tod hingerichtet werden; sie sind schuldig. (3.Mose 20,15+16)
In diesem Verbot der sogenannten „Sodomie“ (Sex mit Tieren) kommen übrigens wieder zwei verschiedene Worte für töten vor. Einerseits das bereits bekannte apokteinō, das hier zweimal richtig mit „töten“ übersetzt wird und andererseits das Wort thanatoō (G2289), das hier ebenfalls zweimal mit „hingerichtet“ übersetzt wird.
Gibt es einen Unterschied zwischen Mord und Hinrichtung? Klar gibt es den, sonst gäbe es nicht zwei verschiedene Begriffe dafür! Leider geht heute nach und nach der Sinn für Worte und deren Bedeutungsschärfe verloren. Ich werde im nächsten Abschnitt auf die gesetzlichen Unterschiede eingehen. Hier soll es nur um die Übersetzung gehen.
Es gibt im Griechischen übrigens noch eine Reihe anderer Begriffe, die verschiedene Arten des Tötens beschreiben. Ich will, um es nicht unnötig in die Länge zu ziehen, nur noch einen letzten Begriff zum Abschluss ansehen, weil er für die Tierfreunde bedenkenswert ist: sphazō (G4969), auf Deutsch schlachten.
Diesen Begriff sphazō findet man über 100 mal in der Bibel. Tiere schlachtet man in der Bibel einerseits um sie Gott als Opfer darzubringen und andererseits als Speise für Menschen. Beides hat Gott befohlen in seinem Gesetz. Hier zwei Beispiele:
Sprich zur ganzen Gemeinschaft der Israeliten: »Am Zehnten dieses Monats sollen sie ein Schaf nehmen, jeder nach Vaterhäusern, ein Schaf pro Haus. Wenn aber die, die in dem Haus wohnen, sehr wenige sind, sodass sie nicht genug sind für ein Schaf, dann soll man seinen nächsten Nachbarn zu sich dazunehmen, entsprechend der Anzahl der Menschen. Jeder soll das für ihn Ausreichende zusammenrechnen auf das Schaf. Ein vollkommenes männliches einjähriges Schaf soll es für euch sein. Von den Lämmern und den Kitzen sollt ihr es nehmen. Und es soll für euch aufbewahrt sein bis zum vierzehnten (Tag) dieses Monats, und die ganze Menge der Gemeinschaft der Israeliten: Sie sollen es gegen Abend schlachten. [..] Und sie sollen die Fleischstücke in dieser Nacht verzehren. Am Feuer Geröstetes und ungesäuerte Brote auf Bitterkräutern sollen sie essen.
Ihr sollt davon nichts Rohes und in Wasser Gekochtes essen, sondern (nur) am Feuer geröstete Stücke, den Kopf mitsamt den Füßen und den Eingeweiden. Ihr sollt nichts davon übrig lassen bis zum Morgen, und keinen Knochen von ihm sollt ihr zerbrechen. Was aber bis zum Morgen von ihm übrig bleibt, sollt ihr im Feuer verbrennen. [..] Und dieser Tag soll für euch ein Andenken sein, und ihr sollt ihn feiern als ein Fest für den Herrn bis in (alle) eure Generationen. Als ewige Regel sollt ihr ihn feiern. Sieben Tage lang sollt ihr Ungesäuertes essen, vom ersten Tag an sollt ihr aber Sauerteig aus euren Häusern entfernen. Jeder, der Sauerteig verzehrt – ausgerottet wird jener Mensch aus Israel – vom ersten bis zum siebten Tage der Woche. (2.Mose 12,1-15)
Das ist das Gebot des berühmten jüdischen Passafestes. Ich hab es gekürzt, weil es mir hier nur um das Schlachten als Gebot geht und dass es ein ewiges Gebot ist, das bis heute für alle Juden gilt. Es muss ein Lamm pro Haushalt getötet, also geschlachtet, und an einem Abend vollständig aufgegessen werden. Es darf nichts bis zum nächsten Morgen übrig bleiben. Ist ein Haushalt zu klein, um ein ganzes Lamm aufzuessen, so muss er sich mit Nachbarn zusammentun. Verstöße gegen dieses Gesetz werden hart bestraft, in der Regel mit dem Tod. Allein schon an der Stelle sieht man, dass Juden keine Vegetarier sein dürfen, denn sie müssen einmal im Jahr Lamm essen. Das ist eine heilige, ewige Anordnung Gottes!
Und er soll das eine Vögelchen in ein Tongefäß hinein über fließendem Wasser schlachten. (3.Mose 14,50, LXX Deutsch)
Hier geht es um das Opfern von Vögeln. Allein der Übersetzung wegen hier eine Tabelle, die zeigt, dass manche Übersetzer auch hier nur das Wort „töten“ kennen:
Übersetzung | 3.Mose 14,50 |
---|---|
Lutherbibel 2017 | und den einen Vogel schlachten in ein irdenes Gefäß über fließendem Wasser. |
Elberfelder | und er schlachte den einen Vogel über lebendigem Wasser in ein Tongefäß hinein. |
Hoffnung für alle | Den einen Vogel tötet er über einem Tongefäß mit frischem Quellwasser, um das Blut des Tieres aufzufangen. |
Schlachter 2000 | und er soll den einen Vogel schächten in ein irdenes Geschirr, über lebendigem Wasser |
Zürcher | Und er soll den einen Vogel über einem Tongefäss mit frischem Wasser schlachten. |
Gute Nachricht | Er schlachtet den einen Vogel über einer Tonschale mit Quellwasse, |
Einheitsübersetzung 2016 | Er soll einen der Vögel über einem Tongefäß mit Quellwasser schlachten. |
Neues Leben | Er soll einen der Vögel über einem Tongefäß, das mit lebendigem Wasser gefüllt ist, ausbluten lassen. |
New International Version | He shall kill one of the birds over fresh water in a clay pot. |
King James | And he shall kill the one of the birds in an earthen vessel over running water: |
Apostolic Bible Polyglot English | And he shall slay the one small bird into an earthenware utensil over living water |
Complete Apostle’s Bible | And he shall kill one bird in an earthen vessel over running water. |
LXX Deutsch | Und er soll das eine Vögelchen in ein Tongefäß hinein über fließendem Wasser schlachten. |
Aufmerksame Leser könnten an der Stelle bereits gewiss sein, dass Gott in seinem Gesetz nur Mord verbietet, aber etliche andere Arten zu Töten sogar gebietet. Das kann man schon aus der richtigen Übersetzung heraus lesen. Gehen wir aber noch einen Schritt weiter und sehen uns die Frage „juristisch“ an, denn es handelt sich ja um ein Gesetz!