Eine Frage des Gesetzes
Mord ist in jedem Land der Welt, in jeder Kultur, in jedem Strafgesetzbuch streng verboten und gilt als Verbrechen. Darüber herrscht weltweiter Konsens. Das Schlachten von Tieren ist hingegen in keinem Land der Welt verboten. In vielen Ländern ist die Todesstrafe erlaubt. Tendenz übrigens wieder steigend. In einigen Ländern, wo die Todesstrafe abgesetzt wurde, steigt allmählich wieder das Verlangen nach Todesstrafen für besonders schlimme Verbrecher.
Es gibt also auf der ganzen Welt eine gemeinsame Erfahrung und einen Konsens bei der Unterscheidung verschiedener Tötungsarten. Wieso wird neuerdings der Gott der Bibel aber als widersprüchlich hingestellt, wenn er zwischen verschiedenen Tötungsarten unterscheidet und die einen verbietet, die anderen aber gebietet? Es mag, wie ich schon in den vorigen Abschnitten zeigte, einerseits an der schlampigen Übersetzung vieler Bibeln liegen, aber andererseits auch an einem falschen Verständnis von Gott selbst als gerechten Gesetzgeber.
Gott tritt in der Bibel vom Anfang an als Gesetzgeber auf. Seine ersten Worte „es werde Licht“ drücken das schon unmissverständlich aus. Gott ist ein Gebieter. Was Er sagt, das hat zu geschehen. Seine Worte sind Gesetz. Gott ist auch ein Gott der Ordnung. Er ordnet alles, macht aus dem Chaos einen geordneten Lebensraum, und erschafft Lebewesen, die in ihrer unglaublichen Vielfalt trotzdem alle etwas gemeinsam haben: sie erfüllen einen Sinn. Bei Gott hat alles Sinn. Das erkennt man in der Schöpfung als Ganzes, wie auch in jedem kleinsten Detail. Gott schuf nichts sinnloses. Jedes Organ, jede Faser, jede Zelle erfüllt ihren Sinn und Zweck und folgt der Ordnung Gottes, die Er festgelegt hat. Und so tritt Gott vom ersten bis zum letzten Buch der Bibel als Schöpfer und Herrscher der Welt auf, der den Menschen Seine Gebote befiehlt. Das begann schon beim ersten Menschen. Kaum war er erschaffen, bekam er schon Gebote:
Füllt die Erde und werdet Herr über sie und herrscht über die Fische des Meeres und die Flugtiere des Himmels und über alle Haustiere und über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. (Gen 1,28)
Das sind übrigens Gebote, für die Gott heute oft und heftig kritisiert wird. Viele Menschen missachten diese Gebote absichtlich, weil sie meinen, Gott hätte einen Fehler gemacht, als Er sie befahl. Viele Menschen halten die Gebote sogar für kurzsichtig. Der Fehler liegt hier aber bei den Menschen, die in ihrer Kurzsichtigkeit Gottes Weitsichtigkeit und Souveränität nicht erkennen, denn Gottes Gebote sind ewig gültig auch wenn Er sie zu unterschiedlichen Zeiten gab, etwa Noah nach der Sintflut, Abraham bei seiner Berufung oder Mose am Berg Sinai. Hier wurden nicht nur die berühmten 10 Gebote in Stein gemeisselt, sondern folgten viele hunderte weitere Gebote. Hier ein kurzer Auszug zum Thema:
Wenn aber jemand einen andern schlägt und er stirbt, so soll er unbedingt getötet werden.
Wenn er aber ohne Vorsatz handelte, sondern Gott ihn in seine Hände preisgegeben hat, werde ich dir einen Ort geben, wohin der Totschläger fliehen soll.
Wenn aber einer den Nächsten angreift, um ihn in böser Absicht zu töten, und er sucht Zuflucht, den sollst du von meiner Opferstätte nehmen, um ihn zu töten.
Wenn aber zwei Männer einander beschimpfen und der eine den anderen mit einem Stein oder mit der Faust schlägt, sodass er zwar nicht stirbt, jedoch bettlägerig wird, wenn der Mensch wieder aufsteht und draußen an einem Stock umhergehen kann, so bleibt der Schläger schuldfrei; nur für seine Arbeitsunfähigkeit und die Heilungskosten soll er bezahlen.
Wenn aber einer seinen Sklaven oder seine Sklavin mit dem Stock schlägt, sodass er/sie unter seinen Händen stirbt, soll er unbedingt verurteilt werden.
Wenn aber zwei Männer raufen und eine schwangere Frau stoßen und dabei ihr noch nicht ebenbildliches Kind abgeht, so soll er mit einer Geldstrafe bestraft werden; was der Mann der Frau ihm auferlegt, soll er nach rechtlicher Festlegung geben. Wenn es aber ausgebildet ist, so soll er Leben für Leben geben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme. (Ex 21,12-25)
Es gibt mehr Gebote zu diesem Thema, aber ich denke, dieser Auszug reicht um zu zeigen, dass Gott unterscheidet. Gott ist es nicht egal wer wen aus welchem Grund tötet. Gott hat einen feinen Sinn für Unterschiede, für Umstände, für Motive, für Gerechtigkeit. Und Gott will diesen Sinn nicht nur in Sein Gesetz bringen, sondern in die Herzen der Menschen.
Gott will grundsätzlich nicht, dass ein Mensch einen anderen tötet. Das gestattet Er nicht mal bei ungeborenem Leben (s.o.). Aber manchmal kann so etwas unabsichtlich passieren. Und manchmal ist es auf der anderen Seite die einzige gerechte Strafe um noch schlimmeres zu verhindern. Die Todesstrafe hat im Gesetz Gottes einen hohen pädagogischen, abschreckenden Sinn, damit es möglichst keine Nachahmungstäter gibt. Und schon gar keine Wiederholungstäter. Eine zweite Chance gibt es für Menschen, die Todsünden wie zum Beispiel Mord begehen, nicht. Gott hat rote Linien definiert, die nicht überschritten werden dürfen. Er wird dafür von Menschen kritisiert. Aber machen Menschen gerechtere Gesetze als Gott? Auch hier werden wir in der Bibel fündig:
Lamech aber sagte zu seinen Frauen:
Ada und Sella, hört meine Stimme, Frauen des Lamech. Hört meine Worte:
Ich habe einen Mann getötet, mir zur Wunde, und einen Jüngling, mir zur Strieme.
An Kain wird siebenmal Rache genommen, an Lamech aber siebzigmal sieben. (Gen 4,23+24)
Dieser „nette“ Lamech war ein Nachkomme des berühmten Kain, der seinen Bruder tötete. Ein paar Generationen später ist die menschliche Überheblichkeit schon so groß, dass Lamech für eine Wunde einen Mann töten lässt, für eine Strieme einen Jüngling und für sein Leben sogar 490 Menschen (siebzigmal sieben)! So ungerecht und völlig übertrieben sind menschliche Gebote bald einmal. Was ist aber ein Leben wert? Was sagt Gottes Gebot dazu?
... so soll er Leben für Leben geben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.
Dieses berühmte Gebot Gottes wird heute oft kritisiert und als unmenschlich dargestellt, als wäre es eine Anleitung zu einem bösen, rachsüchtigen Verhalten! Aber ist es das? Vergleicht man es mit dem Gebot von Lamech, der für seine Wunde einen Mann tötet und für sein Leben 490 Menschen, so ist Gottes Gebot eindeutig das gerechtere, das nämlich besagt, dass ein Leben nur ein Leben wert ist, und ein Zahn nur ein Zahn, und eine Hand nur eine Hand. Gott setzt mit Seinem Gebot dem menschlichen Wahnsinn eine Grenze anstatt dass Er damit zu bösem Verhalten anregen würde. Gott begrenzt die Boshaftigkeit der Menschen. Aber die Menschen drehen Gott immer wieder das Wort im Mund um und machen lieber ihre eigenen Gebote. Wie etwa die Frauenrechte, die es einer Frau erlauben, dass sie ihr Kind im Bauch abtreiben lässt. Für Gott ist das ganz klar Mord. Gott bestraft sogar, wie wir oben sehen, das unabsichtliche „Abtreiben“ eines Kindes, wenn zum Beispiel zwei Männer raufen und dabei eine schwangere Frau so stark stoßen, dass sie ihr Kind im Bauch verliert! Gott bezeichnet dieses ungeborene Kind als Leben! Denn er gibt die Anweisung:
... so soll er Leben für Leben geben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.
Das ist in Wahrheit der Kontext, indem dieses Gebot (das heute verkürzt nur mit „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zitiert wird) von Gott das erste Mal geboten wurde, nämlich die Tötung eines ungeborenen Menschen. Gott hat ungeborenes Leben bereits als Leben bezeichnet und unterscheidet nur, ob es schon „ebenbildlich“ ausgebildet ist oder nicht. Also ob es schon wie ein Mensch aussieht oder noch nicht. Viele heutige Ärzte bezeichnen aber das nur als „Zellklumpen“, der bedenkenlos abgetrieben werden kann. Und das bis wenige Tage vor der Geburt. Ich frage erneut: wer ist hier moralisch höher und gerechter eingestellt, Gott oder der Mensch?
Oder sehen wir uns die aktuellen Corona-Verordnungen der diversen Regierungen an. Sie wurden angeblich erlassen, um Menschenleben vor dem Tod zu schützen. Aber tun sie das? Immer mehr Kritiker zeigen auf, dass diese Maßnahmen allesamt mehr Menschen töten als der Virus je getötet hätte, wenn man keine Maßnahmen getroffen hätte. Und da reden wir noch gar nicht von den vielen Millionen Menschen weltweit, die wegen dieser Maßnahmen verhungern! Angesichts der Bilanz, dass wegen ein paar hundert Menschen, die man eventuell mit den Maßnahmen vor dem Tod retten würde, dann auf der anderen Seite einige tausend oder gar hunderttausend Menschen getötet werden, wird immer wieder die Frage gestellt: „was ist ein Leben wert?“.
Diese Frage stelle ich mir übrigens auch jedes Mal, wenn ich lese, dass wegen eines Menschen, der beim Wandern oder Schifahren abgestürzt ist, ein dutzend Bergretter stunden- oder gar tagelang ihr Leben in den Bergen riskieren. Es kommt vor, dass am Ende nicht nur der verunglückte Mensch tot ist, sondern auch einige seiner Retter. Meist hatte der Verunglückte auch noch Schuld an seinem Unglück, weil er etwa Warnschilder missachtete, schlecht ausgerüstet oder schlecht vorbereitet war auf sein Abenteuer. War es das wert? Ist das gerecht? Ist es gut? War das im Sinne der Lebensrettung ein gelungener Einsatz? Was ist ein Leben wert? Nun, Gott hat die Frage schon vor bald 4000 Jahren in Seinem Gesetz beantwortet: „Leben für Leben..“
Ein Leben ist nur ein Leben wert. Und das beginnt für Gott schon vor der Geburt im Bauch. Und so schützt Gott in Seinem Gesetz jedes Leben. Gott lobt Sein eigenes Gesetz:
Und welcher große Volksstamm hat für sich solche Rechtssätze und gerechte Urteile wie dieses ganze Gesetz, das ich heute euch vorlege? (Deut 4,8)
Gottes Gesetz ist nicht nur das gerechteste, sondern hat ein weiteres Alleinstellungsmerkmal:
Und Mose schrieb die Worte dieses Gesetzes in ein Buch und gab es den Priestern, den Söhnen Levis, die die Truhe der Verfügung des Herrn tragen, sowie den Ältesten der Israeliten.
Und Mose gebot ihnen an jenem Tag: Nach sieben Jahren, zur Zeit des Erlassjahres, beim Zeltbaufest, wenn ganz Israel zusammenkommt, um an dem Ort, den der Herr erwählen wird, vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen, sollt ihr dieses Gesetz in der Gegenwart ganz Israels vor ihren Ohren vorlesen, nachdem man das ganze Volk – die Männer, die Frauen, die Nachkommen und den Hinzugekommenen, der in deinen Städten ist – zusammengerufen hat, damit sie hören und lernen, den Herrn, ihren Gott, zu fürchten, und sie sollen zuhören, um alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Auch ihre Kinder, die unwissend sind, sollen es hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, alle Tage, die sie selbst in dem Land leben, in das hinein ihr dort den Jordan überschreitet, um es als Erbbesitz zu empfangen. (Deut 31,9-13)
Ich lebe in Österreich, wo wir eine Regierung haben, die laufend neue Gesetze erfindet. So wie wohl alle anderen demokratischen Regierungen der Welt auch. Ich wette, dass es keinen einzigen Staatsbürger gibt, der das gesamte Gesetzeswerk Österreichs je komplett gehört und verstanden hat. Nicht einmal die Regierung selbst kennt alle Gesetze Österreichs, fürchte ich, denn sonst würde sie keine verfassungs- und gesetzwidrigen neuen Gesetze erlassen. Doch das tut sie immer wieder. Der Verfassungsgerichtshof ist ständig damit beschäftigt alle neu erlassenen Gesetze zu prüfen und jene aufzuheben, die sich mit anderen Gesetzen nicht vertragen. Bis das geschieht, gibt es Widersprüche. So ist der Mensch. Er produziert laufend Widersprüche, die repariert werden müssen. Gott ist anders. Nicht nur, dass Er keine Widersprüche produziert, nicht nur, dass Er das gerechteste Gesetz der Welt vorlegt, es ist noch dazu so einfach und kurz, dass man es der gesamten Bevölkerung vorlesen kann! Gott legte im Gesetz sogar fest, dass es alle 7 Jahre allen Männern, Frauen, Kindern und Migranten vorgelesen werden muss. Damit sie es lernen und tun. Wow. Man stelle sich das in Österreich vor, dass der Staat es unternehmen müsste, allen Männern, Frauen und Kindern alle Gesetze vorlesen zu lassen! Das würde Wochen dauern, wenn es überhaupt möglich wäre. Mir erzählte mein Steuerberater, dass er mehrmals im Jahr auf Fortbildungen müsste, um die neuesten Gesetze kennen und verstehen zu lernen. Und das betrifft nur allein das Steuergesetz. Wie ich weiter oben Esdras zitierte, war es aber möglich, das gesamte Gesetz Gottes in einem halben Tag so vorzulesen, dass es alle Zuhörer verstanden. Sogar Kinder!
Ein Gesetz, dass so leicht ist, dass es jedes Kind verstehen und halten kann? Gibt es das? Ja! In der Bibel. Das Gesetz Gottes erhebt von sich selbst diesen Anspruch und bekommt ihn an mehreren Stellen bestätigt. Gott selbst sagt im 5.Buch Mose im 30.Kapitel:
Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu schwierig und es ist nicht weit von dir.
Knapp zwei Jahrtausende später bestätigt der Apostel Johannes in seinem 1.Brief, Kapitel 5:
Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.
Für die biblischen Autoren war also sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament klar, dass Gottes Gebote und Gesetz nicht schwierig sind, sondern leicht. Woher also die Meinung stammt, dass Gottes Gebote nicht haltbar sind, ist aus biblischer Sicht ein Rätsel. In der Bibel steht das nicht und niemand in der Bibel glaubt das.
Gottes Gesetz hat aber noch eine bisher nicht erwähnte typische Eigenschaft, die heute den meisten Menschen unbekannt ist: es gilt für alle Menschen auf der ganzen Welt. Und es muss nie aktualisiert werden. Ja, richtig gelesen. Gott beurteilt und richtet alle Menschen nach Seinem Gesetz, egal wo und wann sie leben. Egal ob sie diesen Gott und Sein Gesetz überhaupt kennen wollen. Sein Gesetz gilt für alle zu allen Zeiten. David schreibt (Psalm 14):
Der Narr spricht in seinem Herzen: »Es gibt keinen Gott!« Sie handeln verderblich, und abscheulich ist ihr Tun; da ist keiner, der Gutes tut.
Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, einen, der nach Gott fragt.
Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen!
Das ist Gottes Befund über die Menschheit seit Jahrtausenden. Die Anzahl derer, die wirklich nach Gott fragen und nicht von Seinem Gesetz abgewichen sind, ist so verschwindend gering, dass man nur noch die verdorbenen sieht, so als wären das alle. Das ist rhetorisch, aber es zeigt anschaulich wie dramatisch die Situation ist und war. Nur wenige kümmert das, was Gott will. Viele behaupten gar „Es gibt keinen Gott“ und machen sich damit selbst zu Narren. Das ändert aber nichts daran, dass Gott der Richter über alle Menschen ist und auch ständig Gericht hält und Menschen bestraft. Nicht erst am berühmten Tag des jüngsten Gerichts, der noch in der Zukunft liegt.
Gott hat immer wieder Gericht gehalten. Manchmal über einzelne Städte (Sodom und Gomorra schafften es zu sprichwörtlichem Ruhm), über die gesamte Menschheit (die Sintflut ist ebenso weltberühmt wie der Rauswurf aller Menschen aus dem Paradies) und manchmal über ganze Völker: in der Bibel verurteilte Gott zum Beispiel gleich ganze sieben Völker zum Tode, weil sie so große Abscheulichkeiten über einen langen Zeitraum verübten, dass es zum Himmel stank. Es würde hier den Platz sprengen, wollte ich alle Gräueltaten zitieren, die Gott diesen Völkern anrechnet und für die er sie hasst und wortreich verurteilt und verflucht. Das sind nicht die schönsten Kapitel der Bibel. Sie sollten jeden als Warnung dienen. Gott beauftragte mit dem Ausrottungsauftrag übrigens das Volk Israel, das wie eine winzige Ziegenherde aussah im Vergleich zu den sieben großen Völkern, die es zu vernichten galt. Menschlich war das nicht zu schaffen. Das übersehen all die Kritiker, die Israel als ein verbrecherisches, mordendes Nomadenvolk sehen, dass zahlreiche Völker ausgerottet hat. Wie war es möglich, dass ein winziger Nomadenstamm, der weit davon entfernt war ein Kriegsvolk zu sein wie später die Griechen oder Römer mit ihren durchtrainierten Legionen, eine Vielzahl von Königen und Armeen zu besiegen, die mehr als ein hundertfaches an Mannstärke überlegen waren und noch dazu sich in befestigten Städten hinter sagenhaft dicken Mauern verschanzen konnten? Ja, das bedenkt wohl niemand. Es war Gott, der das in Wahrheit tat. Man muss blind sein, um das zu übersehen. Das lesen wir in jedem einzelnen Kampfbericht. Von Gott allein kam der Sieg in jedem einzelnen Fall auf übernatürliche Weise und nicht selten, ohne dass ein einziger Israelit fiel. Gott ist also nicht nur Richter, sondern auch Vollstrecker seiner Gerichtsurteile. Aber er bezieht auch immer Menschen ein. Nicht zuletzt, um sie zu prüfen. So hat Gott leider auch immer wieder Israel selbst bestrafen müssen, weil der Auftrag nicht richtig ausgeführt wurde. Dann wurden aus den Werkzeugen Gottes selbst Angeklagte und Verurteilte. Viele Bücher der Bibel sind voll damit. Aber wenn man sie so liest, erkennt man große Parallelen zu heute. Auch heute fühlen sich die Menschen immer wieder im Recht, ihre eigene Gerechtigkeit durchzusetzen, ihren eigenen Geboten zu folgen, nach eigenem Gutdünken zu handeln, sich selbst ein Gottesbild zu schaffen, das ihnen entspricht. Und dann sind sie genau dort, wo vor tausenden Jahren schon Israel stand, als es für all das von Gott hart verurteilt wurde:
Und es wird geschehen, wenn sie zu dir sagen: »Wohin sollen wir weggehen?«, dann sollst du zu ihnen sagen: »Dies spricht der Herr: Alle, die zum Tod bestimmt sind, zum Tod; und alle, die zum Schwert, zum Schwert; und alle, die zum Hunger, zum Hunger; und alle, die in die Gefangenschaft, in die Gefangenschaft.« (Jer 15,2)
Gott hält Gericht, beschließt eine Strafe, und führt sie aus. Es traf alles genau so ein.
Dann sandte Gott Seinen Sohn auf die Erde um einen neuen Bund mit den Menschen zu schließen. Das wird zu Weihnachten gefeiert. Aber Jesus kam nicht, um dem Gesetz Gottes ein Ende zu bereiten, sondern um es vollkommen zu machen. Er vervollständigte das Gesetz, hob es auf eine neue Höhe, und trat so selbst als Gesetzgeber auf und erwies sich so als der verheißene Christus (das ist Griechisch und bedeutet soviel wie „der Gesalbte“ und damit ist der König gemeint). Jesus trat als König auf und wurde von seiner Geburt bis zu seinem Tod auch als solcher verehrt und markiert. Das zeigen einerseits die Lobgesänge der Engel bei seiner Geburt, die königlichen Geschenke der Weisen, die einen König suchten und fanden, die Dornenkrone die ihm die Römer aufsetzten, weil er sich als König bezeichnete, und dann die Tafel über dem Kreuz: „Jesus von Nazareth, der König der Juden“. Die lateinischen Initialen I.N.R.I. sind weltberühmt. Nach der Auferstehung fuhr er in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes auf seinen Thron. Seitdem wird er von seinen Nachfolgern als der Christus bezeichnet, und sie werden nach ihm Christen benannt und verkündigen der Welt das Evangelium vom Königreich Gottes, das mit Ihm kommen wird, wenn Er wieder kommt.
Wenn wir über das Gesetz reden, müssen wir also auch auf Christus schauen. Was sagte Er?
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht morden!«, wer aber mordet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein. (Mt 5,21)
Das sind berühmte Worte Christi aus seiner ebenso berühmten Bergpredigt, wo Er Gesetze erklärte, verschärfte und erließ. Eben auch das genannte. Was tat Er nun mit diesem Gebot? Er hat es vom leiblichen Aspekt auf den geistigen gehoben. Es ist in Seinen Augen nicht nur streng verboten einen Menschen leiblich zu ermorden, sondern ihn auch auf andere Weise umzubringen, etwa durch Rufmord oder übler Nachrede. Und auch hier erweist sich der Herr Jesus als genauso weiser Gesetzgeber, wie schon Sein Vater im Alten Testament, denn Er unterscheidet.
Ich will jetzt gar nicht auf die einzelnen Begriffe eingehen, sondern auf eine Formulierung, die oft übersehen wird. Nicht zuletzt deswegen, weil sie in vielen modernen Übersetzungen fehlt (aber das jetzt auch noch zu bearbeiten, würde endgültig den Rahmen hier sprengen!): „ohne Ursache“. Diese zwei Worte machen den Unterschied zwischen menschlicher Widersprüchlichkeit und Gottes Vollkommenheit. Während nämlich viele Bibelausleger hier verstehen wollen, dass man niemand „Narr“ nennen dürfe und damit dieses Gebot absurd und in sich widersprüchlich machen, weil sie natürlich selbst und sogar auch Jesus Christus selbst viele Leute „Narren“ nannten, kennt Christus den wahren Sinn. Es geht um die Ursache und die ist im alten Gesetz die selbe wie im neuen: ohne Grund darf man niemand töten (das ist nämlich Mord) und darf man nun auch niemand mit Worten vernichten. Es gibt aber gute Gründe beides zu tun. Diese bestimmt aber nicht der Täter, sondern der Gesetzgeber. Das hat Christus selbst vorgelebt. Damit sind wir bei seiner Praxis.