• Verbietet Gott damit das Töten von Tieren?
Du sollst nicht töten
Eines von vielen Bildern, das dieses Gebot im Sinne des Tierschutzes deutet

Eine Frage der Praxis

Gesetze, die nur in der Theorie gut sind, hat die Menschheit im Überfluss erlassen. Gott stellt den Anspruch, dass jede Lehre und jedes Gesetz in der Praxis funktionieren und richtig sein muss. Darüber habe ich schon im Abschnitt über die Lehre geschrieben. Hier schließt sich der Kreis bei Jesus Christus, der Gesetzgeber, Lehrer (jüdisch „Rabbi“) und Vorbild in einer Person ist. Er lehrte nicht nur in der Theorie, er schwang nicht nur tolle Reden, sondern er lebte sie auch und zeigte über Jahre hinweg, was er meinte. Daher war Jesus Christus für seine Jünger der einzige Maßstab, der Herr. Und das war er auch für die ersten Generationen von Christen, die ja genau nach ihrem Herrn, nämlich Jesus Christus, benannt wurden. Ein Christ ist also nur dann ein guter und echter Christ, wenn er Jesus Christus nachahmt. Echte Christen tun das, was Jesus Christus tat, und echte Christen unterlassen das, was Jesus Christus unterließ. So einfach kann man es auf den Punkt bringen.

Wie lebte Jesus Christus also selbst dieses Gebot?

Tötete Jesus jemals einen Menschen? Nein! Er tat es weder absichtlich noch unabsichtlich. Im Gegenteil, er heilte viele Menschen und erweckte sogar Tote auf.

Befahl Jesus Christus jemals einem Jünger einen Menschen zu töten? Etwa im Namen Gottes? Nein! Im Gegenteil, er gestattete seinen Jüngern nicht mal sich zu verteidigen:

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; (Mt 5,38+39)

Hier haben wir wieder das berühmte „Auge um Auge“ und wie es Christus in der Bergpredigt abzuschaffen scheint. Aber tut er das? Widerspricht er hier dem Gesetz Gottes und erklärt es für zu „unmenschlich“ und gibt stattdessen ein „humaneres“? So sehen es die Kritiker Gottes. Aber der Herr Jesus tut das nicht. Das Gebot Gottes ist ewig. Christus hebt es nicht auf. Was macht er stattdessen? Er verlagert die Exekutive. Er nimmt weder selbst das Recht in die Hand, noch in die seiner Jünger, sondern verlangte von ihnen, dass sie sich nicht wehren sondern lieber unrecht geschehen lassen sollen. Warum? Weil sie damit niemand anderem Unrecht tun! So sind sie in jedem Fall unschuldig und achten Gott nicht nur als Gesetzgeber und Richter, sondern auch als ihren Anwalt. Christus legt die Gerichtsvollstreckung ganz in Gottes Hände. Dort ist sie am besten und gerechtesten. Paulus drückt das so aus:

Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. (Röm 12,19)

Das bekannte „vergelt’s Gott“ weht aus dieser Richtung. Überlassen wir besser Gott die Vergeltung. Ein zorniger Gott ist letzten Endes sicher der bessere Beistand als irgend ein Mensch. Gerechtigkeit gibt es am Ende nur bei Gott. Das haben schon viele Menschen selbst erfahren, wenn sie vor menschlichen Gerichten keine Gerechtigkeit erlebten. Oft geben menschliche Richter den Falschen Recht.

Soweit zur Theorie, aber wie sieht die Praxis aus?

Der Herr Jesus ließ sich ungerecht behandeln. Es gipfelte in dem wohl ungerechtesten Schauprozess der Antike, wo der Richter Pontius Pilatus nur die Unschuld Christi feststellen konnte und sich dennoch vom wütenden Pöbel zur Verurteilung und sogar Hinrichtung umstimmen ließ. Wieder mal siegte die Mehrheit. Wieder mal hatte sie unrecht. Christus ließ es wortlos über sich ergehen. Davor wollte ihn noch Petrus tatkräftig mit dem Schwert verteidigen und hieb damit einem Mann das Ohr ab. Wie reagierte Jesus darauf?

Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Platz! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! (Mt 26,52)

Erstaunlich, wie wenige „Christen“ sich seither an diesen Befehl gehalten haben, sondern stattdessen in den Krieg zogen im „Namen Christi“. Keine Ahnung welchen Christus sie damit meinten, aber sicherlich nicht jenen, der obige Worte sprach und anschließend das abgeschnittene Ohr wieder heilte. Das war Vorbild für alle seine Jünger und eine Lehre fürs Leben und so wurde von keinem seiner Apostel je berichtet, dass er einen Menschen getötet oder gar ermordet hätte. Ganz im Gegenteil, alle Apostel lebten ein friedliches, wehrloses Leben und wurden am Ende brutal gefoltert und hingerichtet. Sie erduldeten es ganz nach dem Vorbild ihres Herrn Jesus Christus. Und viele Tausende folgten ihrem Beispiel.

Das war in den ersten drei Jahrhunderten das Kennzeichen der „Zeugen Christi“. Zeuge heißt im Griechischen martus. Davon leitet sich das Wort Märtyrer ab. Es wird das erste Mal in einem historischen Bericht verwendet, wo ein Christ namens Polykarp von Smyrna von den Römern in der Arena zur Belustigung des Volkes öffentlich misshandelt und verbrannt wurde. Auf diese Art war er ein Zeuge für seinen Glauben an Christus. Polykarp war übrigens ein Schüler des Apostel Johannes. So wurden die Zeugen Christi zu Märtyrern, indem sie sich nicht wehrten, als man sie völlig zu Unrecht festnahm, misshandelte und hinrichtete. Und genauso haben es in allen Jahrhunderten ihnen die echten Christen nachgemacht. Ich denke dabei etwa an die Täufer (oft verächtlich als „Wiedertäufer“ beschimpft), die vom 16. bis 18. Jahrhundert brutal sowohl von der Römisch-Katholischen-Kirche wie auch von den Lutheranern verfolgt, gefoltert und öffentlich hingerichtet wurden. Männer, Frauen und Kinder. „Wir werden jedes Mal zahlreicher, so oft wir von euch niedergemäht werden; ein Same ist das Blut der Christen“, schrieb Tertullian im 2.Jahrhundert n.Chr. Dieses Blut trug von Beginn an zur raschen Verbreitung des Christentums bei, weil es viel glaubwürdiger und eindrücklicher die wahren Werte der Christen bezeugte als jede Predigt. Es bezeugte deren Praxis. Sie taten was sie sagten und glaubten, bis zum Tod. Nicht wie die Heuchler, die Friede predigen und hinterher in den Krieg ziehen oder morden. Von Mord haben alle echten Christen, beginnend mit Christus, stets großen Abstand genommen, denn sie wussten was Mördern blüht:

Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner — ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod. (Offb 21,8)

Diese Worte, direkt aus dem Mund des Christus, haben Generationen von Christen mit Gottesfurcht erfüllt. Sie wollten nicht in diesem See mit Feuer brennen, der nichts anderes als die Hölle ist. Das prägte das Christentum in den ersten 3 Jahrhunderten. Später als dann die Römisch-Katholische Kirche selbst mit Mord, Unzucht, Zauberei, Götzendienst, Lüge und noch vielen anderen Gräueln anfing, musste sie sich etwas überlegen, wie sie wieder aus der Nummer rauskommt. Und so wurden die schrägsten Sonderlehren und Dogmen erfunden, die im 16. Jahrhundert im Ablasshandel mündeten, wo sich jeder mit Geld von allen seinen Sünden freikaufen konnte. Das Geld kam natürlich der Kirche zugute, die damit Dome, Kathedralen und Paläste baute. Das wiederum rief den Mönch Martin Luther auf den Plan, der all das verurteilte. An dieser Stelle lasse ich die Kirchengeschichte mal stehen. Es gäbe noch viel dazu zu schreiben, aber ich denke, es kommt bisher klar heraus, dass es immer um Interessen geht. Einerseits die Interessen Gottes, die Er klar und unverändert mitteilt und auf der anderen Seite die Interessen der Menschen, die sich gerne alles so legen, wie sie es brauchen. Die Tendenz ist weg von Gott. Am Ende werden die Menschen damit aber nicht durchkommen. Denn Gottes Gesetz ist ewig. Jeder wird danach beurteilt und gerichtet werden. Deswegen ist es nur weise, wenn man sich bei Lebzeiten schon selbst daran misst und danach lebt. Gottes Gericht ist unbestechlich und beginnt bei Seinem Haus:

Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, wie wird das Ende derer sein, die sich weigern, dem Evangelium Gottes zu glauben? Und wenn der Gerechte nur mit Not gerettet wird, wo wird sich der Gottlose und Sünder wiederfinden? (1.Petr 4,17+18)

Denn wir kennen ja den, der sagt: »Die Rache ist mein; ich will vergelten!, spricht der Herr«, und weiter: »Der Herr wird sein Volk richten«.
Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen! (Hebr 10,30+31)