• Feierten die frühen Christen Jesu Geburtstag und wenn ja, wann?
Die Anbetung der Hirten, Gerard v. Honthorst, 17.Jh

Schon längst hat es mich verlangt, diesen Tag zu schauen, und zwar zu schauen inmitten einer so zahlreich versammelten Gemeinde; und immer wünschte ich, dieser Schauplatz unserer Andacht möchte so gut besetzt sein, wie er sich jetzt unsern Blicken darstellt.

Das ist also nun wirklich geschehen. Noch sind es nicht zehn Jahre, seitdem dieser Tag zu unserer Kenntniß gelangt ist; und trotzdem ist dieses Fest durch euren frommen Eifer zu einer solchen Blüthe gediehen, als wäre es ein altes Erbstück aus längst vergangenen Zeiten. Deßhalb könnte man diesen Festtag mit Recht einen neuen und auch wieder einen alten nennen; einen neuen, weil er erst jüngst zu unserer Kenntniß gekommen, einen alten und längst gewohnten, weil er dem ältern so schnell ebenbürtig geworden und auf dieselbe Stufe emporgestiegen ist.

Gleichwie Pflanzen von edler Art, schon bald nachdem sie in das Erdreich eingesetzt sind, bis zu einer bedeutenden Höhe herangewachsen und binnen kurzer Frist mit Früchten reich beladen sind: so hat auch dieser Festtag, der den Abendländern längst bekannt, bei uns aber erst jetzt vor wenigen Jahren in Übung gekommen ist, in ähnlicher Weise schnell an Bedeutung gewonnen und jetzt schon reiche Früchte getragen; denn dieser unser Versammlungsort ist ja vollständig gefüllt und unsere Kirche zu klein geworden für die Menge Derer, die sich hier eingefunden haben. Den Lohn, welchen ihr für einen solchen Eifer verdient, erwartet von Christus, der heute dem Fleische nach geboren ist. Er wird euch diese fromme Gesinnung sicherlich vergelten. Ist doch das liebevolle Interesse, das ihr für dieses Fest an den Tag legt, ein vielsagendes Zeugniß eurer Liebe zu Demjenigen, dessen Geburt wir feiern.

Wenn es aber zugleich an mir, eurem Mitknecht, ist, euch einigermaßen zu belohnen: ich werde thun, was in meinen Kräften steht; oder besser gesagt: ich werde um eures Heiles willen reden, wie es die Liebe Gottes mir verleiht. Was wollt ihr also heute von mir hören?