Auf Weihnachten (In diem natalem)
Auf Jesu Christi, unseres Erlösers, Geburtstag, den man damals noch wenig kannte und erst vor einigen Jahren durch abendländische Christen, welche davon Kunde brachten, kennen gelernt hatte.
Was in alten Zeiten von Patriarchen sehnlich gewünscht, von Propheten vorausverkündigt, von Gerechten zu schauen begehrt ward, Das ist heute geschehen und in Erfüllung gegangen: Gott ist auf Erden im Fleische erschienen und mit den Menschen gewandelt. Deßhalb, Geliebte, wollen wir jubeln und frohlocken. Ist nicht Johannes im Schooße seiner Mutter Elisabeth, als Maria sie besuchte, vor Freude aufgehüpft?
Wir aber schauen heute nicht etwa Maria, sondern unsern neugebornen Erlöser selbst; daher sollten wir noch weit mehr frohlocken und jauchzen, zugleich aber voll Bewunderung anstaunen dieses große Geheimniß, das unser Begreifen weit überragt. Denn wie würde es uns vorkommen, sähen wir die Sonne vom Himmel herabsteigen, auf der Erde umher wandeln und von hier aus allen Menschen ihre Strahlen zusenden? Würde nicht dieses Ereigniß alle Zuschauer mit Staunen erfüllen? Und doch ist die Sonne nichts weiter als eine Spenderin sichtbaren Lichtes; nun siehe zu und erwäge, was es heissen will, daß die Sonne der Gerechtigkeit aus unserer fleischlichen Natur heraus ihre Strahlen entsendet und unsere Seelen erleuchtet!