Nasiräer zur Zeit des Alten Testaments

Simson

Amt: Richter
Dauer des Gelübdes: von Mutterleib an bis zum Tod
Grund des Gelübdes: Errettung Israels aus der Hand der Philister

 

Simson ist der erste in der Bibel namentlich genannte Nasiräer und gleich so ein Sonderfall, der von Gott vor der Geburt schon als lebenslanger Nasiräer bestimmt wurde:

Es war aber ein Mann von Zorea, vom Geschlecht der Daniter, namens Manoach; und seine Frau war unfruchtbar und konnte keine Kinder bekommen. Und der Engel des HERRN erschien der Frau und sprach zu ihr: Siehe doch! Du bist unfruchtbar und kannst keine Kinder bekommen; aber du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären!

Und nun hüte dich doch, dass du keinen Wein noch starkes Getränk trinkst und nichts Unreines isst! Denn siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; dem soll kein Schermesser auf das Haupt kommen; denn der Knabe soll ein Nasiräer Gottes sein von Mutterleib an, und er wird anfangen, Israel aus der Hand der Philister zu erretten! (Richter 13,2-5)

Das ist ein Ausschnitt aus der Berufung des Simsons als Nasiräer noch vor seiner Geburt. Wir erfahren hier, dass die Initiative von Gott selbst ausgeht. Ein Engel des Herrn erscheint der zukünftigen Mutter von Simson und offenbart ihr die Bedingungen, die exakt dem Gesetz des Nasiräers entsprechen. Wir haben in der Geschichte eigentlich zwei Menschen mit Gelübde: eine Frau (deren Name wir nicht erfahren) für die Dauer ihrer Schwangerschaft, und ihr Sohn Simson, der von Geburt an ein Nasiräer ist und das ein Leben lang bleiben soll. Die Anweisung Gottes an die Mutter Simons geht dabei über den guten Rat an Schwangere, nämlich keinen Alkohol zu trinken, hinaus:

Und der Engel des Herrn sagte zu Manoe: Vor all dem, was ich zu der Frau gesagt habe, soll sie sich hüten: Von all dem, was vom Rebstock kommt, darf sie nicht essen, und Wein und starkes Getränk darf sie nicht trinken und alles Unreine darf sie nicht essen; alles, was ich ihr aufgetragen habe, soll sie einhalten (V 13-14)

Auch ihr werden die Regeln des Nasiräergebotes auferlegt, das für Simson bereits im Mutterleib gilt (auch der ungeborene Simson soll keinen Wein trinken). Es ist also selbstverständlich, dass auch seine Mutter, die ihm von klein auf zeigen und helfen soll, das Gelübde zu halten, das Gelübde hält. Denn die ersten Jahre seines Lebens bestimmt die Mutter, was er isst und ob ihm die Haare geschnitten werden. Das hängt von ihr ab, sie muss das für ihn halten bis er groß genug und eigenverantwortlich ist.

Simson ist wohl einer der eigenartigsten Männer Gottes in der Bibel. Er war kein gewöhnlicher Gottgeweihter, sondern hatte übermenschliche Kraft, solang er sein Haar nicht schor. Er konnte allein ein Stadttor aus den Angeln heben und auf einen Berg tragen, mit bloßen Händen einen Löwen zerreißen, und eine Armee von tausend Mann erschlagen, um nur drei Beispiele zu nennen. Er mag wohl als Vorlage für den Herkules in der Griechischen Mythologie herangezogen worden sein. Es ähneln sich auch die persönlichen Schicksalsschläge und bitteren Enttäuschungen der beiden Männer einander, beide fielen auf böse Verschwörungen herein, beide verloren ihre Ehefrauen. Simson stand aber auch dem Volk Israel 20 Jahre lang als guter und gerechter Richter vor (Richter 15,20) und wird in der Bibel sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament als Glaubensheld gepriesen. Die ganze Geschichte des Simson steht im Buch Richter von Kapitel 13 bis 16.

Samuel

Amt: Richter, Prophet
Dauer des Gelübdes: von Kindheit an lebenslang
Grund des Gelübdes: Dank für Gottes Gebetserhörung

Auch Samuel wurde von Dritten, in dem Fall seiner Mutter, Gott geweiht für sein ganzes Leben lang, noch bevor er überhaupt gezeugt war. Hier die Geschichte dieses Gelübdes:

Und es war ein Mann aus Ramataim-Zophim, vom Bergland Ephraim, der hieß Elkana, ein Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Tohus, des Sohnes Zuphs, eines Ephratiters.

Er hatte aber zwei Frauen, die eine hieß Hanna, die andere Peninna. Peninna aber hatte Kinder, und Hanna hatte keine Kinder.

Dieser Mann nun ging Jahr für Jahr hinauf aus seiner Stadt, um den HERRN der Heerscharen anzubeten und ihm zu opfern in Silo. Dort aber waren Hophni und Pinehas, die beiden Söhne Elis, Priester des HERRN.

An dem Tag nun, als Elkana opferte, gab er seiner Frau Peninna und allen ihren Söhnen und Töchtern Anteile vom Opfermahl. Hanna aber gab er einen doppelten Anteil, denn er hatte Hanna lieb; aber der HERR hatte ihren Mutterleib verschlossen.

Und ihre Widersacherin reizte sie sehr mit kränkenden Reden, um sie darüber zu erzürnen, dass der HERR ihren Mutterleib verschlossen hatte.

Und so ging es Jahr für Jahr; sooft sie zum Haus des HERRN hinaufzog, kränkte jene sie so, dass sie weinte und nichts aß.

Elkana aber, ihr Mann, sprach dann zu ihr: Hanna, warum weinst du? Und warum isst du nicht? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?

Und eines Tages stand Hanna auf, nachdem sie in Silo gegessen und getrunken hatte. Eli, der Priester, saß eben auf seinem Stuhl beim Türpfosten des Tempels des HERRN. Sie aber, betrübt, wie sie war, betete zum HERRN und weinte sehr. Und sie legte ein Gelübde ab und sprach: HERR der Heerscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deine Magd nicht vergessen wirst und deiner Magd einen Sohn geben wirst, so will ich ihn dem HERRN geben, so lange er lebt, und kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen! (1.Sam. 1,1-11)

Mit diesem Gebet legte Hanna ein Nasiräergelübde ab: sie würde ihren Sohn Gott lebenslang weihen, wenn Gott ihr einen Sohn gäbe, obwohl sie unfruchtbar war. Es ist also wieder ein Gelübde, das zwei Menschen betrifft: Mutter und Sohn. Die Mutter muss ihren Teil einhalten und ihren Sohn Gott überlassen, der Sohn darf sein Leben lang weder seine Haare noch seinen Bart schneiden. Es ist ein ähnlicher Sonderfall eines Nasiräergelübdes wie schon bei Simson. Die Geschichte geht so weiter, dass der erwähnte Priester Eli die Frau beten hörte und zunächst unfreundlich reagierte, am Ende sie aber tröstete und segnete mit den Worten:

Geh hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre dir deine Bitte, die du an ihn gerichtet hast! (Vers 17)

Gott stieg auf dieses Gelübde ein! Die Frau wurde wirklich schwanger, gebar tatsächlich einen Sohn, nannte ihn Samuel - das heißt auf Deutsch „Gott erhört“ - und brachte ihn, nachdem sie ihn abgestillt hatte, dem Priester Eli wie sie versprochen hatte:

Und Eli segnete Elkana und seine Frau und sprach: Der HERR gebe dir Nachkommen von dieser Frau anstelle des Gegebenen, den sie dem HERRN übergeben hat! Und sie kehrten nach Hause zurück.

Und der HERR suchte Hanna heim, und sie wurde schwanger; und sie gebar noch drei Söhne und zwei Töchter. Der Knabe Samuel aber wuchs heran bei dem HERRN. (2,20-21)

So hat Gott das erfüllte Gelübde der Hanna belohnt und gesegnet und ihr noch fünf weitere Kinder geschenkt.

Aber der Knabe Samuel nahm immer mehr zu an Alter und an Gunst, sowohl bei dem HERRN als auch bei den Menschen. (2,26)

Samuel sollte einer der größten Propheten Israels werden. Er war auch der letzte Richter Israels bis das Volk sich einen König wünschte. Die ersten beiden Könige, Saul und David, salbte Samuel. Die ganze Geschichte Samuels wird im 1.Buch Samuel von Kapitel 1 bis 25 erzählt.

Weitere Nasiräer

Die zwei einzigen namentlich genannten Nasiräer im Alten Testament haben große Ähnlichkeiten: beide sind Sonderfälle, die von Dritten ein Leben lang Gott geweiht waren, und beide waren Richter. Es hat aber mit Sicherheit noch viele andere, ganz normale Nasiräer in Israel gegeben. Denn der Prophet Amos beklagt, wie das Volk Israel mit seinen Nasiräern von Zeit zu Zeit schändlich umging und so Gottes Zorn und Strafgericht erwirkte:

 … und ich habe von euren Söhnen Propheten erweckt und Nasiräer von euren jungen Männern; oder ist es etwa nicht so, ihr Kinder Israels?, spricht der HERR. Ihr aber habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben und den Propheten geboten und gesagt: Ihr sollt nicht weissagen! Siehe, ich will das Fortkommen bei euch hindern, wie ein Wagen am Fortkommen gehindert wird, der voller Garben ist. Da wird dem Schnellen das Fliehen vergehen und dem Starken seine Kraft versagen, und der Held wird sein Leben nicht retten können, und der Bogenschütze wird nicht standhalten und der Schnellfüßige nicht entkommen und der Reiter sein Leben nicht retten; auch wer unter den Helden das tapferste Herz hat, der wird entblößt fliehen an jenem Tag!, spricht der HERR. (Amos 2,11-16)

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      Nestle-Aland ist der Grundtext des Neuen Testamentes der meisten modernen Bibeln. Andere sehen ihn äußerst kritisch.

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