Das Gesetz des Nasiräers (4.Mose 6,1-21):

Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Wenn ein Mann oder eine Frau sich weiht, indem er das Gelübde eines Nasiräers gelobt, um als Nasiräer für den HERRN zu leben, so soll er sich von Wein und starkem Getränk enthalten; Essig von Wein und Essig von starkem Getränk soll er nicht trinken; er soll auch keinen Traubensaft trinken und darf weder frische noch getrocknete Trauben essen. Solange seine Weihe währt, soll er nichts essen, was vom Weinstock gewonnen wird, weder Kern noch Haut. Solange das Gelübde seiner Weihe währt, soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen; bis die Zeit, die er dem HERRN geweiht hat, erfüllt ist, soll er heilig sein; er soll das Haar auf seinem Haupt frei wachsen lassen. Während der ganzen Zeit, für die er sich dem HERRN geweiht hat, soll er zu keinem Toten gehen. Er soll sich auch nicht verunreinigen an seinem Vater, an seiner Mutter, an seinem Bruder oder seiner Schwester, wenn sie sterben; denn die Weihe seines Gottes ist auf seinem Haupt. Während der ganzen Zeit seiner Weihe soll er dem HERRN heilig sein. Und wenn wirklich jemand bei ihm unversehens und plötzlich stirbt und sein geweihtes Haupt verunreinigt wird, so soll er sein Haupt scheren am Tag seiner Reinigung; am siebten Tag soll er es scheren. Und am achten Tag soll er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben zu dem Priester an den Eingang der Stiftshütte bringen. Und der Priester soll die eine als Sündopfer und die andere als Brandopfer opfern und Sühnung für ihn erwirken, weil er sich durch eine Leiche versündigt hat; und er soll so sein Haupt an demselben Tag heiligen, und er soll dem HERRN erneut die Tage seines Gelübdes weihen und ein einjähriges Lamm als Schuldopfer darbringen. Aber die früheren Tage sind verfallen, weil seine Weihe verunreinigt worden ist.

Und das ist das Gesetz des Nasiräers: Wenn die Zeit seiner Weihe erfüllt ist, soll man ihn an den Eingang der Stiftshütte führen, und er soll dem HERRN seine Opfergabe darbringen, ein einjähriges, makelloses Lamm als Brandopfer und ein einjähriges, makelloses weibliches Lamm als Sündopfer und einen makellosen Widder als Friedensopfer, und einen Korb mit Ungesäuertem: Kuchen aus Feinmehl, mit Öl gemengt, und ungesäuerte Fladen, mit Öl gesalbt, samt dem dazugehörenden Speisopfer und den dazugehörenden Trankopfern. Und der Priester soll es vor dem HERRN darbringen und soll sein Sündopfer und sein Brandopfer opfern. Und er soll dem HERRN den Widder als Friedensopfer opfern samt dem Korb mit dem Ungesäuerten; auch soll der Priester das dazugehörige Speisopfer und das dazugehörige Trankopfer opfern. Der Nasiräer aber soll sein geweihtes Haupt scheren vor dem Eingang der Stiftshütte, und er soll sein geweihtes Haupthaar nehmen und es auf das Feuer legen, das unter dem Friedensopfer ist. Und der Priester soll von dem Widder die gekochte Vorderkeule nehmen und einen ungesäuerten Kuchen aus dem Korb und einen ungesäuerten Fladen und soll es dem Nasiräer auf die Hände legen, nachdem er sein geweihtes Haar abgeschoren hat. Und der Priester soll sie als Webopfer vor dem HERRN weben. Das ist als heilig für den Priester bestimmt, samt der Brust des Webopfers und dem Schenkel des Hebopfers. Danach darf der Nasiräer Wein trinken.

Das ist das Gesetz für den Nasiräer, der ein Gelübde ablegt, und das Opfer, das er dem HERRN für seine Weihe darbringen soll, außer dem, was seine Hand sonst aufbringen kann. Wie er es gelobt hat, so soll er handeln, nach dem Gesetz seiner Weihe.

Zusammengefasst:

Gottgeweihte legen ein Gelübde vor Gott ab und müssen für die Dauer dieses Gelübdes drei spezielle Regeln befolgen:

  1. Streng verboten ist der Genuss von Weintrauben in jeder erdenklichen Form, seien sie roh, ausgepresst, vergoren oder verbacken. Auch Essig (aus Wein) ist verboten.
  2. Streng verboten ist das Berühren von Leichen, aber auch schon die Nähe zu Toten. Sterbebetten, Begräbnissen, Friedhöfen udgl. ist also fernzubleiben.
  3. Alle Haare am Kopf müssen ungehindert wachsen gelassen werden. Es darf kein Schermesser den Kopf berühren, das heißt, Haare oder Bart schneiden oder rasieren ist streng verboten. Gottgeweihte Menschen erkannte man also äußerlich schon daran, dass sie wild wachsende Haare und Bärte hatten.

Bricht der Gottgeweite das Gelübde unabsichtlich weil jemand in seinem Haus unvorhergesehen stirbt, muss er eine einwöchige Reinigungszeit durchlaufen wo zwei Tauben und ein Lamm geopfert, der Kopf komplett geschoren, und das Gelübde nochmal von vorn begonnen wird. Es geht zurück an den Start.

Ist die Zeit des Gelübdes abgelaufen, wird es durch zwei vorgeschriebene Rituale beendet:

  • Muss eine Reihe von Opfern gebracht werden: Speiseopfer, Trankopfer und Tieropfer. Gott legte dabei ein Mindestmaß fest, für die Tiere zum Beispiel zwei Lämmer und ein Widder. Aber es durfte auch freiwillig mehr gebracht werden.
  • Muss der Kopf komplett geschoren und das geschorene Haar am Altar verbrannt werden. Der Mensch war danach am Kopf also kahl rasiert, auch der Bart war weg. Das ist einer der seltenen Fälle, wo das Rasieren des Bartes keine Schande darstellt sondern von Gott befohlen ist. Generell gilt sonst das Abrasieren des Bartes bei Gott als Schändung des Mannes. Aber das ist ein anderes Thema. Menschen, die ihr Nasiräer-Gelübde frisch erfüllt hatten, erkannte man also an ihrem kahlen Kopf. Das spielt im Neuen Testament noch eine Rolle, siehe weiter unten.

Zusätzlich zu den oben genannten von Gott festgelegten Bedingungen musste nichts getan werden, was nicht ohnehin für jeden Menschen nach dem Gesetz galt. Oft hört man, dass Gottgeweihte keusch leben mussten oder kein Fleisch essen oder nicht heiraten durften. Aber das stimmt so nicht. Gott stellte diese Bedingungen nie an Nasiräer, aber manche Menschen haben sich selbst freiwillig derartige Einschränkungen auferlegt.

Grundsätzlich war das Nasiräergelübde eine freiwillige Sache von erwachsenen Menschen, die auch selbst im Voraus festlegen konnten, wie lange ihr Gelübde dauerte. Es werden in der Bibel aber namentlich nur Sonderfälle genannt, die von ihren Eltern oder von Gott bereits vor ihrer Geburt als lebenslange Nasiräer bestimmt wurden.

Auch der Grund solch eines Gelübdes hing in der Regel von dem Mensch ab, der das Gelübde ablegte. Wir zeigen das weiter unten bei konkreten Beispielen.

Ein Nasiräer konnte ein Mann oder eine Frau sein. Für beide galten exakt die selben Regeln. Allerdings konnte eine Frau von ihrem Gelübde entbunden werden, durch den Einspruch ihres Vaters oder Ehemannes:

Wenn eine Frau dem HERRN ein Gelübde ablegt und eine Verpflichtung auf sich nimmt, solange sie noch ledig im Haus ihres Vaters ist, und ihr Gelübde und ihre Verpflichtung, die sie auf ihre Seele nahm, vor ihren Vater kommt, und ihr Vater schweigt dazu, so sollen alle ihre Gelübde gültig sein und jede Verpflichtung, die sie auf ihre Seele gebunden hat. Wenn aber ihr Vater an dem Tag, da er es hört, es ihr verwehrt, so ist keines ihrer Gelübde und ihrer Verpflichtungen gültig, die sie auf ihre Seele gebunden hat. Und der HERR wird es ihr vergeben, weil ihr Vater es ihr verwehrt hat. Wenn sie aber einen Mann heiratet, und sie hat ein Gelübde abgelegt oder ein unbedachtes Versprechen, das sie auf ihre Seele gebunden hat, und ihr Mann hört es und schweigt still an dem Tag, da er davon hört, so gelten ihre Gelübde; und ihre Verpflichtungen, die sie auf ihre Seele gebunden hat, sollen bestehen. Wenn aber ihr Mann es ihr verwehrt an dem Tag, da er es hört, so macht er damit ihr Gelübde ungültig, das sie auf sich hat, und das unbedachte Versprechen, das sie auf ihre Seele gebunden hat; und der HERR wird es ihr vergeben. (4.Mose 30,4-9)

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      Nasiräer oder auch Naziräer ist ein biblisches Wort, das aber nicht in allen Bibeln...

    • Nestle-Aland

      Nestle-Aland ist der Grundtext des Neuen Testamentes der meisten modernen Bibeln. Andere sehen ihn äußerst kritisch.

    • NeÜ

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    • NGÜ

      Abkürzung für Neue Genfer Übersetzung

    • NIV

      Abkürzung für New Internationale Version

    • NLB

      Abkürzung für die Bibelübersetzung Neues Leben

    • NT

      Abkürzung für N eues T estament