• Welcher Stern war das überhaupt und wer folgte ihm?

Wenn sie aber auch gewußt hatten, dass er ein König ist, weshalb kommen sie überhaupt?

Denn die Aufgabe der Sternkunde besteht ja, wie man sagt, nicht darin, aus den Sternen zu sehen, dass jemand geboren ward, sondern aus der Stunde der Geburt die Zukunft vorherzusagen. Die Magier aber waren weder zugegen, solange die Mutter in Schwangerschaft war, noch kannten sie die Zeit der Geburt, und ebensowenig diente ihnen diese als Anhaltspunkt, aus der Bewegung der Sterne die Zukunft vorherzusagen. Im Gegenteil, sie hatten den Stern lange vorher in ihrem Lande erscheinen sehen, und kamen erst dann, das Kind zu sehen; ein Umstand, der sicher noch viel schwieriger zu erklären sein dürfte als das Frühere.

Denn was in aller Welt konnte sie dazu veranlassen, was konnten sie Gutes davon erwarten, einem König zu huldigen, der so weit entfernt war? Wenn es wenigstens ihr eigener, zukünftiger König gewesen wäre; aber selbst dann hätte ihr Verhalten kaum einen Sinn gehabt. Wenn in ihrem eigenen Königshause ein Kind geboren worden und sein königlicher Vater anwesend gewesen wäre, dann könnte wohl einer vernünftigerweise sagen, sie hätten den Vater ehren wollen, indem sie dem neugeborenen Kinde ihre Huldigung darbrachten, und hätten die Absicht gehabt, sich dadurch das besondere Wohlwollen des Königs zu sichern. In diesem Falle aber konnten sie unmöglich erwarten, das neugeborene Kind könne jemals ihr König werden, sondern höchstens der eines ganz fremden Volkes, das weit entfernt von ihrem eigenen Lande wohnte. Ja sie mußten sehen, dass es noch nicht einmal zum Manne herangewachsen war. Weshalb unternehmen sie also da eine so weite Reise, bringen Geschenke dar, und setzen sich bei all dem noch Gefahren aus? Als nämlich Herodes von ihnen hörte, erschrak er und auch das ganze Volk geriet bei dieser Nachricht in Aufregung [Mt 2,3]. Nun, das haben sie eben nicht vorausgesehen, meinst du. Aber das wäre ja eine Torheit! Denn wenn sie auch noch so einfältig gewesen wären, soviel mußten sie doch wissen, dass sie eine Stadt betraten, die bereits einen König hatte. Wenn sie also unter solchen Umständen mit einer solchen Botschaft kamen, und verlauten ließen, es sei noch ein anderer König da als der, der dort regierte, mußten sie da nicht tausendfache Todesgefahr wider sich heraufbeschwören? Und wie kamen sie vollends dazu, vor einem Kind ihr Knie zu beugen, das noch in Windeln lag? Wäre es wenigstens ein Mann gewesen, so könnte man sagen, sie hätten sich deshalb in offene Gefahr gestürzt, weil sie Hilfe von ihm erwarteten. Doch auch das wäre äußerst töricht gewesen, dass ein Perser, ein Barbar, einer der mit dem jüdischen Volke gar nichts zu tun hatte, sein Haus verlassen, seiner Heimat, seinen Verwandten und Bekannten entsagen und sich unter die Herrschaft eines fremden Königs stellen sollte.