• Wie ausländerfreundlich ist Gottes Gesetz wirklich?

Auf den siebenten Blick

… erkennt man, dass das Gesetz Moses auch im Neuen Testament gilt, mit entscheidenden Modifikationen.

Jesus Christus stellte klar, dass er nicht gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen [Mt 5,17]. Er hob damit das Gesetz auf einen höheren Level, sodass es richtig voll war. Und er lehrte anhand von einzelnen Geboten, wie diese richtig zu verstehen und zu halten sind. Dabei verschärfte er manche Gebote, andere ließ er auf, und schließlich fügte er neue hinzu. Neu führte Jesus Christus etwa die Gebote der Feindesliebe und Bruderliebe [Joh 13,34] ein.

Die Bruderliebe steht in der Lehre der Apostel über Nächstenliebe und Feindesliebe. So schrieb Apostel Paulus etwa: „Lasst uns also nun, wie wir Gelegenheit haben, allen gegenüber das Gute wirken, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens!“ [Gal 6,10]. Die Bruderliebe nimmt einen großen Platz in den apostolischen Lehrbriefen des Neuen Testaments ein, ganze Abschnitte sind ihr gewidmet [z.B. 1.Joh 3 und 4; 1.Kor 13]. Christus hat sie sogar zum Markenzeichen seiner Jünger ernannt:

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ [Joh 13,35]

Der Zeitgeist aber sagt: „Daran werden alle erkennen, dass ihr Christen seid, wenn ihr Liebe zu den Fremden habt.“

Wer erkennt den Unterschied?

Auch das Neue Testament macht einen Unterschied zwischen Brüdern und Fremden. Der Bruder im Neuen Testament ist allerdings nicht mehr der beschnittene Jude, sondern der getaufte Nachfolger Christi, kurz Christ. Das Aufnahmeritual und Zeichen des Bundes ist nicht mehr die Beschneidung, sondern die Taufe. Die christliche Gemeinde ist das Equivalent im Neuen Testament zum Volk Israel im Alten.

Der Fremde wird im Neuen Testament auch „Heide“ genannt. Damit wurden zunächst alle Nicht-Juden bezeichnet, später dann aber im übertragenen Sinn aus Sicht der Christen alle Nicht-Christen. In beiden Fällen also das Gegenteil vom Glaubensbruder, kurz Bruder.

So wie dem Volk Israel im Alten Testament befohlen wurde, das Böse aus seiner Mitte zu entfernen [5.Mo 13,12;21,21;22,21.24;24,7], genauso wird die christliche Gemeinde im Neuen Testament aufgefordert das Böse aus ihrer Mitte zu entfernen [1.Kor 5,13]. Der große Unterschied liegt aber in der Methode. Während die Juden die Todesstrafe eigenhändig ausführen mussten, haben Christen im Neuen Testament nie getötet. Das Töten hat Christus streng verboten, sogar jenes nur mit Worten. Dennoch gab es Strafe und Züchtigung auch bei Christen im Neuen Testament. Der Bruder, der in Sünde lebte, wurde ermahnt, zurechtgewiesen und im schlimmsten Fall, falls er nicht Buße tat, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und war dann zu behandeln wie ein Heide [Mt 18,15-17].

Wie wurde ein Heide in der Bibel behandelt VON JUDEN?

Die Juden mieden Heiden. Sie betraten nicht mal das Haus eines Heiden, weil sie sich dadurch verunreinigten [Joh 18,28]. Auch Jesus Christus sprach ungern mit Heiden [Mt 15,23-24]. Nach seiner Auferstehung gebot Christus aber seinen Jüngern hinauszugehen und alle Nationen zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und zu lehren alles zu bewahren, was er geboten hatte [Mt 28,19]. Dieser Auftrag impliziert also Gespräche und Kontakt mit Heiden, auch das Betreten heidnischer Häuser.

Wie wurde ein Heide in der Bibel behandelt von CHRISTEN?

Mit Sicherheit nicht so herzlich und offen wie ein Bruder. Mit Brüdern hatte man Tischgemeinschaft, Gebetsgemeinschaft, Hausgemeinschaft, ja sogar Gütergemeinschaft. Sie waren „ein Herz und eine Seele“, wird berichtet [Apg 4,32]. Bei Fremden (Heiden) war man reservierter. Sie wurden erst mal geprüft. Jesus wies seine Jünger an, wenn sie in eine Stadt kämen vorher zu prüfen ob sie würdig sei, und dann erst dort einzukehren [Mt 10,11].

Die Christen betraten also nicht wahllos jedes Haus (Petrus etwa wurde von Gott darauf vorbereitet, das Haus eines gottesfürchtigen (!) Heiden zu betreten [Apg 10]). Umgekehrt öffneten sie auch nicht jedem ihr Haus und hießen auch nicht jeden Fremden willkommen. Der Apostel Johannes formulierte folgende Anweisung:

Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht! Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken [2.Joh 10].

Das erweist sich an etlichen Stellen im Neuen Testament, dass die Christen bemüht waren, nicht an fremden Sünden teilzuhaben. So lehrten sie etwa auch Zurückhaltung beim Hände Auflegen [1. Tim 5,22].

Die Begegnung zwischen Christen und Fremden fand demnach hauptsächlich auf öffentlichen Plätzen und am Arbeitsplatz statt, in einer freundlich korrekten, aber eher allgemeinen Art der Liebe, nämlich Nächstenliebe. Kein Vergleich zur Bruderliebe. Die Bibel berichtet, dass genau die Bruderliebe und innige Gemeinschaft der Christen im Lobpreis Gottes ihnen Gunst beim Volk einbrachte. Und so kamen täglich neue hinzu, die Christen wurden! [Apg 2,46+47]

Christen waren fleißige, ehrliche Menschen, die nichts von Egoismus und Faulheit hielten sondern einander uneigennützig dienten und zu einem heiligen Lebenswandel ermutigten.

Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“[2.Thess 3,10] oder „Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen alle!“ [1.Thess 5,17] oder „Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich und nicht nach der Überlieferung wandelt, die ihr von uns empfangen habt.“ [2.Thess 3,6] waren christliche Grundsätze, die die Aposteln im Neuen Testament lehrten. Und diese sind artverwandt zu den Geboten Gottes im Alten Testament. Auch im alttestamentlichen Volk Israel ermahnte man einander zu einem ordentlichen, gottgefälligen Leben, kümmerte man sich im Gegenzug aber um die Schwachen, und hatten die Arbeitsunwilligen und Unordentlichen keinen Platz.

Der Umgang der Christen untereinander wurde also nicht nur von den Fremden wohlwollend wahrgenommen, sondern war für sie derart erstrebenswert, dass sie das auch wollten und sich ihnen anschlossen. Das war ein wichtiger Motor für die Verkündigung des Evangeliums. Jesu Worte („Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“) erwiesen sich als goldrichtig. Ganz im Gegensatz zur „Liebe“ des Mainstreams heute, die sich auf die Fremden konzentriert und die Christen spaltet.