Eine Verheißung des Herrn wird oft falsch übersetzt und missverstanden, weil viele nicht wissen, auf was sich Jesus in Wahrheit bezog. 

Ein tückischer Übersetzungsfehler verzerrt eine berühmte Verheißung Jesu an Seine Gemeinde folgendermaßen:

Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. (Matthäus 16,18 LUT)

Doch Jesus sprach an der Stelle gar nicht von der Hölle, sondern davon:

Weisheit 16,13 Matthäus 16,18
Denn du hast Gewalt über Leben und Tod; und du führst hinunter zu den Pforten des Totenreichs und führst wieder herauf. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.
Lutherbibel 2017 Schlachter 2000

Wer nicht weiß, dass sich Jesus Christus mit dem Begriff „die Pforten des Totenreichs“ auf das Buch Weisheit bezog, macht aus dem Totenreich bald mal die Hölle. Das sind aber zwei völlig verschiedene Orte und ergeben in der Verheißung einen ganz anderen Sinn. Wer die Apokryphen nicht kennt, kann das Neue Testament rasch falsch verstehen. Und so wurden schon viele Irrlehren aus diesem Satz von Jesus gesponnen.

Die Hintergrundgeschichte

Der Herr Jesus benutzte an dieser Stelle den griechischen Begriff polai hadou (πύλαι ᾅδου), was wörtlich übersetzt „die Pforten des Hades“ heißt. Offensichtlich halten aber leider viele „Gelehrte“ den Hades für die Hölle. So auch der Erzbischof von Wien, der auf der offiziellen Website der Erzdiözese Wien folgende Botschaft verbreitet:

„Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Es ist eine gewaltige Verheißung, die Jesus dem Simon Petrus, einem einfachen Fischer aus Galiläa gegeben hat. Noch gewaltiger wird die Verheißung, wenn wir dazunehmen, was Jesus noch weiter verspricht: „Und die Mächte der Unterwelt werden sie, meine Kirche, nicht überwältigen.“ Wörtlich genauer ist die alte Übersetzung, die viele noch im Ohr haben: „Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden.“ Das bedeutet doch: Weder Tod noch Teufel können „meine Kirche“ zunichte machen. (erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn (24.8.2014))

Die alte Übersetzung, die der Kardinal Christoph Schönborn meint, ist leider keineswegs wörtlich genauer, sondern falsch. Denn der Hades ist nicht die Hölle, sondern die Unterwelt oder - wörtlich noch genauer - die Totenwelt. Die Hölle heißt auf Griechisch nicht hades sondern geenna (γέεννα) und das Wort kannte Jesus sehr wohl und verwendete es zum Beispiel hier:

Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib verderben kann in der Hölle! (Matthäus 10,28)

Jesus hat aber absichtlich nicht von der Hölle sondern vom Hades, dem Totenreich, gesprochen als Er gegenüber Petrus die besagte Verheißung aussprach. Und dass Er das bewusst tat, zeigt die Formulierung polai hadou („die Pforten des Hades“), die nur ein einziges Mal in der Schrift vorkam, bevor Jesus sie zitierte, nämlich im Buch Weisheit. Dort wird im Zusammenhang auch klar, dass es nicht um die Hölle sondern um das Totenreich geht:

Denn du hast Gewalt über Leben und Tod; und du führst hinunter zu den Pforten des Totenreichs und führst wieder herauf.
Wenn aber ein Mensch in seiner Bosheit jemanden tötet, so kann er den Geist, der entwichen ist, nicht zurückholen und die Seele nicht aus dem Totenreich befreien. (Weisheit 16,13-14)

Wer diesen Abschnitt aus dem Buch Weisheit kennt, dem ist sonnenklar, dass es um das Totenreich geht und um die Macht, Tote aus diesem Reich zu befreien, das heißt, sie wieder lebendig zu machen. Es geht also um die Auferstehung. Darüber spricht Jesus! Diese Macht hat nur Gott allein. Es geht nicht um die Hölle, sondern um das Totenreich. Jesus konnte voraussetzen, dass seine Zuhörer das Buch Weisheit kannten, das damals selbstverständlicher Bestandteil der heiligen Schrift, nämlich der Septuaginta, war - oder zumindest dass sie alle soweit Griechisch konnten, um den Unterschied zwischen hades (Totenreich) und geenna (Hölle) zu kennen. Jesus sprach in Wirklichkeit weder über die Hölle, noch über den Teufel, noch über die Mächte der Finsternis, sondern darüber, dass der Tod keine Macht über die Gemeinde Christi hat, denn Er hat ihr die Auferstehung verheißen.

Wir werden die genauen Unterschiede zwischen Tod und Teufel, sowie zwischen Totenreich und Hölle, in einem eigenen Beitrag erläutern. Das erfordert eine tiefergehende Betrachtung, denn leider können heute nicht einmal mehr alle Bibelübersetzer und Bibellehrer diese unterscheiden, wie man deutlich an Matthäus 16,18 sehen kann:

Bibel Matthäus 16,18
Schlachter 1951 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Luther 1545 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Lutherbibel 2017 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Herder Bibel 2005 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.
Johannes Greber 1936 Nun möchte ich auch meinerseits dir etwas sagen: Dein Name ist Kephas; dieses Wort bedeutet Fels. Auf einem solchen Felsen will ich meine Gemeinde aufbauen, und die stärksten Mächte der Finsternis werden nicht imstande sein, die Oberhand über sie zu gewinnen.
Grünewald 1924 Ich sage dir: Du bist Petrus; auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.
Tafelbibel 1911 Und Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde Ich Meine Kirche bauen, und die Tore der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Neues Leben Von nun an sollst du Petrus heißen. Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und alle Mächte der Hölle können ihr nichts anhaben.
Textbibel 1906 So sage auch ich dir: du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Leander van Ess 1859 Auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Johann Albrecht Bengel 1742 Aber auch Ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich bauen meine Gemeine, und keine Höllenpforten werden sie überwältigen.

Die Ursache für die Unwissenheit liegt nicht zuletzt daran, dass sie alle nicht mehr die Apokryphen kennen, die einiges darüber lehren, und auf die Jesus und Seine Nachfolger sich bezogen.