Der unbekannte Apostelschüler, der uns einen überaus lesenswerten Brief hinterließ.

Über diesen Mann wissen wir so wenig, dass es schon eine Schande ist. Nicht einmal sein Name ist uns heute noch bekannt. Alles was wir von ihm wissen beschränkt sich auf eine kleine Bemerkung in seinem Brief an Diognet. Dort erwähnt er in Kapitel XI, dass er „ein Jünger der Apostel“ ist, auf Griechisch: ἀποστόλων γενόμενος μαθητὴς (apostolon genomenos mathetes). Das letzte Wort in dieser Formulierung wurde später in Ermangelung der Kenntnis des Namens als Pseudonym herangezogen und so hat sich in der Patristik eingebürgert, dass er Mathetes genannt wird.

Die Experten diskutieren heute noch darüber, ob er im wörtlichen oder im übertragenen Sinne ein Apostelschüler war. Vieles spricht dafür und wenig dagegen, dass Mathetes tatsächlich einer der vielen, uns heute namentlich unbekannten, Schüler eines oder mehrerer Apostel war. Sein Brief an Diognet strahlt eine derartige Frische und Unverfälschtheit auch in der Sprache und Argumentation des sehr frühen Christentums aus, dass wir gerne geneigt sind, seine Selbstdarstellung als Apostelschüler wörtlich zu nehmen. Die Ähnlichkeit zum 1.Klemensbrief kann man kaum übersehen und so wäre das ein Indiz, dass Mathetes ein Schüler von Apostel Paulus war oder wenigstens von dessen Schüler Klemens von Rom. Unsere Unwissenheit sollte uns demütig machen. Und so steht es uns nicht an, seine Worte hochmütig abzuändern oder zu relativieren oder ihn gar zu belehren.