• Aber weshalb folgte nicht das Volk den Magiern, sondern erschrak ebenso?
Die Ankunft der Magier bei Herodes
Die Ankunft der Magier bei Herodes

Wende mir nur nicht dagegen ein, es sei ja das nur Schein und nicht Wirklichkeit.

Dieser Schein hat schon manche zu wirklichen Ehebrechern gemacht und viele Familien zugrunde gerichtet. Gerade das verursacht mir am meisten Kummer, dass man solche Darstellungen gar nicht für schlecht hält, dass vielmehr Beifallklatschen, Lärm und großes Gelächter zu hören sind, während man solche Ehebruchsszenen vorzuführen wagt.

Was sagst du? Es ist alles nur Schein und Spiel. Gerade deswegen verdienten eigentlich diese Leute tausendfach den Tod, weil sie mit solchem Eifer Dinge darstellen, die durch alle Gesetze verboten sind. Denn wenn die Sache an sich schlecht ist, dann ist auch deren Darstellung schlecht. Da will ich noch gar nicht davon reden, wie viele Ehebrüche diejenigen veranlaßt haben, die solche Ehebruchstücke spielen, und wie frech und unverschämt sie die Zuschauer machen. Denn es gibt nichts Lüsterneres und Frecheres als das Auge, das solches zu schauen vermag. Auf offener Straße möchtest du kein nacktes Weib ansehen, nicht einmal zu Hause; du würdest dies für eine Schande halten. In das Theater aber gehst du, um das Geschlecht des Mannes und des Weibes in gleicher Weise zu beschimpfen und deine eigenen Augen zu schänden!

Sage mir nicht, das nackte Weib ist ja eine Hure; nein, die Hure und die Freie haben die gleiche Natur, denselben Leib. Wenn das nichts Schlechtes ist, warum entfernst du dich dann so eilig, wenn du etwa auf offener Straße so etwas siehst, und sorgst auch, dass das Weib fortgeschafft wird, das eine solche Schamlosigkeit begeht? Oder ist so etwas nur schlecht, so lange wir allein sind, sobald wir aber in großer Anzahl beisammensitzen, ist es keine Schande mehr? Geh, solche Reden sind lächerlich und eine Schmach, und beweisen nur deine große Verlegenheit. Besser wäre es noch, du würdest deine Augen mit Kot und Schmutz besudeln, als dass du solche Ungehörigkeiten ansiehst. Denn der Kot schadet dem Auge nicht so sehr, als ein unkeuscher Blick und das Anschauen eines entblößten Weibes.

Höre nur, was zu allererst die Nacktheit verursacht hat, und fürchte dich vor dem, was diese Schmach veranlaßt hat. Was hat sie also verursacht? Der Ungehorsam und die Nachstellung des Teufels. So hat der Teufel schon vom allerersten Anfang an darauf sein Augenmerk gerichtet. Aber jene schämten sich doch wenigstens noch, dass sie nackt waren; ihr aber gefallet euch noch darin, genau, wie der Apostel gesagt hat: „In der Schande finden sie ihre Ehre“[Phil 3,19] .

Wie wird dich also in Zukunft deine Frau ansehen, wenn du von einem solch schmählichen Schauspiel heimkehrst? Wie wird sie dich empfangen? Wie dich anreden, nachdem du in so schandbarer Weise das weibliche Geschlecht verhöhnt hast, von solch obszönem Anblick gefangen und zum Sklaven eines entehrten Weibes geworden bist? Wenn ihr aber ob meiner Ermahnung Reue empfindet, so macht ihr mir damit eine überaus große Freude. „Denn wer ist es, der mich erfreut, wenn nicht der, der meinetwegen trauert?“ [2.Kor 2,2] . Höret also nie auf, über diese eure Sünden zu weinen und euch Gewissensbisse zu machen; denn solch ein Schmerz wird für euch der Anfang einer Wendung zum Besseren sein.

Darum habe ich auch heute eine schärfere Sprache als sonst geführt, damit der Einschnitt um so tiefer werde und ich euch so von dem Fäulnis erregenden, berauschenden Gifte befreie, und eure Seele rein und gesund mache. Dessen mögen wir alle uns allweg erfreuen und den Kampfpreis erreichen, der für so edles Handeln ausgesetzt ist, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen.

Chrysostomus, Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV), Sechste Homilie. Kap. II, V.1-3., 4.-8.