• Aber weshalb folgte nicht das Volk den Magiern, sondern erschrak ebenso?
Die Ankunft der Magier bei Herodes
Die Ankunft der Magier bei Herodes

Wenn auch du solche Tränen weinst, dann bist du dem Herrn ähnlich geworden.

Denn auch er hat geweint über Lazarus und Jerusalem, und über das Schicksal des Judas ward er erschüttert [Joh 13,21]. Und weinen sehen kann man ihn oft, lachen niemals, nicht einmal stille lächeln; wenigstens hat kein Evangelist etwas davon berichtet. Deshalb sagt auch der hl. Paulus selbst von sich, und andere sagen es von ihm, dass er geweint habe, drei Nächte und drei Tage lang geweint; dass er aber gelacht hätte, das hat er nirgends gesagt, weder er noch andere; aber auch kein anderer Heiliger hat dies weder von sich noch von einem anderen Heiligen erzählt. Nur von Sara allein wird dies berichtet, nämlich damals, als sie getadelt wurde, und ebenso vom Sohne Noes [Gemeint ist ein Sohn von Noah, nämlich Ham, der über seinen Vater lachte. Nachzulesen in Genesis Kapitel 9. Chrysostomus las und zitierte - wie alle frühen Christen - die LXX und schrieb daher auch die Namen demgemäß.], da er aus einem Freigeborenen zum Sklaven wurde.

Das alles sage ich aber, nicht um das Lachen zu verpönen, sondern nur, um die Ausgelassenheit zu verhindern. Denn sage mir doch: Welchen Grund hast du denn, eingebildet und ausgelassen zu sein, der du noch für so viele Sünden verantwortlich bist, vor dem furchtbaren zukünftigen Richterstuhl erscheinen mußt, und über alles, was du hienieden getan, genaue Rechenschaft abzulegen hast? Ja, wir werden für unsere freiwilligen und unfreiwilligen Sünden Rede und Antwort stehen müssen. „Denn“, heißt es, „wer mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich vor meinem Vater verleugnen“ [Mt 10,35] . Selbst wenn diese Verleugnung unfreiwillig ist, geht sie doch nicht straflos aus [Luk 12,47-48], sondern auch für sie müssen wir uns verantworten, ja für alles, ob wir darum wissen oder nicht. „Ich bin mir keiner Schuld bewußt“, sagt der Apostel, „aber darum bin ich noch nicht gerechtfertigt“ [1.Kor 4,4] ; für alles, ob wir es unbewußt oder mit Absicht getan haben. „Ich gebe ihnen das Zeugnis“, sagt der hl. Paulus, „dass sie Eifer haben für Gott, aber keinen erleuchteten“ [Röm 10,2] . Das genügt aber nicht zu ihrer Rechtfertigung. Und an die Korinther schreibt er: „Ich fürchte, wie einst die Schlange in ihrer Arglist die Eva verführte, so möchte sie auch eure Gesinnung verderben zum Abfall von der Einfalt des Glaubens an Jesus Christus“ [2.Kor 11,3].

Während du also über so vieles wirst Rechenschaft ablegen müssen, sitzest du da und lachst, redest läppische Dinge und gibst dich eitler Lebenslust hin. Ja du sagst: Wenn ich das nicht tue, sondern immer in Trauer lebe, was habe ich davon? Ungemein viel, sogar so viel, dass man es mit Worten gar nicht auszusprechen vermag. Bei weltlichen Gerichten entgehst du nach gefälltem Urteil der Strafe nicht, und wenn du noch so viel weinst. Hier aber brauchst du nur zu bereuen und das Urteil ist aufgehoben, es wird dir verziehen. Darum redet Christus so oft von der Reue zu uns, preist die Bußfertigen glücklich und ruft Wehe über die, die lachen. Diese Welt ist eben kein Theater zum Lachen; nicht dazu sind wir beisammen, um schallendes Gelächter anzuschlagen, sondern um zu seufzen, und mit diesem Seufzen werden wir uns den Himmel erwerben.

Wenn du vor deinem Herrscher stehst, wagst du nicht einmal leise zu lächeln; während aber der Herr der Engel in deinem Innern weilt, stehst du nicht da in Furcht und Zittern und mit der geziemenden Ehrfurcht, nein, du lachst, während er so oft sich über dich erzürnt und du bedenkst nicht, dass du ihn damit noch mehr herausforderst als mit deinen Sünden. Denn Gott pflegt sich nicht so fast von den Sündern abzukehren, als von denen, die nach der Sünde keine Buße tun. Aber trotzdem bleiben auch da noch manche so unempfindlich, als wollten sie nach all dem noch sagen: Ich möchte, dass ich niemals zu weinen brauchte; Gott gebe mir lieber, dass ich immer lachen und scherzen kann. Gäbe es aber etwas Kindischeres, als so zu denken? Nicht Gott gibt uns Gelegenheit zur Ausgelassenheit, sondern der Teufel. Höre nur, wie es den Ausgelassenen erging: „Das Volk“, so heißt es, „saß beim Essen und Trinken, und dann standen sie auf, sich zu belustigen“ [Ex 32,6]. So machten es die Sodomiten, so auch die Menschen vor der Sündflut. Denn auch von jenen heißt es: „Sie schwelgten in Hochmut und Üppigkeit, und im Überfluß an Brot“ [Ez 16,49] . Auch zur Zeit des Noe [Gemeint ist Noah. Chrysostomus las und zitierte - wie alle frühen Christen - die LXX und schrieb daher auch die Namen demgemäß.] sahen die Leute durch so viele Jahre hindurch, wie die Arche gebaut wurde; aber sie ließen sich nicht rühren, sondern belustigten sich und dachten nicht an die Zukunft. Darum hat auch die Sündflut sie allesamt verschlungen und die ganze Welt in einem einzigen Schiffbruch begraben.