• ursprünglicher Name: Eberhard Arthur Julius Arnold
  • Geburtsjahr: 1883
  • Todesjahr: 1935
  • Tod unter: Adolf Hitler
  • gestorben in: Darmstadt
  • Tod durch: Beinoperation im Krankenhaus
  • Bücher: Die ersten Christen

Eberhard Arnold ist eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Rühriger Publizist und Verleger. Innovativer Pädagoge, Entwickler einer erstaunlichen Erziehungsmethode. Chronist und Impulsgeber der Jugendbewegung. Vater einer dynamischen, in jeder Hinsicht christlichen Lebensgemeinschaft, der Bruderhöfe, Wiederentdecker und Interpret einer jahrhundertealten geistlichen Tradition, ein scharfsinniger Denker, ein Pazifist.

Eberhard Arnold wurde am 26. Juli 1883 in Königsberg (Deutschland) geboren. Sein voller Name lautet Eberhard Arthur Julius Arnold. Eberhard wuchs im Kreise von fünf Geschwistern auf, es waren zwei Brüder und drei Schwestern.

Die Mutter kam aus einer Gelehrtendynastie; ihr Vater war Professor für Kirchengeschichte und Dogmatik an der Königsberger Universität, Großvater und Großonkel mütterlicherseits waren ebenfalls Theologieprofessoren und einflussreiche Männer in der Preußischen Union der Evangelischen Kirche gewesen. Nicht weniger spannend liest sich der Stammbaum des Vaters. Carl Franklin Arnold war Doktor der Theologie und Philosophie und arbeitete zur Zeit der Geburt von Eberhard als Gymnasiallehrer in Königsberg.

So überrascht es nicht, dass Eberhard Arnold Theologie, Philosophie und Pädagogik studierte. Jedoch begann er auch das Wort Gottes zu lesen und kam in Berührung mit den Schriften der frühen Christen und der Täuferbewegung. Diese Schriften brachten ihm sehr zum Nachdenken und Eberhard bemerkte, dass diese Worte Jesu auch heute noch gelten und gelebt werden müssen. Die Bergpredigt sah er als Herzstück der Lehre von Jesus Christus. Auch die Erwachsenentaufe erkannte er eindeutig als biblisch an. Leider sahen seine Eltern diese Entwicklung ihres Sohnes gar nicht gern. Seine Verlobte Emmy befürwortete diese neue Erkenntnis aus der Schrift und unterstützte Eberhard. Beide, Eberhard und Emmy, betrachteten diese Herrenworte wie eine eigene elementare Gewalt, die plötzlich über sie gekommen war. Ab nun bemühten sie sich leidenschaftlich darum, Jesus kompromisslos zu folgen.

Diese Nachfolge kostete sie viel. Eberhard trat aus der Evangelische Kirche aus und ließ sich als Erwachsener taufen, seine Evangelische Taufe als Säugling sah er als ungültig an. Aufgrund seiner Entscheidung zur Erwachsenentaufe, distanzierten sich seine Eltern von ihm. Nun musste Eberhard auch eine neue Einkommensmöglichkeit finden, da er kein Mitglied mehr der Evangelischen Kirche war. Diese hatte ihm eine gute Lehranstellung in Aussicht gestellt. Jedoch waren Arnold und Emmy der Gehorsam gegenüber Gottes Wort mehr wert, als die menschlichen Sicherheiten, die die Welt ihnen bot. Somit war Eberhard ohne Einkommen, was den Eltern von Emmy missfiel. Trotzdem heirateten Arnold und Emmy (Mädchenname Hollander) im Jahre 1909 und suchten emsig Gottes Wege.

Arnold begann ab 1909 als freier Schriftsteller, mit der Absicht, somit das wahre Evangelium Gottes zu verkünden. Inspiriert wurde er durch das Leben der frühen Christen und durch die Bruderschaften der Reformationszeit, wie z.B. die Hutterer. Während des ersten Weltkrieges wurde Eberhard Generalsekretär der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung (D.C.S.V.) und Mitbegründer des Furcheverlages, dem er bis 1920 als Direktor angehörte.

Getrieben vom Geist Gottes starteten Eberhard und Emmy im Jahre 1920 mit ihren fünf Kindern eine kleine Gemeinschaft, den ersten Bruderhof, in Sannerz (Deutschland). Emmys Schwester Else von Hollander trat auch dem Bruderhof bei und war ihnen eine treue Stütze bis zum Ende. Bedingungslose Nachfolge und das gemeinsame Leben als Jünger Jesu, die geschwisterliche Gemeinschaft, und die reale Erwartung des Reiches Gottes, das auf diese Erde kommt, bestimmten ihr Leben.

Sie lebten vor, dass die Bergpredigt kein neues Gesetz der Moral ist, sondern Zeugnis und Mitteilung der Kraft des kommenden Reich Gottes und des wahren Lebens. In der Gemeinschaft Christi wird das Leben klar, einfach, entschieden und bedingungslos. Die Nachfolge und das gemeinschaftliche Leben gehören zusammen, auch wenn es oft menschlich sehr herausfordernd war, sie Armut erlebten, und einige Schicksalsschläge erdulden mussten.

Sie nahmen Waisenkinder liebevoll auf, versorgten und unterrichteten sie. Sie betrieben Landwirtschaft, wobei alle mithalfen (auch Kinder) und der Wille oft mehr zählte als das Ergebnis. Sie arbeiteten täglich unermüdlich, körperlich sowie auch geistlich. Neben all diesen praktischen Aufgaben schrieb Eberhard zahlreiche Schriften und Bücher und Tausende von Briefen, später sogar auch an Adolf Hitler.

Schließlich besuchte er auch die Hutterer in Nordamerika (alle drei Richtungen: die Lehrerleut, die Schmiedeleut und die Dariusleut), wo er ein Jahr lang blieb. Er wurde von diesen aufgrund seines praktizierenden Glaubens als Hutterer aufgenommen und von allen als „Diener am Wort“ bestätigt. Eine besondere Ehre für ihn. Seine Gemeinschaft wurde deswegen auch „Neuhutterer“ oder „Arnoldleut“ genannt.

Wieder zuhause in Deutschland, schlug die politische Entwicklung hart zu: Adolf Hitler wurde Reichsführer. Eberhard erkannte von Anfang an klar, dass Hitler nicht der Retter - und in Gottes Augen auch nicht der Führer - des Deutschen Volkes war und schrieb ihm Briefe, um ihm seine göttliche Verantwortung bewusst zu machen und ihn auf den einzigen echten Führer und König Jesus Christus hinzuweisen.

Eberhard und seine Bruderhofgemeinschaft waren eine der wenigen Christen, die geschlossen Hitler nicht huldigten und ihn nicht einmal wählten, sie wählten bei der Pflichtwahl („Entweder Hitler wählen oder ins KZ“) alle ungültig, indem jeder ein Bekenntnis zu Christus auf den Wahlzettel schrieb. Das hatte für die Bruderhofbewegung ein Nachspiel. Sie wurden nach Hitlers triumphalen Wahlsieg von den Nazis enteignet, verboten und in einer Nacht- und Nebelaktion von der Wehrmacht umstellt. Sie mussten mit den Kindern flüchten. Es gab viele Herausforderungen. Aber sie vertrauten auf Gott, trotz des Gegenwindes. Die ganze Geschichte wurde später von Eberhards Frau Emmy in dem Buch „Botschaftsbelagerung - Die Geschichte einer christlichen Gemeinschaft im Nationalsozialismus“ berührend und authentisch erzählt. Es ist als kostenloser Download beim Plough Verlag im Internet erhältlich.

Vor dieser Zerschlagung und Enteignung des Bruderhofes durch die Nazis starb Eberhard plötzlich und unerwartet im Jahre 1935 in einem Nazi-Krankenhaus. Er war wegen einer Beinoperation aufgenommen worden, eine Routineoperation, wie es hieß. Sein Tod war ein schwerer Schlag für die ganze Gemeinschaft und lässt Fragen offen.

Seine Frau Emmy und die Geschwister der Bruderhofbewegung, die dem Adolf Hitler Regime entkommen waren, gaben nicht auf und vertrauten Gott. Sie arbeiteten fleißig weiter. Im Laufe der Jahre wurden im Exil neue Bruderhöfe gegründet. Heute findet man sie in den USA, z.B. in Woodcrest, wo auch Emmy bis zu ihrem fünfundneunzigsten Lebensjahr lebte, bevor sie im Januar 1980 ihr langes, erfülltes Leben in tätiger Hingabe an Gottes Willen vollendete und heimging.

Weitere Bruderhöfe gibt es in Deutschland, Österreich, England, Australien, Paraguay und Südkorea.

Ausführliche Biographie: „Eberhard Arnold - Ein Leben im Geist der Bergpredigt“ von Markus Baum.

Mehr Informationen unter bruderhof.de und plough.com.